19 Dez

Schmalspurdampf im Südosten von Madrid

von José Banaudo

In der letzten Folge unseres Reiseberichts fahren wir nach drei Reisen in den Norden und Nordwesten nun in den Süden von Madrid. Am Sonntag, 8. März steigen wir wieder in Puerta del Sol in die Metro ein. Nach einmal Umsteigen sind wir in Puerta de Arganda. Es geht nun zwar weiter auf der Linie 9, aber wir müssen umsteigen. Es soll uns nicht nochmals das Gleiche passieren, wie vor drei Tagen in Tres Olivos, wo wir die Durchsage verpassten und schliesslich wieder in die Richtung fuhren, woher wir gekommen waren !

Der Zug 6101 aus zwei Triebwagen und einem Mittelwagen ist eine der 7 Einheiten, die 1998–1999 von CAF für diese Strecke geliefert wurden.

Der Endabschnitt der Linie 9 Puerta de Arganda–Arganda del Rey hat die gleiche Tarifierung, Beschilderung und das gleiche Erscheinungsbild wie die übrige Metro von Madrid, wurde aber an eine andere Betriebsgesellschaft vergeben, die Transportes Ferroviarios de Madrid (TFM). Sie wurde 1999 in einem noch kaum urbanisierten Bereich der spanischen Hauptstadt eröffnet, teilweise auf dem Trassee der früheren Meterspurbahn Ferrocarril del Tajuña, also eine richtige «Überlandmetro».

Wir steigen in la Poveda, an der zweitletzten Station aus. Hier ist der Sitz des Centro de Iniciativas Ferroviarias Vapor Madrid (CIFVM), einer 1987 gegründeten Gesellschaft, die sich für den Dampfbahn-Modellbau und den Erhalt des historischen Eisenbahnerbes einsetzt. 1994 organisierte sie die ersten Dampffahrten auf der meterspurigen Ferrocarril del Tajuna, die damals noch für Kalktransporte der Zementfabrik von Vicálvaro genutzt wurde. Nach Schliessung der Strecke Vicálvaro–Morata de Tajuña 1997, wurde ein Grossteil des Trassees zur Verlängerung der Metrolinie 9 übernommen, mit Ausnahme des Abschnitts zwischen La Poveda und Arganda del Rey, der den Neubau einer Brücke über den Rio Jarama nötig gemacht hätte. Die CIFVM konnte 2001 diesen Streckenabschnitt übernehmen und begann mit dem Betrieb des Dampfzugs «Tren de Arganda». Unter der herrlichen, originalen RENFE-Signalbrücke fährt die Lokomotive Nr. 1 vom Depot aus an den ersten Zug des Tages. Die Fahrt kann losgehen!

Auf uns wartet eine Reise von 3,437 km durchs Tal des Rio Jarama, vorbei an Teichen, ehemaligen Kiesgruben und hohen Gipsgesteinfelsen, bis der Zug die Endstation Laguna del Campillo in der Gemeinde Rivas-Vaciamadrid, 15 km südöstlich von Madrid erreicht. Rasch umfährt die Dampflokomotive den Zug…

… Dann geht es wieder zurück nach La Poveda, allerdings ohne uns, denn wir haben uns dafür entschieden, zu Fuss zurückzukehren, um an den reizvollsten Stellen der Strecke Fotos machen zu können. Es fehlt nicht an schönen Motiven, denn der Frühling hat begonnen. Welch ein Unterschied zum kalten Wind und dem Schnee in der Sierra de Guadarrama vor zwei Tagen, nur rund 50 km nördlich ! Die Dreikupplerlokomotive Nr. 1 heisst «Arganda» und wurde 1925 von Henschel für ein Bauunternehmen gebaut. Zuletzt stand sie bei der Hafenerweiterung von El Musel (Gijón) in Asturien im Einsatz. 2017 erhielt sie in den Werkstätten RSC in Valladolid einen neuen Kessel.

Der zweite Zug des Tages fährt unterhalb der eindrücklichen Felsen der rechten Seite des Jarama-Tals vorbei. Die Wagen C 1 und C 2 entstanden 2006 und 2009 in einer Arbeits-Integrationswerkstätte, der AB 201 (Carde y Escoriaza, 1916) in Zugmitte stammt von der Tajuna-, später La Robla-Bahn, der offene F 5 am Zugschluss ist ein ehemaliger Gepäckwagen der Minenbahn Ponferrada–Villablino.

Die prächtige Frühlingsvegetation lockt viele Wanderer und Velofahrer auf den Weg parallel zum Eisenbahntrassee. Allerdings war diese idyllische Gegend nicht immer ein Ort von Ruhe und Frieden. Während des spanischen Bürgerkriegs versuchten die nationalistischen Putschisten im Februar 1937 den Durchbruch am Rio Jarama, wurden aber nach drei Wochen schwerer Kämpfe von der regulären republikanischen Armee zurückgeworfen, unterstützt von internationalen Brigaden, worauf sich die Front um Madrid während zweier Jahre stabilisierte.

Der dritte und letzte Zug des Tages kommt, Tender voraus. Weil die Maschine als Industrielokomotive gebaut wurde, ist ihr Lichtraumprofil kleiner als jenes der Wagen. Obwohl die Zweiachswagen in der Integrationswerkstätte «Ramon Aparicio» in Arganda del Rey neu gebaut worden sind, fügen sich trotzdem gut ins Bild des historischen Zugs ein.

Hier sind wir an der berühmten grünen Brücke von Arganda. Sie wurde während den Kämpfen des Bürgerkriegs zerstört und 1940 wieder aufgebaut unter Verwendung von Jochen einer breitspurigen Brücke der Ferrocarriles del Oeste. Mit 169 m Länge ist sie in diesem Bereich der einzige Übergang über den Rio Jarama und dient zwischen den Zügen einem intensiven Fussgänger- und Velofahrerverkehr. Hier wollte gerade eine Mountainbikefahrergruppe die Brücke überqueren, als sich mit lautem Pfeifen der letzte Zug des Tages ankündigte und sie rasch von den Gleise vertrieb. A propos Pfeifen: Aus der Zeit des Normalbetriebs ist eine Redensart erhalten geblieben, die auch von den Freiwilligen der Touristenbahn weiter überliefert wird: « El tren de Arganda, que pita mas que anda » (Der Zug von Arganda pfeift lauter als er vorankommt!)»

Wir kehren zum Bahnhof La Poveda zurück. Die Anlagen wurden vorzüglich restauriert, natürlich mit einem Museum im Bahnhofgebäude. Der Schienentraktor von Orenstein & Koppel, 1956, stammt von der Solvay-Chemiefabrik Torrelavega in Kantabrien und wird den Zug rangieren. Die Vereinigung besitzt auch einen weiteren Schienentraktor deutscher Herkunft, einen DIEMA von 1972.

Die Dampflok manövriert mit dem Gepäckwagen, um in die Remise zu fahren, die in der Industriezone in der früheren Zuckerfabrik eingerichtet wurde. Als Spanien am Ende des 19. Jahrhunderts seine Kolonien in Kuba und auf den Philippinen verlor, wurden im Raum Madrid Zuckerrüben angebaut und in La Poveda eine grosse Zuckerfabrik mit Bahnanschluss gebaut. In der Remise des Vereins stehen auch noch zwei weitere Dampflokomotiven, eine betriebsfähige Dreikuppler-Maschine von Orenstein & Koppel von 1926 und eine Lok von Blanc-Misseron / Tubize von 1896, die noch zu restaurieren ist.

Damit verlassen wir aber diesen faszinierenden Touristenzug und kehren nach Madrid zurück. Wie in der letzten Folge über den Extrazug nach El Escorial erzählt, fahren wir noch zum Bahnhof von Pinar um ein paar Fotos zu machen, dann geht’s zum zweiten grossen Bahnhof von Madrid: Chamartin.

Der Bahnhof Chamartin im Norden der spanischen Hauptstadt entstand 1967, um jenen von Atocha zu entlasten. Chamartin und Atocha sind mit einer etwa 8 km langen unterirdischen Linie verbunden. Ein elektrischer Zug «Media Distancia» der Serie 449 von CAF steht inmitten der für die damalige Zeit typischen Architektur

Mit diesem Bild verabschieden wir uns von der spanischen Hauptstadt. Es zeigt einen Vorortszug «Civia» und einen der drei täglichen «Altaria»-Züge, die Madrid-Chamartin mit Albacete, Murcia und Cartagena über die klassische Breitspurstrecke verbinden. Die vierachsige Lokomotive 334.020 an der Spitze eines Talgo IV-Zugs gehört zu einer Serie von 28 Maschinen, die zwischen 2006 und 2008 von Vossloh geliefert wurden. Sie fahren 200 km/h schnell und haben 3256 PS.

Vor unserer Rückreise nach Frankreich haben wir am 9. März nochmals das Eisenbahnmuseum von Madrid-Delicias besucht, wo an den Perrons des 140jährigen Bahnhofs die Zeugen aus der Vergangenheit der spanischen Eisenbahnen stehen. Gegenüber unserem Besuch von 2018 hat sich bei den ausgestellten Fahrzeugen aber kaum etwas verändert.

Alle Fotos: J. Banaudo

Übersetzung: C. Ammann

18 Dez

Mit dem «Tren de Felipe II» nach El Escorial

von José Banaudo

Als weitere Folge über unseren Aufenthalts in Madrid kommen wir nun zum Ausflug vom Samstag, 6. März 2020. Erneut geht es in den Norden von Madrid. Wir fahren mit der Metro von der Puerta del Sol zur Station Opera und steigen dann auf die Linie R (= Ramal, Abzweigung, Seitenstrecke) um. Dies ist eine knapp 1,1 km lange Strecke auf der eine einzige Zugskomposition hin und her fährt. Die Linie R bedient das Quartier Príncipe Pío und la Estación del Norte, einen der früheren grossen Madrider Kopfbahnhöfe. Bemerkenswert ist am Hauptgiebel der Stern, der als Unternehmenssymbol auf den meisten Gebäuden der Norte zu sehen ist. 

Dieser Bahnhof wurde 1882 von der «Compañía de los Caminos de Hierro del Norte de España» (CCHNE) als Endbahnhof in Madrid eingeweiht. Die Hauptstrecke dieser Gesellschaft verband Madrid mit der französischen Grenze über Avila, Valladolid, Burgos, Venta de Baños, Miranda de Ebro und Irún. Französische Investoren waren massgeblich an der Spanischen Nordbahn beteiligt, insbesondere die Gebrüder Emile et Isaac Péreire, Gründer der französischen «Compagnie des Chemins de fer du Midi». Dies könnte auch der Grund sein, warum im Namen – ähnlich wie auf französisch – der Ausdruck «Caminos de Hierro» statt des spanisch gebräuchlicheren «Ferrocarril» steht? Seit der Umstrukturierung heisst der Bahnhof Madrid Estación de Príncipe Pío.

Im Príncipe Pío Bahnhof nehmen wir den Touristenzug «Tren de Felipe II», ins Leben gerufen 2017 von der Autocargesellschaft ALSA, welche bei dieser Gelegenheit eine Eisenbahnbetreiberlizenz auf dem spanischen Eisenbahnnetz der ADIF (Administrador de Infraestructuras Ferroviarias) erhielt. Der Zug besteht aus Fahrzeugen, die von der Fundación de los Ferrocarriles Españoles zur Verfügung gestellt wurden und verkehrt als Tagesausflug zum Besuch von Palast und Klosteranlage El Escorial, dem unter UNESCO-Schutz stehenden grössten Renaissancebau der Welt.

Die sechsachsige Diesellokomotive 2148, früher nummeriert als 321.048, wurde 1966 von der Sociedad Española de Construcción Naval (SECN) unter Lizenz von American Locomotive Company (ALCO) gebaut. Sie ist Teil einer Lieferung von 80 Lokomotiven von 1965 bis 1971. Ursprünglich verfügten die Lokomotiven über eine ölgefeuerte Dampfheizung, die aber ausgebaut wurde, als die Maschinen vor allem für den Güterverkehr eingesetzt wurden. Deshalb wurde am Extrazug ein Heizwagen mitgeführt, was in der kalten Jahreszeit kein Luxus ist. Bei meiner ersten Reise im Januar 2018 verteilte das Begleitpersonal des Zugs Decken an die frierenden Fahrgäste, und es reichte nicht für alle!

Bei unserer Fahrt bestand der «Tren de Felipe II» aus drei Wagen der Serien 5000 und 6000, bestellt 1946 von der damals erst 5 Jahre alten RENFE, um den von den Vorgängerbahnen übernommenen Wagenpark zu verjüngen. Die ersteren wurden von der französischen Industrie geliefert, die zweiten von spanischen Firmen gebaut. Neben unserem Zug steht ein Dieselzug der Reihe 599 für Verbindungen «Media Distancia». 50 Exemplare dieser dreiteiligen Züge mit 1900 PS und Höchstgeschwindigkeit 160 km/h wurden 2008–2009 von CAF geliefert.

Nach einer angenehmen Fahrt mit typischem Alco-Motorengeräusch und amerikanischem Hupenklang erreichen wir El Escorial. Auf unserer 50 Min. dauernden Fahrt durch das Vorortsgebiet im Nordwesten von Madrid haben wir 50 km zurückgelegt, die Flüsse Rio Manzarenes und Guadarrama überquert und 200 m Höhendifferenz überwunden. Hier sehen wir unsere 2148 neben einem Triebwagenzug des Typs «Civia» der Serie 465, im Einsatz auf der Madrider Vorortslinie C 3.

Ein Bus führt uns vom Bahnhof zum Ort de San Lorenzo del Escorial. Dort kann während mehreren Stunden die riesige Anlage des Klosterpalasts besucht werden. Das Escorial wurde im 16. Jahrhundert durch König Philipp II. erbaut, Sohn von Karl V. und Isabella von Portugal. Es beeindruckt durch seine Gebäude mit ihren Innenräumen, aber auch durch seine karge Umgebung nahe der Sierra de Guadarrama.

Schon wird es Zeit, zum Bahnhof zurückzukehren, wo der Zug auf uns wartet. Wir werfen ein Auge auf den «Calderin», den zweiachsigen Heizwagen, der aus einem gedeckten Güterwagen der Serie J 300000 der 1950er Jahre entstand. Die elektrisch beleuchteten Zugschlusslaternen wirken sehr stimmungsvoll.

Nach dem Aussteigen der Fahrgäste in Madrid Príncipe Pío fährt der Zug leer zum Bahnhof Madrid Delicias weiter, wo er zwischen den Verkehrstagen in den Anlagen des dortigen Eisenbahnmuseums abgestellt ist. Über der Lok erkennt man die Fahrleitungs-Stromschiene auf der unterirdischen Strecke zwischen den beiden Bahnhöfen.

Nun als kleiner Verstoss gegen den chronologischen Reisebericht: Am Freitag, 5. März, auf der Rückfahrt aus Cercedilla und am Sonntagnachmittag 7. März besuchten wir den Bahnhof Pinar, 20 km nördlich von Madrid, gelegen an der gemeinsamen Strecke der Linien nach Irún und Segovia. Dort zweigt auch die Verbindung zu den RENFE- und Talgo-Werkstätten von Las Matas ab. Auf der Rückfahrt aus El Escorial kommt am Sonntagnachmittag auch der «Tren de Felipe II» vorbei und…

… begegnete einem doppelt geführten « Civia »-Zug der Serie 465, der auf der Linie C 3 der «Cercanias» nach El Escorial unterwegs war.

Ein Zug «Media Distancia» der Serie 449 überholt im Bahnhof Pinar einen Vororts- und einen Güterzug. Diese Serie 449 ist die elektrische Version der Dieseltriebwagenzüge der Serie 599, wie wir sie in Príncipe Pío angetroffen haben. Sie wurden von 2008 bis 2011 in 57 Exemplaren von CAF gebaut. Einige sind auch für das CAF-Spurwechselsystem BRAVA vorbereitet, was ihren Einsatz ausserhalb des iberischen Breitspurnetz von 1668 mm auch auf den normalspurigen AVE-Strecken ermöglichen würde.

Nun folgt auf Blockdistanz hinter dem «Media Distancia» ein Containerzug des privaten Betreibers Continental Rail. Die sechsachsige 333.380 ist eine der beiden Lokomotiven, die 2005 von Vossloh an diese Firma geliefert wurden, einer Tochtergesellschaft des Bauunternehmens Vias y Construcciones. Sie sind im Südwesten von Madrid in Fuenlabrada stationiert. 

Ein «Civia»-Zug der Serie 465, im Einsatz auf der C 3 El Escorial–Aranjuez fährt an den RENFE-Werkstätten von Las Matas vorbei. Im Hintergrund erkennt man die verschneiten Berge der Sierra de Guadarrama mit den Antennen von «Bola del Mundo», die wir auf unserer Fahrt nach Cotos entdeckt haben.

Nach unserer Rückkehr nach Madrid folgt nun eine letzte Sonntagsexkursion, auf dem Programm: Dampf und Meterspur!

Alle Fotos: J. Banaudo

Übersetzung: C. Ammann

14 Dez

Ferrocarril Eléctrico del Guadarrama (2)

von José Banaudo

Bereits am 5. März 2018 erschien ein Blog mit diesem Titel über meinen Ausflug vom 29. Januar 2018. Deshalb folgt hier über unsere Fahrt vom 6. März 2020 auf der Meterspurbahn in der Sierra del Guadarrama Blog Nr. «2» zu diesem Thema. Angaben über die Strecke und ihre Geschichte sind im Blog 1 und werden deshalb hier nicht mehr wiederholt.

Unsere Fahrt vom 6. März 2020 begann frühmorgens mit der Metro von der Station Puerta del Sol zum Bahnhof Atocha. Im Gegensatz zum pulsierenden Leben abends ist Madrid am frühen Morgen fast ausgestorben, kaum wieder zu erkennen. Um 7 Uhr stiegen wir in den Vorortszug der Linie C 8 der «Cercanias» ein. Nach Chamartin leerte sich der Zug, desto weiter wir uns von der Hauptstadt entfernten. In Villalba verliessen wir die Hauptstrecke nach Avila, und es ging weiter auf der altenn Gebirgsstrecke, die nach Eröffnung der normalspurigen Hochgeschwindigkeitsstrecke Madrid–Valladolid 2007 in Segovia endet. Bei Tagesanbruch öffnete sich ein weites Panorama Richtung Westen auf die Hochebene, das riesige Kreuz des monumentalen Gedenkstätte des Valle de los Caidos und in weiter Ferne auch auf den El Escorial-Palast.

Im nun fast leeren Zug erreichten wir die Endstation Cercedilla. Es war kalt, was bei einer Höhe von 1158 m über Meer nicht erstaunte. Nach einem Kaffee im Hotel, welches die Bahnhofumgebung dominiert, kehrten wir auf den Perron 1 zurück, wo die Triebwagen 442.006 und 002 der Meterspurbahn Cercedilla–Cotos warteten. Sie wurden in 6 Exemplaren von MTM in Barcelona gebaut, die ersten drei 1976, die drei weiteren 1982 und 1983. Ihr Schweizer Aussehen sticht in die Augen. Wie wir schon im ersten Blog berichteten, sind sie von den damaligen Fahrzeugen der Lausanne–Echallens–Bercher Bahn (LEB) abgeleitet, mit elektrischen Ausrüstung von Sécheron Genf (damals bereits BBC) und Schlieren-Drehgestellen. Von den 6 Triebwagen fehlt die Nr. 003, die 1998 abgebrochen wurde.

Das Wetter war sehr wechselhaft, die Sonne kam und verschwand wieder. Entgegen unserer Annahme blieben die Triebwagen 006 und 002 im Bahnhof und die Nr. 442.001 rangierte, kam zum Perron und stand zur Abfahrt um 9.35 Uhr bereit. Links auf den Breitspurgleisen ein Triebwagen der Serie 446 der Linie C 8 Richtung Madrid.

Nach 41 Minuten Fahrt durch den Wald erreichten wir die Endstation der 18,2 km langen Linie, Cotos, mit 1819 m über Meer der am höchsten gelegene RENFE-Bahnhof. Im Gegensatz zu meiner ersten Fahrt im Januar 2018 lag fast kein Schnee aber ein eisiger Wind blies vereisten Schnee auf die Perrons.

Nur wenige mutige Wanderer brachen an diesem Morgen zum nahen Cotos-Pass auf. Lieber nahmen wir nach 27 Minuten Aufenthalt zur Rückfahrt im Steuerwagen Platz und genossen die gut funktionierende Heizung.

Dann unterbrachen wir die Fahrt im einzigen, noch von Personal bedienten Zwischenbahnhof, Puerto de Navacerrada auf 1765 m Höhe. Der Pass lag im Nebel, das Ferienzentrum des Armee war geschlossen, die Skipisten leer und die Sessellifte standen still. Wir benützten die zweistündige Fahrplanpause bis zum nächsten Zug zum guten Mittagessen in einem Hotel des oberen Dorfteils.

Nun wurde das Wetter etwas besser und plötzlich beleuchtetet die Sonne die Sendeanlagen für Radio und Fernsehen von La Bola del Mundo auf dem Gipfel des Alto de Guarramillas auf 2257 m Höhe. Mit den spektakulären Antennen erinnerte alles etwas an den Puy-de-Dôme oder den Brocken ? Nur schade, dass kein Zug hochfährt…

Nach unserer Rückkehr nach Cercedilla wurde das Wetter immer besser, und wir machten vor der Rückfahrt unseres Zugs nach Madrid noch einen Bummel durchs Dorf. Das älteste Gebäude ist die romanische Kirche San Sebastian. Ihr Bau begann im 13. Jahrhundert.

Im Dorf folgt das Trassee der Schmalspurbahn in Seitenlage der Calle Ramon y Cajal, benannt zu Ehren eines spanischen Nobelpreisträgers der Medizin. Wie viele Madrider kam auch er jeden Sommer nach Cercedilla in die Sommerferien. Der Zug 442.001 kommt aus Cotos.

Eine Viertelstunde später fuhr der Triebwagen 442.001 den letzten Zug des Tages nach Cotos.

Der Fahrplan umfasst 5 tägliche Zugpaare auf der Schmalspurbahn, die als C 9 zum regionalen Bahnnetz von Madrid gehört. Leider sind die Tage dieser schönen Schweizer Züge gezählt, denn die RENFE hat im Juni 2020 einen Vertrag mit CAF zur Lieferung von 6 neuen Zügen abgeschlossen (sh. EA 8/20).

Im Südosten des Bahnhofs Cerdedilla fährt ein Breitspurzug der RENFE-Serie 446 auf der Linie C 8 nach Madrid.

Vom gleichen Standort gesehen fährt hier ein Meterspurzug der Serie 442 Richtung Puerto-de-Navacerrada und Cotos. 

Im späteren Nachmittag fuhren wir nach Madrid zurück. Der Bahnhof von Cercedilla wird von den Regionalzügen nach Segovia und der Madrider Vorortsstrecke C 8 bedient. Es fahren die Triebwagen der RENFE-Serie 446, die 1989–1993 in 170 Exemplaren gebaut wurden. Sie sind in den Madrider Depots von Fuencarral, Humanes und Cerro Negro stationiert und besorgen einen grossen Teil des Vorortsverkehrs der «Cercanias».

Nach diesem Bahnausflug in die Sierra de Guadarrama folgten nun noch zwei weitere schöne Tage Eisenbahn in der Umgebung von Madrid.

Alle Fotos: J.Banaudo, 6. 3. 2020

Übersetzung: C. Ammann

13 Dez

Tram und Metro Madrid

von José Banaudo

Nachdem mir meine erste Reise in die Region Madrid im Januar 2018 (sh. Blog vom 6. März 2018) sehr gefallen hatte, freute ich mich, im März 2020 nochmals dorthin zurückkehren zu können. Ein Grund dafür war, dass wir für unseren «Train des Pignes» auf den Chemins de fer de la Provence (Verein GECP) in Valencia eine Mallet-Dampflokomotive abholen konnten.

Wir flogen am 3. März 2020 von Nizza nach Madrid. Am dortigen Flughafen Barrajas ist alles vorzüglich organisiert: Im Terminal 4 kann man ein Verbundsbillett für 5 Tage für die Region Madrid (Zug, Metro, Tram und Autobus) kaufen und dann mit der Linie C 10 der Vorortsbahn in etwa einer halben Stunde direkt ins Stadtzentrum fahren.

In Madrid-Atocha fahren im Bahnhofteil Puerta de Atocha die normalspurigen AVE-Hochgeschwindigkeitszüge ab (AVE (Alta Velocidad Española). Das Gepäck kommt auf Rollbänder, man bekommt eine Platznummer und begibt sich erst kurz vor der Abfahrt auf den Perron. Es ist ähnlich wie mit dem Flugzeug, und dieser Ablauf wurde wohl nach den schlimmen Attentaten von 2004 auf das Madrider Bahnnetz eingeführt. Glücklicherweise darf man zum vorderen Perronende gehen, und so mache ich rasch ein Foto. Die kühle Atmosphäre steht im Kontrast zum entspannten Leben in Madrid.

Unser Zug ist ein «S 112» der RENFE aus einer Serie von 30 Zügen mit einer v-max von 330 km/h, die 2010 für die Hochgeschwindigkeitsstrecke Madrid–Valencia geliefert wurden. Die beiden Triebköpfe mit dem charakteristischen Entenschnabel («pico de pato») wurden von Bombardier gebaut. Zwischen ihnen sind 12 Talgo-Wagen gereiht.

Nach einer Reise von 1 Std. 45 Min. durch eine häufig wüstenartige Landschaft kamen wir im Endbahnhof Joaquin-Sorolla in Valencia, auch hier ein eher unbehaglicher Bahnhof, den wir rasch Richtung Station Jesus der meterspurigen Metro von Valencia verlassen.

Damit machen wir einen kleinen fotografischen Abstecher nach Valencia oder gar zu den portugiesischen Schmalspurbahnen.

Denn der 4. März ist der grosse Tag: Um 8 Uhr sind wir im ehemaligen Depot Torrent  der Ferrocarrils de la Generalitat Valenciana (FGV), welche das Metronetz und die meterspurigen Bahnen der Agglomeration von Valencia betreiben. Wir sind mit dem Besitzer der portugiesischen Mallet-Lokomotive E 182 verabredet, einer (1’B)C2 von Henschel, 1923, «fast» identisch mit unserer E 211 und doch verschieden, weil sie ihre Karriere auf der damals noch 900 mm-spurigen Linha do Porto à Póvoa e Famalicão (PPF) begann. Ein ehrwürdiger Dodge-Transporter zieht die Lokomotive aus der Remise, wo sie seit 5 Jahren stand. Nun beginnen die Verladearbeiten zum Transport nach Puget-Théniers (EA NiK 5/20). Aus Profilgründen wurde das Kamin wegen des Lichtraumprofils demontiert.

Nach allen Abklärungen und Vorbereitungen für den Transports geht es am späteren Nachmittags wieder zum Bahnhof Joaquin-Sorolla und mit dem AVE zurück nach Madrid.

Am 5. März scheint in Madrid nicht die Sonne wie in Valencia. Es ist grau und windig, also ein idealer Tag um die städtischen Verkehrsbetriebe zu besuchen, von meinem Hotel an der Puerta del Sol fahre ich nun in den Westen der Hauptstadt. Nach einigem Umsteigen erreiche ich die Tramlinie ML 3, mit der ich bis zur Endstation Puerta de Boadilla fahre. Sie ist 13,7 km lang und die längste der drei «Leichtmetro-Linien» (=Metro Ligero) von Madrid.

Auf der Rückfahrt kann ich an der Haltestelle Boadilla Centro einen «Citadis 302» von Alstom in einer fast winterlichen Regenstimmung fotografieren. Für das neue Tramnetz hat Madrid 2007 70 Fahrzeuge dieses Typs bestellt. Aber weil während der Wirtschaftskrise nicht alle geplanten Linien gebaut wurden, behielt man nur etwa die Hälfte dieser Wagen und verkaufte die überzähligen dem benachbarten Netz von Parla, nach Jaén, Murcia nach Adelaide (Australien), ein Wagen wurde sogar für einen Versuchsbetrieb in Buenos-Aires (Argentinien) ausgeliehen. Die 27 Wagen 101–127 stehen auf den Linien ML 2 und 3 im Westen von Madrid im Einsatz.

Noch immer bei Regen steige ich in Colonia-Jardin in die Metrolinie M 10 Puerta del Sur–Hospital Infanta Sofia Richtung Stadtzentrum um. Auf dieser in Etappen zwischen 1961 und 2002 eröffneten Strecke folgt die Metro während einigen Kilometern dem Waldpark von Casa del Campo, einem traditionellen Erholungsgebiet von Madrid. Zwei Stationen sind hier oberirdisch, mit richtigem Bahnhofgebäude, hier Batan…

… und hier Lago, unweit des Sees von Casa de Campo, mit einem Glockentürmchen auf dem Dach, wie ein richtiger Vorortsbahnhof. Auf der Linie M 10 stehen 30 Züge der Serie 7000 von Ansaldo-Breda im Einsatz, geliefert von 2001 bis 2004. Sie bestehen aus 6 Elementen, d.h. zwei Triebwagen mit Führerstand an den Enden, dazwischen zwei Triebwagen und zwei Wagen.

Mittags geht es dann zur Tramstrecke ML 1 Pinar-de-Chamartin–Las Tablas, 5,4 lang und in Betrieb ebenfalls seit 2007. In der Endstation Las Tablas kann ich endlich bei freundlicherem Wetter einen Alstom «Citadis 302» fotografieren, der das Gleis wechselt. 8 Wagen mit den Nummern 128-135 sind dieser isolierten Strecke im Nordosten der Stadt zugeteilt.

Unterirdisch geht unsere Entdeckungsreise nun weiter. In der Gemeinschaftsstation Pinar de Chamartin des Trams ML 1 und der Metrolinien M 1 und M 4 steht eine Erinnerung an die alten städtischen Trams von Madrid, die 1972 verschwunden sind: Der Wagen 477 wurde 1921 in Belgien gebaut.

Die Metrostation Chamartin, nahe des gleichnamigen Bahnhofs, beherbert einen wahren Schatz. Auf einem nicht mehr benötigten Bereich wurden im letzten Jahr zwei Gleise gelegt, wo seither als permanente Ausstellung alte Züge der 100jährigen Madrider Metro gezeigt werden. Diese war am 17. Oktober 1919 vom spanischen König Alfonso XIII. eingeweiht worden. Sechs verschiedene Züge dokumentieren die verschiedenen Fahrzeuggenerationen und sind an zwei Perrons so aufgestellt, dass sie auch besucht und gut fotografiert werden können. Ein sehr schönes Beispiel auch für andere europäische Grossstädte !

Der herrliche Zug M 9 + R 9, geschmückt mit dem königlichen Wappen, vertritt die älteste Fahrzeuggeneration der Madrider Metro. Diese Züge, genannt «Cuatro-Caminos» wurden 1919 von Carde y Escoriaza zur Eröffnung der Linie 1 Puerta del Sol–Cuatro Caminos geliefert, unter dem Patronat von König Alfonso XIII, der selber Privataktionär der Metrogesellschaft war. Der Zug rechts ist aus zwei Fahrzeugen gebildet, die bei der etappenweisen Verlängerung der Linie 2 geliefert wurden: Der Motorwagen M 122 «Quevedo», gebaut 1927 von der Sociedad Española de Construccion Naval und der Wagen R 103 «Ventas», gebaut 1924 von Euskalduna in Bilbao.

Die M 1121 und 1122 wurden 1965 von CAF gebaut. Mit ihrer typischen grün-crèmefarbenen Lackierung gehören sie zum «vormodernen» Rollmaterial der Madrider Metrolinien des Kleinprofilnetzes (Linien 1–5). Von dieser Serie 1000 standen einige Einheiten noch bis 2002 im Einsatz.  Links erkennt man den Zug «Salamanca» M 65 + R 65, gebaut 1943 von CAF für die Eröffnung Linie 4 im darauffolgenden Jahre

Der Zug links, M 6 + R 6 ist ein ehemaliger «Cuatro-Caminos» von 1919, der modernisiert wurde. Obwohl er ähnlich aussieht, wurde der Zug «Legazpi» M 504 + M 505 in der Mitte 1956 in der Metrowerkstätten gebaut.

Wer sich für die Geschichte der Madrider Metro interessiert, findet dazu auch noch einige Bilder und Infos im erwähnten Blog vom 6. März 2018. Am nächsten Tag (und im nächsten Blog) besuchen wir nochmals die Schmalspurbahn der Cercedillas, wo noch Schweizer Schmalspurbahnzüge fahren.

Alle Fotos: J. Banaudo, März 2020

Übersetzung: C. Ammann

26 Apr

Bei den Stadler Breitspur-GTW in Katalonien

331.02/52 als RL1 nach Lleida Pirineus (auf kastilisch Lérida Pirineos)

von José Banaudo 

Balaguer (Prov. Lleida) ist eine katalanische Stadt mit rund 16‘000 Einwohnern. Das historische Zentrum befindet sich auf der rechten Seite des Rio Segre, einem Zufluss zum Ebro, der in der französischen Cerdagne entspringt.

Der Bahnhof Balaguer liegt an km 24 der 89 km langen Strecke Lleida – La Pobla de Segur. Sie war zu Zeiten der RENFE einstellungsbedroht, bevor sich die autonome Region Katalonien 2005 ihrer annahm. Seit Sommer 2016 wird der Betrieb von den Ferrocarrils de la Generalitat de Catalunya (FGC) mit zwei GTW-Dieseltriebwagen geführt (EA 3/2016 NiK).

Der gesamte Rollmaterialbestand der Strecke besteht aus den beiden Stadler-GTW der FGC in der iberischen Breitspur von 1,668 m . Der 331.01 / 51 links steht für eines der täglich vier Zugpaare RL2 Lleida – La Pobla de Segur im Einsatz, der 331.02 / 52 rechts für sechs Zugpaare RL1 Balaguer – Lleida.

Der GTW 331.02 / 52 als RL2 Balaguer – Lleida, im Hintergrund die Kirche Santa-Maria von Balaguer.

Der gleiche Triebwagen als  RL2 Lleida – Balaguer vor der Haltestelle von Alcoletge. RL heisst übrigens « Rodalies de Lleida » (=Vorortsverkehr von Lleida).

Der GTW 331.02 / 52 als RL2 Balaguer – Lleida bei der Haltestelle Vallfogona-de-Balaguer.

Von Balaguer aus war die Strecke in Etappen 1949 bis Cellers-Llimiana, 1950 bis Tremp und 1951 bis La Pobla de Segur verlängert worden. Das ursprüngliche Projekt sah einen Pyrenäen-Durchstich unter dem Col de Salau nach St-Girons im franz. Departement Ariège (und weiter nach Toulouse) vor. Aber La Pobla blieb Endstation.

Der spektakulärste Abschnitt der Bergstrecke ist die Schlucht von Terradets, hier mit dem GTW 331.01 / 51 als Zug RL1 La Pobla – Lleida, der die Sierra de Montsec in einer Folge von Tunnels durchquert.

Zwischen Ager und Santa-Lynia folgt der GTW dem Rio Noguera Pallaresa, gestaut durch den Damm von Camarasa.

Der GTW 331.01 /51 mit Werbung für die Wintersportorte der Region Pallars, hier in der Ebene unweit von Termen.

Fotos: J. Banaudo, 24. Februar 2018

21 Apr

Zahnradbahn Monistrol – Montserrat

In den zerklüfteten Felsen von Montserrat hat es unterhalb der Abtei wenig Platz… Ein Zug der Zahnradbahn aus Monistrol erreicht die Endstation Montserrat.

von José Banaudo

Die katalanische Eisenbahngesellschaft Ferrocarrils de la Generalitat de Catalunya FGC betreibt ein Netz von 142 km, wozu auch die beiden meterspurigen Zahnradbahnen von Montserrat und Ribes Vall de Núria gehören. Montserrat ist eine berühmte Benediktiner-Abtei und seit dem Mittelalter ein bedeutender Pilgerort, wo die Schwarze Madonna (Mare de Déu de Montserrat oder „La Moreneta“) als Schutzheilige Kataloniens verehrt wird.

(Die Zahnradbahn Monistrol – Montserrat wird auch im EA 1/2016 auf S. 2 – 3 im Artikel  „Mit der Cremallera ins Kloster“ von Andreas Zingg beschrieben.)

Montserrat war von 1892 bis 1957 durch eine meterspurige Dampfzahnradbahn aus Monistrol Partida, seit 1905 ab Monistrol Nord erschlossen. Jahrzehnte nach ihrer Stillegung wurde sie ab Monistrol de Montserrat wieder aufgebaut und 2003 als moderner, elektrifizierter Bahnbetrieb mit den 5 Stadler-Triebwagen Beh 2/6 AM 1 – 5 wieder eröffnet. Diese tragen die Namen der Felsgipfel des Montserrat-Massivs, hier „El Cavall Bernat“ und „Les Agulles“.

 Ein Stadler-Zahnradtriebwagen auf der Talfahrt, nach Monistrol, gleich unterhalb der Station Montserrat, links die Standseilbahn Santa-Cova, rechts die Abtei.

Dieser bergfahrende Zug wird meinen talfahrenden Zug in der Ausweichstation in der Mitte der Zahnradstrecke Montserrat – Monistrol-Vila kreuzen.

Der Triebwagen AM 1 „El Cavall Bernat“ erreicht den Bahnhof Monistrol-Vila, wo ein riesiger Parkplatz für Reisebusse und Autos angelegt wurde.

Der Triebwagen AM 3 „El Montgros“ kommt in Monistrol-Vila an. Hier erinnert ein kleines Museum an die alte Dampfzahnradbahn. Ausgestellt sind die Dampflok Nr. 4  (3b n2t), gebaut 1892 bei Cail in Denain (F), der Salonwagen von 1928 (sh. Foto oben) und ein alter Standseilbahnwagen.

In Monistrol-Central (Monistrol de Montserrat) erreicht die Zahnradbahn die „Hauptstrecke“ Barcelona – Manresa der FGC. Der Triebwagen AM 1 fährt nun wieder zum Kloster Montserrat hoch.

Alle Fotos: J. Banaudo

06 Mrz

Metro Madrid

Von José Banaudo     (Übersetzung Christian Ammann)

Kehren wir nach dem Ausflug in die Sierra de Guadarrama nach Madrid zurück und gehen wir in den Untergrund. Ich bin zwar kein “Untergrundbahnfan”, aber die Metro von Madrid hat durchaus ihren Charme.

Das Verwaltungsgebäude der Metro von Madrid (Foto oben) befindet sich an der Ecke Calle de Valderribas und Calle de Sánchez Barcáiztegui und ist das Werk des Architekten Antonio Palacios (1874- 1945), von dem auch der berühmte Palacio de Comunicaciones stammt und ebenso die Gestaltung der Stationen der ersten Metrolinien von Madrid. Das Verwaltungsgebäude trägt das farblich der Metro London nachempfundene Logo.

Die erste Metrolinie von Madrid wurde 1919 unter König Alfonso XIII. in Betrieb genommen. Seither hat sich das Netz auf 13 Linien und 294 km Länge entwickeltt. Es ist „fast“ in Normalspur angelegt: 1,445 m, und wurde – je nach Epoche ähnlich wie in Berlin – in kleinerem oder grösserem Profil gebaut, elektrifiziert mit 600 V oder 1500 V Gleichstrom.

Auf der Linie 1 Valdecarros – Pinar-de-Chamartin kreuzen sich zwei Züge der Serie 2000 A von 1985 (Kleinprofil von 2,30 m) in der Station Sol unter der berühmten Plaza del Sol. Die Stromversorgung 600 V Gleichstrom geschieht über eine an der Tunneldecke befestigte Stromschiene.

Nicht jeden Tag kann man in die Station Chamberi hinuntersteigen, die „Fantomstation“ der Metro von Madrid. Eröffnet 1919, als das Mittelteil der Linie 1 in Betrieb kam, wurde sie schon 1966 wieder geschlossen, weil ihre Perrons nicht für die neuen Züge verlängert werden konnten. Über 40 Jahre lang verwaist, wurde sie im Zuge des Projektes „Anden 0“ (Perron 0) 2008 in ein Museum umgewandelt.

Heute ist es an gewissen Wochentagen möglich, diese Station zu besuchen und ihren architektonischen Schmuck, entworfen vom Architekten Antonio Palacios, zu bewundern. Das Durchsausen der Züge der Linie 1 hinter einer Glaswand ist eindrücklich.

Nach jahrzehntelanger Vernachlässigung wurden die Fliesenwände mit der alten Werbung gereinigt und restauriert. Ein junger, von der Geschichte der Station begeisterter Führer lässt unerwartete Details dieser 100jährigen Architektur des öffentlichen Verkehrs wiederentdecken.

Mit den Schaltern und den Kabinen der “Billettknipser” am Eingang entdeckt man, wie es vor Ankunft der Billettautomaten und der automatischen Perronsperren aussah.

In einem andern Quartier der spanischen Hauptstadt kann ein weiteres Denkmal der Metro an gewissen Tagen besichtigt werden. Es handelt sich um das thermische Kraftwerk Pacifico, das 1924 in Bertrieb genommen wurde, um die elektrische Versorgung des Metronetzes durch private Elektrizitätsgesellschaften zu verbessern. Nach ihrer Stillegung 1972 wurde die Anlage nicht abgebrochen, sondern als Denkmal der industriellen Vergangenheit Madrids restauriert. Sie enthält drei gigantische Vierzylinder-Zweitakt-Schiffsdieselmotoren von 1475 PS der Schweizer Firma Sulzer. Jeder Motor ist mit einem Dreiphasen-Generator von 1110 kW von Brown-Boveri verbunden, womit drei voneinander unabhängige Stromaggregate bestehen. Drei AEG-Oerlikon-Rotationsumwandler von 1000 kW wandeln den Wechselstrom in 600 V Gleichstrom für die Metro um. Auf einer seitlichen Galerie befinden sich alle Bedienungs- und Überwachungenseinrichtungen. Im Betriebszustand war der Lärm der Motoren und Generatoren so gross, dass der Werkchef seine Befehle nur über Projektoren mit Lichtsignalen übermitteln konnte, wie auf einem Schiff.

Dank dem Tipp des Führers im Kraftwerk verpasste ich auch nicht eine weitere Sehenswürdigkeit, den Wagen R 122 type «Quevedo», gebaut 1928 von SECN in Sestao (Vorort von Bilbao). Er befindet sich in der Station Alto de Arenal am 1994 eröffneten Südabschnitt der Linie 1.

Das Erstaunlichste ist die Lage des Fahrzeugs auf einer Art Gerüst gleich über den Gleisen der Station. In Alto del Arenal befindetsich heute auch das Zentralstellwerk des gesamten Metronetzes von Madrid. Andere historische Fahrzeuge der Metro befinden sich in unterschiedlichem Zustand in den Depots der Metro.

Alle Fotos: José Banaudo,  26. Januar und 1. Februar 2018

05 Mrz

Ferrocarril Eléctrico del Guadarrama

Von José Banaudo       (Übersetzung Christian Ammann)

Cercedilla liegt (1214 m ü. M.) liegt in der Sierra de Guadarrama, 56 km nordwestlich von Madrid, erreichbar in etwa einer Stunde mit der S-Bahnlinie C 8 ab Madrid Atocha. Es ist Ausgangspunkt der 18,170 km langen, mit 1500 V Gleichstrom elektrifizierten Meterspurbahn Ferrocarril Eléctrico del Guadarrama oder Ferrocarril Cercedilla – Cotos der RENFE, die als Linie C 9 ebenfalls zum Netz der Cercanías Madrid gehört.

Im meterspurigen Teil des Bahnhofs Cercedilla steht der alte Triebwagen 431-501 auf einem als Ausstellungswagen für den Naturpark der Sierra de Guadarrama. Er wurde zur Eröffnung der Strecke, 1923, von SWS Schlieren mit elektrischer Ausrüstung durch BBC gebaut und erhielt er bei Sundsundegui im Baskenland einen neuen Wagenkasten. Beachtenswert sind die Lyra-Stromabnehmer.

Frühmorgens steht der Pendelzug 442-005 zur Abfahrt bereit im Bahnhof Cerdecilla. Sechs Züge dieses Typs wurden in Schweizer Lizenz SWS durch la Maquinista Terrestre y Maritima (MTM) in Barcelona gebaut, mit elektrischer Ausrüstung von BBC. Als Vorbild diente die Einheitsbauweise der Triebwagen Be 4/4 26 und 27 der LEB, Be 4/4 24 – 28 der SZB (später BTI)  und der Be 4/4 81 – 86 von SNB/OJB. Die 442-001 – 003 wurden 1976 in Betrieb genommen, die 004 – 006 folgten 1982. Heute sind noch fünf Triebwagen in Betrieb; der 442-003 wurde 1998 verschrottet. Jeder Zug besteht aus einem Triebwagen (524 kW) (bergseitig) und einem Steuerwagen (talseitig).

Die Einheit 442-001 von 1976 fährt in Puerto de Navacerrada ein, das am Ende einer durch den Wald ansteigenden Strecke mit Steigungen von 50 bis 70 ‰ liegt.

Die Strecke Cercedilla – Puerto de Navacerrada wurde 1923 von der Privatbahngesellschaft Ferrocarril Electrico del Guadarrama eröffnet und 1954 in die Staatsbahn RENFE integriert. Bis zur viel späteren Übernahme der FEVE war sie lange die einzige RENFE-Schmalspurbahn.

Der Bahnhof Puerto de Navacerrada liegt auf 1765 m ü. M., unterhalb des gleichnamigen Passes, von wo über Skilifte die Skipisten erreichbar sind. Die Schmalspurbahn diente seit Beginn primär dem Tourismus als Zubringer in ein Ski-und Wandergebiet. Im Winter sind die Züge an den Wochenenden voll besetzt, und est ist nötig, lange im Voraus zu reservieren! Die Züge könnten zwar in Vielfachsteuerung fahren, aber aus unbekannten Gründen macht man dies nicht mehr. Die rund 100 Plätze einer Einheit mit Trieb- und Steuerwagen sind rasch voll besetzt!

1964 wurde die Strecke durch einen 671 m langen Tunnel unter dem Navacerrada-Pass verlängert. Er beginnt gleich beim Bahnhof Puerto de Navacerrada.

Der Endbahnhof Cotos auf 1819 m ü. M. ist der höchstgelegene RENFE-Bahnhof und nach Nuria (1964 m ü.M.) in den Pyrenäen der zweithöchste Bahnhof Spaniens!

Der Bahnhof liegt Richtung Norden und im Winter trifft die Sonne erst spät am Tag ein. Auch Cotos sollte nur ein provisorischer Endbahnhof sein, doch das Baulos 2 nach Gargantilla de Lozoya wurde aus finanziellen Gründen aufgegeben. Vom Bahnhof erreicht man die Passhöhe, wo das einzige Restaurant/Bar steht und Wanderwege beginnen.

Alle Fotos: José Banaudo, Montag (nicht Weekend…!) 29. Januar 2018

 

18 Feb

MOROP-Kongress 1967 in Bilbao

Im SVEA-Bildarchiv lagern unzählige Fotos, hauptsächlich als Negative in unterschiedlichem Format und Zustand. Von vielen sind nicht nur die Fotografen sondern  auch die Geschichte unbekannt. „Crowdsourcing“ im Sinn von „Sammeln von Ideen und Rückmeldungen von ausserhalb“, wäre angesagt, verlangt aber, dass Hunderte von Bildern gescannt ins Netz gestellt würden.

Beim MOROP-Kongress 1967 in Bilbao vom 3. – 9. September 1967  ist es einfacher: Im EA 11/1967 findet sich ein Bildbericht von W. Siegwart, Ehrenpräsident des MOROP. Wir erfahren, dass am Kongress in Bilbao total 282 Eisenbahnfreunde aus 12 Ländern Europas teilnahmen, sowie Mr. und Mrs. Westcott, Editor der Zeitschrift «Model Railroader» aus Amerika. Der Kongress wurde durch die 1964 gegründete Federación Española de Asociaciones de Amigos del Ferrocarril vorzüglich organisiert.

Es wird erwähnt, dass Bilbao, „Hauptstadt der nördlichen Provinz Vizcaya des grossen Landes Spanien“ beidseits des Rio Nervión liegt, etwa 14 km von der kantabrischen Küste entfernt. Die Stadt zählte damals „etwa 300’000 Einwohner, besitzt Brücken über den Nervión, wovon zwei bewegliche, die den Zugang auch für grosse Frachtschiffe bis in die Stadt hinein freigeben. Es besteht auch eine Passagierschiff-Verbindung aus dem Vorhafen Bilbao nach Southampton. Innerhalb der Stadt liegen sieben Personenbahnhöfe und ein grosser neuer Güterbahnhof für Züge mit Breitspur (1672 mm) und Meterspur. Bei einem der Bahnhöfe erreicht man die Bahnsteige, indem man vorerst in einem Wohnhaus in den ersten Stock hinaufzusteigen hat.“

„Im neuen Güterbahnhof Vegade S. Mamés hatten das Ministerium für öffentliche Bauten und die RENFE (Red Nacional de los Ferrocarriles Españoles) eine imposante Schau von 15 Lok und Wagen bereitgestellt, die auf grösstes Interesse stiess.”

Bei den hier gezeigten Bildern handelt es sich wohl um Fotos des damaligen EA-Chefredaktors W.Trüb, die im EA 11/67 nicht oder in besserer Version (Krokodil) publiziert wurden. Von Walter Trüb stammt im EA 10/67 auch ein Artikel “Spanische Impressionen”, ohne Bilder, der seine damaligen Reiseeindrücke wiedergibt.

6. 9. 67: Talgo «Virgen del Carmen» Bilbao—Miranda de Ebro. EA 11/67: “Dieser Leichtmetall-Gliederzug mit losen Einzelrädern zeichnet sich durch minimales Gewicht und maximale Laufruhe aus. Klimaanlage dezente musikalische Begleitung.”

6. 9. 67:  Bahnhof Bilbao-Achuri der meterspurigen Baskischen Eisenbahnen (Ferrocarriles Vascongados) mit, ganz links „angeschnitten, ungarischem Ganz-Triebwagen  und “offensichtlich schweizerischer” BBC-Lok (1928)“

In Bilbao wurde auch die Drehstromlokomotive Gérgal – Santa Fe mit dunkelgrünem Holzkasten präsentiert.

Die 1948 zum Hundertjahrjubiläum der Eröffnung der ersten spanischen Eisenbahn von Barcelona nach Mataró (1848) nachgebaute Dampflok Mataró mit „el tren del centenario“, war 1967 ebenfalls aufgestellt im Güterbahnhof Bilbao.

Die Schlepptender-Dampflok 040 291 RENFE, El Cinca (Schneider Le Creusot 1864), steht heute im Eisenbahnmuseum Madrid.

Das war vor nun 51 Jahren. Der damals nächste MOROP-Kongress war 1968 in Brüssel. Der jetzt nächste MOROP-Kongress wird vom 2. – 7. September 2018 in Wien stattfinden. http://www.morop.org/index.php/de/veranstaltungen/geplant.html