10 Jul

Altkirch – kleiner Rückblick auf die Modellausstellung vom 2./3. Juli 2022

und auf die Überreste der Sundgauer Eisenbahngeschichte

Der oberelsässische Sundgau, der nördlich an die Kantone BS, BL, SO und JU grenzt, ist landschaftlich, kulturell und auch kulinarisch eine sehr reizvolle Gegend. Für Eisenbahnfreunde sind die Täler südlich der Strecke Mulhouse – Belfort allerdings zur völlig uninteressanten «Wüste» geworden, wo sich auch die Spuren der früheren Bahnstrecken zusehends verwischen.

Der 2e Salon international du modélisme vom 2./3. Juli 2022 in Altkirch zeigte aber, dank der Modulanlage des Train Miniature des 3 Frontières   =  TM3F, dass noch nicht gar alles verschwunden und vergessen ist. Auch über 50 Jahre nach der Abfahrt der letzten Züge sind Erinnerungen geblieben, die gepflegt werden. Und weil eine Fahrt von der Schweiz aus nach Altkirch per öV auch heute mit ihren fahrplan- und billettechnischen Hürden völlig unattraktiv bis unmöglich ist, boten auch Hin- und Rückreise per PW die eine oder andere Begegnung mit Überbleibseln der einstigen Sundgauer Bahnen Altkirch – Ferrette (Pfirt), St-Louis – Waldighofen und Bonfol – Pfetterhouse – Dannemarie.

Die nachfolgenden Bilder verbinden Modellbahn mit eisenbahnarchäologischen Überresten und Erinnerungen. Wer mehr über diese Bahnen erfahren möchte, findet dazu Artikel u.a. in den EA 9/77, 10/10, 8/15 und 10/16. Ferner wurde nach grossem Interesse das Buch von Frau Geneviève Grimler, «Il était une fois le Pfirter Zegla» neu aufgelegt – siehe Rezension EA 7/19, S. 332.

 

Endbahnhof Ferrette (Pfirt). Am 18. Juli 1953 fuhr der letzte Personen-, am 4. November 1968 der letzte Güterzug talwärts.
Rund 10 Jahre später sah es am ehemaligen Bahnhof Ferrette so aus; später wurde auch das Aufnahmegebäude abgerissen.
Die mächtigen Tenderlokomotiven 232 TC waren charakteristisch für die Oberelsässer Nebenstrecken. Der hier nachgebildete Absturz dieser Lok ist nicht Phantasie sondern er erinnert an einen Rangierunfall.

Eine 232 TC sucht man im Eisenbahnmuseum Mulhouse vergeblich. In Deutschland haben 5 preussische T 18 (spätere Baureihe 78) überlebt; die obige Oko1 – 3 der PKP konnte im Oktober 2010 im Eisenbahnmuseum Warschau fotografiert werden.

Faszinierendster Ort im Sundgauer Nebenbahnetz war zweifellos der Abzweigbahnhof Waldighofen. Im Vordergrund die Gleise der Illtalbahn Altkirch – Ferrette, vor dem Gebäude die Gleise Richtung St-Louis.
Heute existieren nur noch das Aufnahmegebäude und der Güterschuppen aus der Zeit des Ersten Weltkriegs. Ebenfalls überlebt hat, nun völlig verloren im Grünen, auch der Wasserkran.

1976 war das ehemalige Bahnhofgelände noch deutlicher als solches zu erkennen. Heute ist das Gebäude Teil eines Industriekomplexes (Foto unten, April 2014).

Letzter Abstecher in die oberelsässische Eisenbahnvergangenheit: Pfetterhouse, bis 1970 Grenzbahnhof an der Strecke Porrentruy – Bonfol – Pfetterhouse – Dannemarie. Nach der Stilllegung der Largtalbahn war das imposante Jugendstilgebäude jahrelang der Verlotterung und dem Vandalismus ausgesetzt.
Ehemalige Schalterhalle Bahnhof Pfetterhouse, 28. August 1978
Ehemaliger Zollrevisionssaal, offenbar nach Filmaufnahmen (?), 28 August 1978
Im Sommer 1989 wurde das Gebäude endlich renoviert und in Kleinwohnungen umgebaut.
Doch inzwischen steht es wieder leer.

Alle Fotos. C. Ammann

04 Jul

SV – Die Società Veneta

Vier Eisenbahn-Strecken in Italiens Nordosten

Kurztext- und Bild-Bericht von Rudolf Schulter. Fotos von 1974 bis 1979

Basis: Durch R. Schulter graphisch ergänzte Streckenkarten aus dem Buch von Karl Willhelm Koch: „Eisenbahn-Atlas Europa“, Seiten 142 und 143. GeraMond-Verlag München, 2012

Zu den einzelnen Strecken der SV:

  • Parma – Suzzara: 44 km, zuzüglich Parma – Bivio Cristo: 2,4 km

Heute betrieben durch TPER/FER Ferrovie Emilia Romagna/FS Trenitalia

  • Bologna Borgo San Vitale – Portomaggiore: 46 km, zuzüglich Bologna Borgo San Vitale – Bologna C: 1,8 km

Heute betrieben durch TPER/FER Ferrovie Emilia Romagna/FS Trenitalia

  • (Venezia Santa Lucia -) Venezia Mestre – Adria: 57 km
  • FAM Ferrovia Adria Meste/Sistemi Territoriali SpA.
  • Udine – Cividale del Friuli: 15 km

Heute betrieben durch FUC Ferrovie Udine Cividale

Daraus ist ersichtlich, dass sich auch bezüglich der SV als Eisenbahn-Gesellschaft nach all den Jahrzehnten vieles geändert hat.

Es gibt heute aber eine Società Veneta Ferrovie SVF bei Padova als Museumsbahn-Betreiber.

Auf weitere inhaltliche Vertiefungen, sowohl geschichtlich als auch bezüglich des aktuellen Stands, soll zurzeit nicht eingegangen werden. Im Folgenden werden die eigenen, anlässlich Kurzreisen aufgenommenen, Fotos, aus den Jahren 1974, 1977 und 1979 gezeigt. Neuere Fotos des Autors gibt es bis auf Weiteres nicht.

Das hier gezeigte Rollmaterial war nicht das Gesamte von damals. Hier fehlende Trieb-Fahrzeuge der damaligen SV können weitgehend dem Taschenbuch von Hansjürg Rohrer „Il materiale motore delle ferrovie concesse e tranvie italiane“, Stenvalls Förlag, Malmö 1983, entnommen werden.

Einsatz auf der Strecke Venezia – Adria: Ein dieselmechanischer Triebwagen der Reihe AD 801-809, Bauart (OMS, FIAT), die ein gewisses eigenes, charakteristisches Aussehen aufweist, aufgenommen 1974 in Venezia Santa Lucia. Foto R. Schulter

Ein AD 800 verlässt Venezia Santa Lucia in Richtung Venezia Mestre, mit Endziel Adria. Foto 1977, R. Schulter
Zugsverband zweier AD 800 der SV auf der kurzen Strecke Udine – Cividale del Friuli im Endbahnhof. Foto 1977, R. Schulter
Rangierfahrt eines AD 800 in Cividale del Friuli, also in der Region des Friaul, der dabei zwei Beiwagen der Bauart ADn 605 bis 610 begegnet. Foto 1977, R. Schulter
Begegnung zweier Triebwagen der Reihe AD 800 mit einer dieselelektrischen Lok der Reihe DE 424-01 – 09, bei Ausfahrt aus Cividale del Friuli. Foto 1977, R. Schulter
Güterzug mit der DE 424-02 in Cividale del Friuli. Foto 1977, R. Schulter
Nahaufnahme der dieselelektrischen DE 424-02 (TIBB, OM). Foto 1977, R. Schulter
Parma Centrale mit dieselhydraulischem Triebwagen der Reihe ADn 605 bis 610 der SV (OMECA, FIAT), abfahrbereit nach Suzzara. Foto 1979, R. Schulter
Zugskreuzung in Guastalla mit ADn 605 bis 610. Hier besteht Anschluss an die ACT nach Reggio Emilia.
Links: Zugsverband mit Schienenbussen Reihe ALn 1201/1202-1205 (Macchi) der ACT; rechts: Ausfahrender ADn 605 bis 610 der SV in Guastalla. Beide Fotos vom Zugfenster aus aufgenommen, 1979, R. Schulter
Ein ADn 605 bis 610 in Suzzara. Foto 1979, R. Schulter
Bahnhof Suzzara: Die dieselelektrische DE 424-8 auf Rangierfahrt hat Einfahrt. Hier besteht Anschluss an die FSF, die Ferrovia Suzzara – Ferrara, sowie an die FS. Foto 1979, R. Schulter

Die DE 424-08 der SV in Suzzara. Foto 1979, R. Schulter

Es besteht die Absicht, diese Bildbericht-Reihe, vorab über italienische Eisenbahnen, fortzusetzen. Dabei sollen nicht nur die Regionalen, die „Privaten“, vorgestellt werden, sondern ebenso die Staatsbahn FS, heute auch „Trenitalia“ genannt. Dazu ist an Bildberichte über einzelne Kategorien von Lokomotiven und Triebwagen zu denken, beginnend von den mächtig wirkenden Bauarten, etwa wie die E 428, bis zu den Zügen der Hochgeschwindigkeit. Es werden aber auch Drehstrom und Dampfloks nicht vergessen werden. Ebenso sollen die Trambetriebe, soweit Fotos vorhanden, berücksichtigt werden.

Aus verschiedenen Gründen stammen die Fotos Schwerpunkt mässig aus den 70er Jahren. Jedoch sind insbesondere bei Fotos von FS-Fahrzeugen und -Zügen auch etliche, neuere Aufnahmen dabei, zurzeit bis 2015 gehend.

Nachfolgender Eisenbahn-Streckenplan Italiens (gezeichnet von R. Schulter) erschien im Eisenbahn-Amateur Nr. 1/1980 und diente der Übersicht.

Erstellt am 6. April 2022