31 Jul

Markus Hauri – ein Leben mit der Bahn

Dampfzug der Brünigbahn in den dreissiger Jahren (Foto © Markus Hauri/Sammlung Daniel P. Wiedmer)

Markus Hauris Leben wurde von der Eisenbahn bestimmt: Er war bereits in jungen Jahren begeisterter Eisenbahnfan und Modellbauer; in den 1950er und 60er Jahren prägte er als Obermaschineningenieur das Gesicht der BLS und publizierte Bücher und Beiträge zur Eisenbahn. Sein fotografisches Werk wurde erst in jüngster Zeit wiederentdeckt.

Fast komplett in Vergessenheit geraten ist sein modellbauerisches Schaffen. Er war einer der wichtigen Protagonisten der Pionierzeit des schweizerischen Eisenbahn-Modellbaus in den 1930er Jahren. In einem zweiteiligen Beitrag im Eisenbahn Amateur August (bereits erschienen) und September 2019 stellen wir Markus Hauri in seinem beruflichen Leben als Obermaschineningenieur der BLS vor und zeigen einige seiner schönsten Eisenbahnfotos, unter anderem noch nie publizierte Bilder eines Eisenbahnunfalles bei der Rhätischen Bahn in Stuls in den dreissiger Jahren.

 

Familie Hauris Ferienhaus in Bergün; die ganze Familie vor dem Haus und beim Heissluftballon starten (Foto © Markus Hauri/Sammlung Daniel P. Wiedmer)
Eisenbahnunglück der RhB bei Stuls im privaten Fotoalbum: die ganze Familie half mit beim Umlad von Gepäck und Fahrgästen (Foto © Markus Hauri/Sammlung Daniel P. Wiedmer)

Im zweiten Teil des Beitrages stellen wir sein modellbauerisches Werk vor, das bereits in früheren Zeiten im EA Erwähnung fand, weil seine Modelle offenbar damals schon Aufmerksamkeit erregten durch ihre modellbauerisch hochstehende Qualität.

Im Blog zeigen wir einige zusätzliche Bilder, die leider im Heft keinen Platz fanden.

Markus Hauris Lieblingslok: das RhB-Krokodil … (Foto © Markus Hauri/Sammlung Daniel P. Wiedmer)
… und sein modellbauerisches Meisterwerk in Spur 1 (Foto © Franz Lüthi/Sammlung Daniel P. Wiedmer)
Markus Hauris Modelle auf einer Anlage in den 1930er Jahren (Foto © Sammlung Daniel P. Wiedmer)
Markus Hauri war ebenfalls ein begnadeter Publizist; einer seiner erfolgreichsten Publikationen war dieses kleine Büchlein, das damals von allen Eisenbahnbegeisterten verschlungen wurde und in mehreren Auflagen erschien. Dieses zerfledderte Exemplar trägt seine Unterschrift und stammt aus seinem Nachlass (Foto © Sammlung Daniel P. Wiedmer)
05 Nov

Damit es nicht vergessen geht…

Es gab sie, diese Brücke in Michelbach-le-Haut an der Strecke St-Louis -Waldighoffen

Modellbahn hat viele “Spielarten“. Eine ist das genaue Erforschen und danach exakte Nachbilden längst verschwundener Bahnanlagen, längst verschrotteter Fahrzeuge, längst abgerissener Gebäude. Damit werden dreidimensional eine vergessene Strecke und ihr einstiger Bahnbetrieb dokumentiert, was sonst nur auf ein paar Fotos und Plänen erhalten ist oder woran sich noch bruchstückweise immer weniger Zeitzeugen erinnern können. Angestrebt wird bestmögliche Authentizität, gepaart mit dem Sinn fürs Wesentliche, Humor und liebevolle Details.

Auch an der “Faszination Modellbau” 2018 in Friedrichshafen und an der “Grande Fête du Train Miniature” im elsässischen Bartenheim waren wieder solche Anlagen zu bewundern. In Friedrichshafen wurde beispielsweise durch den Günztalbahn- Museumsverein Ottobeuren die stillgelegte Nebenbahn Ungershausen – Ottobeuren in Spur 0 zum Leben erweckt.

Ottobeuren: Am 30. 9. 1996 fuhr der letzte Güterzug. Der Abriss der Gleisanlagen begann 2001. Heute ist von der Nebenbahn abgesehen von ein paar Gebäuden alles verschwunden.

In Bartenheim zeigte der Klub TMO Train Miniatures de l’Omois aus Château-Thierry auf einzigartigen Modulen (Spur H0) die französische Bahnwelt, inspiriert an der ehemaligen SNCF-Strecke Château-Thierry – Concy – Oulchy-Brény, östlich von Paris.

Ein Renault-Dieseltriebwagen hält im Bahnhof Coincy.

Die Burgruine Armentières-sur-Ourcq

Ein Güterzug mit BB 65000 fährt durch die Station Château-Thierry-les-Chesneaux.

Ein paar Module sind „freier“ empfunden, wie der kleine Bahnhof Nulpart (=Nirgendwo). Seine Vorbilder stehen auch auf Strecken der EST, aber eher in Lothringen und den Ardennen.

Die “Charité”  (natürlich nicht jene von Berlin…)

In französisch- und deutschsprachigen Handzetteln wurde den Besuchern erklärt, was auf den Modulen zu sehen ist. Ein besonderes Blatt richtete sich auch an die Kinder und inspirierte sie, kleine Szenen zu beobachten, bestimmte Objekte zu suchen.

Völliger Szenenwechsel: Bahnhof Volgelsheim bei Neuf-Brisach eines weitern Ausstellers. Das Bahnhofgebäude mit dem charakteristischen Turm erinnert natürlich an Huningue. Denn der Rheinübergang Breisach – Colmar entstand gleichzeitig wie die Palmrainbahn im ersten Ausbauprogramm des Deutschen Kaiserreichs zur besseren Anbindung Elsass-Lothringens. Der berühmte Elsässer Karikaturist Hansi spottete über den “Style Donjon” oder “Style Babel”, die Türme an öffentlichen Gebäuden der deutschen Verwaltung.

Ebenfalls in Bartenheim zeigte wieder Pierre Fritschy (EA 1 und 8/15) seine minutiös bis ins Detail gestalteten Module der 1957 stillgelegten Strecke St-Louis – Waldighofen (Artikel EA 8/15), diesmal den Bahnhof Muespach-le-Haut-Folgensbourg und ein Waldstück mit einer doppelten Strassenüberführung.

Dargestellt wird hier die Geschichte eines Strassenübergangs: Die hintere Brücke war 1940 beim Rückzug der französischen Armee aus dem Sundgauer Abschnitt der Maginot-Linie 1940 gesprengt worden, um die Bahnstrecke für die anrückende Wehrmacht zu unterbrechen. Zur Zeit der deutschen Besatzung wurde eine provisorische Holzbrücke gebaut. Erst nach dem Krieg wurde dann die ursprüngliche Brücke wieder aufgebaut, teilweise nur noch in Holz.

Doch Pierre Fritschys Module lassen nicht nur die Geschichte der vergessenen Sundgauer Bahnstrecke aufleben, sondern auch Alltagsszenen aus dem damaligen bäuerlichen Leben.

So klein sie ist, Pierre Fritschy hat diese Schnapsbrennerei nicht einfach „industriell“ eingekauft, sondern selber vorbildgetreu nachgebildet, damit es exakt stimmt!

Und immer wieder entdeckt man neue, auch humorvolle Szenen. Beim Betrachten sprudeln aus den älteren Besuchern die Erinnerungen.Die Kinder staunen, fragen und erfahren von Eltern und Grosseltern das, was sie in den Geschichtsbüchern kaum interessieren würde. Pierre Fritschys Motivation: “Damit es nicht vergessen geht!“

Auch alles im Garten am Bahnhof Muespach-le-Haut ist „selbst gemacht“

All diese Fotos sind Schnappschüsse, qualitätsmässig nicht auf der Höhe eines Modellbahn-Magazins. Sie sollen hier einfach diese „Spielart“ der Faszination am Modellbau zeigen, wie sie auch in der Schweiz von einigen Klubs und Privaten mit viel Hingabe und Eifer gepflegt wird. „Spielart“? Klar das ist natürlich keine Spielerei, sondern eine Passion, die – wie die Bilder zeigen – zu immer höheren Leistungen anspornt , „damit es nicht vergessen geht“.

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02 Nov

“gepimpte” Militärfahrzeuge als Ladegut

Bereits seit den sechziger Jahren ist Roco mit seiner Minitanks-Serie auf dem Markt, die unzählige Militärfahrzeuge aller Epochen im Massstab 1:87 anbietet. Diese eignen sich hervorragend als Ladegut für Eisenbahnwagen und sind sowohl im Laden als auch auf Börsen relativ preiswert zu haben. Die Qualität der Modelle war für die Entstehungszeit hervorragend und kann sich auch heute noch sehen lassen. Da die Fahrzeuge gesteckt und nicht geklebt sind, können sie für Umbauten relativ leicht demontiert werden.

Für einen amerikanischen Zug aus der Zeit des 2. Weltkrieges wählte ich als Ladung Halbkettenfahrzeuge (White M3 Half Track). Da diese neu ab Werk geliefert werden, sollen sie neu aussehen und sind noch mit Planen zugedeckt. Alles bei solchen Fahrzeugen sonst übliche Zubehör wie Pickel, Schaufeln oder Benzinkanister ist noch nicht montiert. Bei den Roco-Fahrzeugen fehlt die Plane oder ist – wenn vorhanden – wenig naturgetreu dargestellt. Das bedeutet: selber machen!

Die Frage war, wie? Die Firma Artitec vertreibt ein extrem schön gelungenes Modell dieses Halbkettenfahrzeuges (das Sanitätsfahrzeug mit Plachenverdeck auf dem Bild) als Resin-Handarbeitsmodell mit entsprechend hohem Preis. Dieses diente mir als Vorbild – neben verschiedenen Fotos aus dem Internet – für die Gestaltung der Planen. Welches Material aber würde sich eignen, um daraus solche Planen zu formen? Ich schaute mir verschiedene Stoffe an, deren Gewebe aber für den Massstab zu grob war, und die sich auch nicht genügend verformen liessen. Als ich beim Sonntags-Frühstück die Alufolie einer Packung Frischkäse abzog, hatte ich mein Material gefunden: Diese Folie ist recht stabil und weist eine feine Prägung auf, die zwar nicht Stoff imitiert, aber am Modell genau den gewünschten Eindruck eines Gewebes erzeugt. Und die Folie lässt sich relativ leicht verformen.

Ich habe das Artitec-Fahrzeug als Urform genommen, mein Plachenmaterial darüber angedrückt und so eine (Fast-) Kopie der Artitec-Plane erhalten. Diese kann dann noch leicht variert werden, damit jedes Fahrzeug etwas anders aussieht. Anschliessend wird die Plane in Form geschnitten. Zu diesem Zeitpunkt ist die Plane noch ziemlich instabil und kann leicht zerdrückt werden. Deshalb bestreiche ich sie von der Innenseite (die man ja zum Schluss nicht mehr sieht) mit einem Leim, der relativ dick aushärtet und der Plane Stabilität verleiht. Ich nehme dazu, was grad zur Hand ist – es eignet sich jeder Leim, der sich mit Aluminium verbindet und recht dickflüssig ist, wie etwa 2K-Epoxy.

Farbe und passende Abziehbilder helfen, ein möglichst naturgetreues Modell zu schaffen. Im letzten Bild sind die Wagen zu sehen, die mit diesen Panzerfahrzeugen beladen werden sollen. Es sind alte Fleischmann-Modelle, die mit neuen Beschriftungen, Farbe und Zubehörteilen ebenfalls modellgetreu gepimpt werden. Dazu mehr in einem späteren Beitrag.

 

17 Okt

Erste Eindrücke aus Bauma

Auch dieses Jahr waren der SVEA, die Zeitschrift Eisenbahn Amateur und Ostschweizer SVEA-Modellbahnklubs an der Plattform der Kleinserie in Bauma (12. – 14.  Oktober 2018) dabei.

Mitglieder des Modelleisenbahn Klubs Wil MECK beim Modellbau Spur 0

Der Flawiler MECF zeigte sein neu fertiggestelltes, funktionstüchtiges Modell eines  Integra-Schalterstellwerks. Mehr Informationen: https://www.mecf.ch/index.php?option=com_content&view=article&id=82&catid=37

Traditionsgemäss bringen wir in der Dezember-Ausgabe des Eisenbahn Amateurs einen Rückblick. Bereits finden Sie einige Bilder auf dieser Homepage und zwar unter “AKTUELL”  ” Beiträge.”

Die nächste Plattform der Kleinserie in Bauma findet übrigens vom 11. – 13.Oktober 2019 statt.

11 Jun

SVEA an den Rail Days 2018 im Verkehrshaus

Vom Freitag 22. – Sonntag 24. Juni 2018 finden im Verkehrshaus Luzern die Rail Days statt. (sh. auch Hinweis EA 6/2018, S. 283).

Auch dieses Jahr nimmt der SVEA mit der Zeitschrift Eisenbahn Amateur und Artikeln aus dem EA-Shop an den Rail Days an einem Stand teil. Wir freuen uns auf Ihren Besuch.

Zu den Programm-Highlights der Rail Days 2018 gehört die Erinnerung an die Dietschiberg-Modelleisenbahn. Im Dokumentationszentrum werden Filme, Fotografien und andere Archivalien über diese ab 1932 erbaute und Ende der 1970er Jahre aufgegebene Modellbahnanlage im Massstab 1:10 auf dem Dietschiberg gezeigt. Im Schauatelier ist eine Ausstellung von historischen Objekten zu sehen.

 

Im Fotoarchiv der dem SVEA angeschlossenen Frauenfelder Eisenbahn Amateure FEA haben wir noch alte Dias von der Dietschiberg-Modelleisenbahn entdeckt, fünf von einem Besuch der Anlage am 15. Juni 1957 und eines von einem Ausstellungsplakat. Sie sollen hier etwas Vorfreude auf die Präsentation im Verkehrshaus machen.

 

08 Jun

Ereignisreiche Tage im Swiss Vapeur Parc von Le Bouveret

Am 8. Juni 2018 konnte ein neuer Anlageteil eingeweiht werden.

Ein 57 m langer Tunnel unterquert einen aufgeschütteten Hügel. Zusammen mit einer Schlaufe um den Hügel wurde das Schienennetz um rund 250 m verlängert!

Vor dem Eintreffen der geladenen Gäste gilt es, eine erste Probefahrt durch den dem Gotthard nachempfundenen Tunnel zu machen.

Der Clubpräsident, Yves Marclay, begrüsst die Behörden und zahlreiche Gäste. Das rote Band verschliesst noch den Tunnel.

Das Band wird durchschntten und bald…

…erscheint der erste Zug!

Kurz darauf wird  der erste Gästezug in den Tunnel einfahren.

Unter dem Hügel entstand auch ein grosses Depot um Ganzzüge stets bereithalten zu können.

Mit dem 8. Juni begannen auch die 36. Dampftage.

Bereits werden die ersten Dampfloks bereitgestellt.

Die Jugend hilft schon begeistert mit!

Weitere Angaben zu den Dampftagen finden sich unter: www.swissvapeur.ch                    

Über die neuen Anlagenteile und die Zukunftspläne findet sich ein ausführlicher Bericht im EA 6/2018 und eine Rückschau auf den 8. Juni gibt es im EA 8/2018.

Zum Schluss noch 2 markante Sujets aus dem Park:

Die grossen Brücken und…

Schloss Aigle

 

 

19 Mai

SVEA an der Modellbahnausstellung Burgdorf 2018

Modulatelier Burgdorf

Noch bis Pfingstmontag, 21. Mai (16 Uhr) findet in Burgdorf die beliebte Modellbahnausstellung statt (Voranzeige EA 5/2018, S. 232). Die Tennishalle an der Zähringerstrasse 39 ist zu Fuss ca. 5 Minuten ab dem Bahnhof Burgdorf Steinhof erreichbar. http://www.modellbahnausstellung.ch/

Auch der SVEA ist mit der Zeitschrift „Eisenbahn Amateur” und EA-Shop-Artikeln mit einem Stand vertreten. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Hier ein paar spontan gemachte Schnappschüsse vom ersten Ausstellungstag, 19. Mai 2018, die auf den Besuch der faszinierenden Ausstellung „gluschtig“ machen sollen. Ein Kurzbericht mit weiteren Bildern folgt in der EA-Julinummer.

“Hier entsteht Kirche Vechigen” – Eisenbahnfreunde RBS (wie auch Bild darüber).

RABe 4/12 NExT RBS  ganz gross… von AEproduktion (IIm/G)

Trams soweit das Auge reicht (Oberbaselbieter Eisenbahn-Amateure  OEA)

Birseckbahn (Oberbaselbieter Eisenbahn-Amateure) – man vergleiche mit den Orignalfahrzeugbildern im Blog vom 26. 2. 2018.

“Das Berühren der Figüren mit den Pfoten ist verboten” – Spur 80/127

Rangierspiel Thuner Eisenbahn-Amateure

Tessiner Atmosphäre bei den Eisenbahnfreunden Ostermundigen EFO

Wasserfassen in Griesbach (Dampfatelier am km 103.455)

(oftmals) rasendes Dampftram am km 103.455

Und zum Abschluss nochmals “Worber Schnegg” am Stand  OEA und Modulbaugruppe Zollikofen.

Aber es gibt noch viel mehr zu sehen und zu bestaunen! Ein Besuch lohnt sich.

 

07 Mai

Spur 0n3 Trainbuffs zeigen ihre Anlage

Am Samstag, dem 5. Mai 2018 öffneten die 0n3 Trainbuffs dem Publikum die Türen zu der Fabrikhalle in Rikon (bei Winterthur), in der sie ihre riesige Anlage aufgebaut haben. Ihr Thema sind die Schmalspurbahnen der USA, wie sie heute noch bei der Cumbres & Toltec Scenic Railroad in Colorado erlebt werden kann: schnaubende Dampfrösser, einfachste Technik, und eine bergige, trockene Landschaft.     Der Massstab 1:43 (bzw. 1:48 in den USA) erlaubt feinste Details an den Loks und Wagen; Digitaltechnik ermöglicht wirklichkeitsnahe Licht- und Soundeffekte.

Der technische Aufbau der Anlage ist professionell und durchdacht. Bei der Landschaftsgestaltung wirken echte Meister: diese Anlage ist ein Vorbild für alle Modellbauer.

Hier ist das Gelände noch im Bau. Die angewandten Bautechniken sind zu sehen und können als Anregung für die eigenen Projekte dienen.

Wo ist diese Felswand zu finden? Jeder würde es sofort glauben, wenn ich behaupten würde, dieses Foto in der Nähe von Chama in den USA geschossen zu haben. In Wirklichkeit sind diese lebensechten Felsen eine Szene auf der Anlage der Trainbuffs!

So hervorragend lebensecht wirkende Details sind ebenfalls in Rikon zu finden, diesmal auf einem separat ausgestellten Diorama.

Typisch für kleine Nebenbahnen in den USA sind “Railbusses”, auf Eisenbahnräder gestellte Omnibusse, Personen- oder Lastwagen, wie hier die “Galopping Gooses” (im Original bei den Rio Grande Southern beheimatet). Die beiden Fahrzeuge werden heute für den Transport von Touristen benutzt, der ehemalige Post- und Fracht-Anhänger ist entsprechend umgebaut.

Dieser “Creek” überzeugt durch das fantastisch modellierte Flussbett und Wasser, die Felsen und die kleinen Details, wie etwa die Goldsucher, die im Flussbett stehen.

Diese Waldbahn führt zum Sägewerk, einer Ecke in der Anlage mit jeder Menge Details, bei denen man stundenlang verweilen könnte.

Wer Lust auf mehr hat, besucht die Homepage der Trainbuffs:

www.on3trainbuffs.com

 

 

08 Apr

Von Lummerland nach Schantung

Die Nürnberger Spielwarenmesse 2018 ist längst vorbei. Zwei Entdeckungen des Messebesuchs fanden aber nicht Eingang in den EA-Messebericht: Sie sind aus dem Reich der Phantasie oder erinnern an ein Stück deutsch-chinesische Geschichte, sind also ohne jeden Bezug zu dem, was in der Schweiz auf den Schienen fuhr, fährt oder immerhin zur grossen Auslandprominenz der Bahnfahrzeuge gehört.

Unübersehbar war die Lok Emma, aus dem Film über Jim Knopf und Lukas, den Lokomotivführer, der seit Herbst 2016 nach dem berühmten Buch von Michael Ende gedreht wurde und nun seit Ende März 2018 in den Kinos läuft. Sie stammt aus dem Original-Filmset, das als Attraktion des Filmparks Babelsberg besichtigt werden kann.

Absolut faszinierend war die herrlich gestaltete Märklin-Anlage der Insel Lummerland, mit dem Schloss des Königs Alfons der Viertel-vor-Zwölfte, dem Bahnhof, dem Haus von Frau Waas, und auf der Hinterseite die Fahrt durch eine rauchende Vulkanlandschaft.

Von einem andern Abenteuer, nicht von Jim Knopf und Lukas, vom Kaiser von Mandala und den Drachen Frau Mahlzahn erzählt die zweite Entdeckung, am Stand von Heris-Modellbahnen. Auch hier geht es um eine grosse Reise, aber um die verhinderte grosse Reise von vier deutschen Personenwagen. In braunem Teakholz und chinesisch wie deutsch beschriftet, waren sie für die Schantung-Eisenbahn in China gebaut worden, konnten aber nicht mehr geliefert werden, weil Japan im Herbst 1914 die Halbinsel Schantung besetzte. Leicht modifiziert wurden sie 1915 von preussischem KPEV übernommen, waren dann im Dienst der Deutschen Reichsbahn, am Schluss sogar noch bei DB und DR.

Ein Blick in Wikipedia lehrt, dass Kiautschou ein 1898 vom Kaiserreich China an das das Deutsche Kaiserreich verpachtetes Gebiet im Süden der Shandong-Halbinsel an der chinesischen Ostküste war. Grund für den Erwerb der Kolonie durch die Erzwingung eines Pachtvertrages mit China war der Wunsch nach einem Flottenstützpunkt für die Kaiserliche Marine in Ostasien. Im Ersten Weltkrieg kam Kiautschou nach der Belagerung von Tsingtau im November 1914 unter die Verwaltung des Japanischen Kaiserreichs.

Und aus Meyers Konversations-Lexikon von 1907 ist zu entnehmen: „Am 14. Juni 1899 bildete sich die Schantung-Eisenbahn-Gesellschaft in Berlin (Kapital 54 Mill. Mk.), die eine 450 km lange Strecke von Tsingtau ber Wéi-hsien nach Tsi-nan-fu, der Provinzhauptstadt von Schantung, nebst einer Zweiglinie nach Poschan programmgemäss innerhalb fünf Jahren vollendet hat. Die Schantung-Bergbaugesellschaft konnte bereits im Oktober 1903 die ersten Kohlen auf dieser Bahn von Poschan nach Tsingtau befördern.“ Überraschend schliesslich eine Bemerkung aus dem Wikipedia-Beitrag über die Schantung-Bahn: „Von Tsinan hatte sie Anschluss an das gesamte chinesische Eisenbahnnetz und damit auch an die Transsibirische Eisenbahn. In zwölf bis vierzehn Tagen konnte man von Berlin nach Tsingtau fahren.“

Wie unzählige andere Modelle werden auch die „Schantung“-Wagen in China gefertigt. Faszinierend ist die Geschichte deshalb, weil sie zeigt, welch „exotische“ Wagen heute auf dem Modellbahnmarkt angeboten werden und wie auf die deutschen Wagen für China rund 100 Jahre später die Produktion chinesischer Modellbahnwagen für Deutschland folgt, wobei  eine chinesischer Version auch für den chinesischen Markt angeboten werden soll!

09 Jan

Badens Spanischbrötlibahn am Ende?

Farbfotos oben und unten: Badenfahrt  16. 8. 1987, Foto R. Wanner

Wird die Spanischbrötlibahn bald verschrottet? So titelten Aargauer Medien kurz vor Weihnachten 2017. Die nähere Lektüre gab glücklicherweise rasch Entwarnung für aufgeschreckte Eisenbahn-Amateure: Thema ist nicht der Nachbau des Spanischbrötlibahnzugs von 1947. Es geht um eine noch 10 Jahre ältere Nachbildung, als Strassenfahrzeug, die kaum je im EA Erwähnung fand und finden dürfte, oder dann höchstens unter „Modellbahn“.  

80 Jahre vor der letztjährigen „Badenfahrt“ 2017, also zum 90-jährigen Jubiläum der Eröffnung der „Schweizerischen Nordbahn“ Zürich –Baden 1847 fand die erste «Grosse Badenfahrt» vom 6. – 15. August 1937 statt. Dazu baute die Technische Gesellschaft Baden einen Fordson-Traktor für den Verkehr auf der Strasse um. Die Karosserie für die Wagen konstruierten die Badener Firmen Demuth und Bölsterli. Bau und Betrieb kosteten damals 6142 Franken. Im Gegensatz zur „Bahnreplika“ Limmat (im Verkehrshaus) trägt die „Strassenreplika“ den Namen „Aare“.

Etwas säuerlich berichtete allerdings das SBB-Nachrichtenblatt 8/1937: “Im prächtigen historischen Festzug der Grossen Badenerfahrt fuhr eine getreue Nachahmung der Spanisch-Brötli Bahn mit. Aber, oh Ironie des Schicksals, was mussten wir sehen. Die “Seele” der neu erstandenen Lokomotive “Aare* war ein Traktor! Möge die seit langem dahingegangene, ehrwürdige “Aare” sich ob dieser Schmach in ihrem Grabe nicht umdrehen!”

Fortan fuhr die „Aare“ mit ihrem Anhänger als Prunkstück der Verkehrsgeschichte bei so manchem Volksfest grosse und kleine Passagiere durch Baden und stand natürlich auch bei den alle 10 Jahre stattfindenden Badenfahrten im Einsatz. Alte Fotos zeigen sie sogar am 28. Mai 1960 ausserkantonal beim Volksfest in Dielsdorf zur Elektrifizierung der Strecke Oberglatt–Niederweningen!

Spanischbrötlibahn 1960 in Dielsdorf, Fotos R.Marquart

Mehr Fotos von René Marquart zum Volksfest der Elektrifizierung Oberglatt -Niederweningen: http://www.fea-frauenfeld.ch/wehntalbahn-reminiszenzen.html

2002 übernahm sie die Stadt vom Badenfahrtkomitee, investierte 75 000 Franken in die Restaurierung und schloss mit dem Stadtturnverein (STV) einen Vertrag ab. Seither ist die Stadt für Wartung und Unterbringung des über 10 m langen und 3 ½ m hohen Vehikels zuständig, der STV für den Betrieb. 

2017 fuhr die Spanischbrötlibahn auf neuer Route „exklusiv durch den neuen Bustunnel und „vorbei an wunderschönen Gegenden mit Blick auf die Stadt Baden und das Festgebiet“. Anschliessend wurde wird ein Cüpli/Softdrink kredenzt, und es konnten „Spanisch-Brödli“ nach überliefertem Rezept probiert werden. 

Nun aber will der Stadtrat die „Bahn“ bis Ende 2018 loswerden, zur Enttäuschung des STV, der sie bis jetzt mit viel Herzblut betreut hatte. Ausschlaggebend für den Entscheid ist offenbar das rückläufige Publikumsinteresse. Die Bahn werde immer seltener vermietet, und die Betriebskosten der Bahn würden die Einnahmen um ein Vielfaches übersteigen.  

Auch wenn die Badener Spanischbrötlibahn nur ein Strassenfahrzeug ist: Vielleicht gelingt es gerade deshalb eher, doch noch eine Lösung zu finden?