31 Jul

Winterthur – Genf, einmal anders

Heute dauert die Fahrt von Winterthur nach Genf im IC keine 3 1/2 Stunden. Und einen hundertjährigen Tramwagen bringt man normalerweise von Winterthur auf der Strasse nach Genf, billiger und wesentlich einfacher als per Bahn.

Die Idee, einen solchen Transport in Begleitung einer fröhlichen Reisegesellschaft als Extrazug durchzuführen, mit dem historischen BDe 3/4 «Tino» (ex BT), dem mustergültig restaurierten C 5820 «Thurgauerstube» und dem allseits bewunderten Xd4ü «Dynamometerwagen» (EA 2/22), stammt also fast aus einer andern Zeit oder Welt. Man braucht dafür viel Idealismus, Geduld, ein tolles Team von Helfern, eine generalstabsmässige Vorbereitung, wo nichts dem Zufall überlassen wird und dann auch noch etwas Glück. Und die Fahrt dauert etwa 8 Std. , nicht eingerechnet all die Zeit für Auflad und Ablad.

Warum der Genfer Tramwagen B 369 nach Winterthur kam, zusammen mit dem K 410, ist in “Neues in Kürze” in den EA 12/22, 3/23 und 5/23 erläutert: Die Association Genevoise du Musée des Tramways AGMT https://agmt.ch/ liess bei Historic Rail Services in Winterthur ihren Personenwagen 369 (SIG 1919) und den im Dezember 2000 von den TPC/BVB übernommene K 204 (SWS 1913, EA 4/01) restaurieren und betriebsfähig aufarbeiten. Dazu wurden beide Wagen am 22. August 2022 nach Winterthur transportiert.

Für die Revision der Bremsen und Radsätze wurde der sozusagen als Replika aus dem K 204 entstandene CGTE-Güterwagen K 410 am 8. Februar 2023 in die TPC-Werkstatt Aigle transportiert. Am 25. März wurde er dann auf dem Gelände des TPG-Depots in Le Bachet erstmals vorgestellt, um später die technische Zulassung für das TPG-Netz zu erhalten.

Samstag, 29. Juli 2023: Ein ungewohnter Anblick in Winterthur an Gleis 8

Der Dynamometerwagen

Zwischenhalt in Baden

Natürlich wird unser Zug überall fotografiert, denn der Fahrplan war auch veröffentlicht worden.

Uns bleibt im Dynamometerwagens der einzigartige Blick auf den B 369, teils mit speziellen Kombinationen, hier in Deitingen.

Über die Aarebrücke in Solothurn

Duchfahrt in Twann

Ein in jeder Hinsicht historischer Schnappschuss in Ligerz

In Daillens gibt es aber eine ungeplant längere Pause. Trotz genauer Kontrolle und Unterhalt hat der Dynamometerwagen einen “Heissläufer”. Also geordneter Umzug eines Teils der Gruppe, von Getränken, Essen, Geschirr und Gepäck in die übrigen beiden Wagen, wo aber alles Platz findet. Dann wird der Dynamometerwagen mit Hilfe des Tm ausgereiht und nach rund einer Stunde geht es weiter. Dank guter Koordination mit den SBB-Disponenten und einer tollen Leistung des BDe 3/4 43 “saust” der Zug nun dem Genfersee entlang und holt etwa 20 Minuten auf.

Für die technischen Begleiter ist das “Abenteuer” allerdings noch nicht ganz ausgestanden. Es folgt der Umlad auf den Lastwagen von Friderici, und erst etwa um 20.30 Uhr rollt der B 369 im Depot Le Bachet wieder auf die heimatliche Meterspur. Die Erleichterung, Freude ja Begeisterung ist gross. Gleichzeitig wird dem AGMT auch ein “Check” von 6000 Fr. überreicht, finanziert aus den “Billetteinnahmen” und Spenden der Reisegesellschaft.

Am Sonntagmorgen, 30. Juli 2023 holt uns der AGMT um 9.50 Uhr zu einer herrlichen Extrafahrt in Carouge Rondeau ab. Der B 369 muss natürlich erst noch zugelassen werden. So fahren wir mit dem Motorwagen 67, dem B 363. Zum ersten Mal nimmt aber der K 410 an einer Extrafahrt teil und transportierte das Gepäck der Gruppe!

Die Fahrt durch die Strassen von Carouge und Genf am Sonntagvormittag ist einzigartig. Und vor Abfahrt an der Haltestelle blasen die Wagenbegleiter in die Signalhörner.

Die Fahrt geht zum Bahnhof Cornavin und dann, mit einem Abstecher nach Lancy Pont Rouge gare, wieder zurück nach Le Bachet.

Der K 410 ist ein Schmuckstück geworden!

In der Wendeschleife Lancy Pont Rouge gare

In Le Bachet endet leider die herrliche Fahrt und es geht hinunter zu den Perrons der neuen Station. Die neue RER-Linie bringt uns zum Bahnhof Cornavin.

Um 12.32 Uhr geht es in Genève Cornavin ab dem internationalen Perron von Gleis 7 zurück nach Winterthur. Gegenüber steht ein TGV… Das Wetter ist herrlich und alles verläuft nach Plan. In Daillens grüssen wir im Gleisstumpen 34 den zurückgebliebenen Dynamometerwagen, der schon am nächsten Tag ins PTT-Paketzentrum in Sicherheit gebracht wird.

Foto im Paketpostzentrum Daillens: Historic Rail Services

Bei einem Zwischenhalt in Le Landeron fotografiert auch Christian Jaquier unseren Zug, glücklicherweise auch zwei Fahrzeuge, die angesichts der “Hauptdarsteller” bei diesem Blog fast vergessen gingen!

Tm IV no 232 164 au Landeron le 30.7.2023

C 5820 au Landeron le 30.7.2023

An dieser Stelle ganz herzlichen Dank für diese super geplante und durchgeführte Reise, wo trotz des Heissläufers dank professioneller und betrieblicher Kompetenz das Programm und die Stimmung “auf den Gleisen blieb”. Auch dankbar sind wir, dass der herrliche B 369 unterwegs nicht noch von Hagel demoliert wurde. Unvergesslich bleibt die Fahrt im Museumszug. Ja, Genf ist per IC ja viel schneller erreichbar als mit einem historischen Zug und einem alten Tram im Huckepack! Und der AGMT führt regelmässig, normalerweise am ersten Sonntag des Monats, Extrafahrten durch, https://agmt.ch/-Agenda-.html

Fotos und Schnappschüsse: Christian Ammann

Die letzten beiden Fotos: Christian Jaquier. Herzlichen Dank!

PS: Ein faszinierendes Echo von Sébastien Jacobi: Er erinnert daran, dass der BDe 3/4 43 der früheren Bodensee -Toggenburg Bahn mit der Reise nach Genf gewissermassen auch zu seinen Ursprüngen zurückkehrte: Denn seine elektrische Ausrüstung stammt von Sécheron (SAAS).

24 Jul

Der Bahnhof Zweidlen am 14. Juli 2023

Obwohl der Bahnhof Zweidlen an einer Nebenstrecke liegt, weist dieser einige spannende Merkmale auf:

  • Gleisanschluss zum Kieswerk “Weiacher Kies AG” und Heimatbahnhof der Weiacher-Kieswagen
  • Grosszügige Gleisanlage mit fünf Bahnhofsgleisen
  • Abwechslungsreiche Infrastruktur: Teilweise sind noch die ursprünglichen Beton-Fahrleitungsmasten vorhanden
  • Einer der wenigen SBB Bahnhöfe, welcher nicht von einer Betriebszentrale ferngesteuert werden kann
Ein abgestellter Ganzzug auf dem Gleisanschluss der Weiacher Kies AG mit Wagen vom Typ JMR-96.
10:53 Uhr: Vectron 193 534 von SBB Cargo International mit einem Kesselwagen-Ganzzug beim Einfahsignal Zweidlen Seite Kaiserstuhl AG.
11:26 Uhr: In Gegenrichtung folgt ein Kesselwagen-Ganzzug mit der Re 620 013 “Rapperswil”.
11:54 Uhr: Ein leerer Schotterzug von SBB Infrastruktur mit der Re 620 075 “Gelterkinden” auf der Rangierfahrt ins Anschlussgleis vom Kieswerk.
12:25 Uhr: UKV-Zug bespannt mit der Vectron 193 519 bei der Durchfahrt im Bahnhof Zweidlen Richtung Westen.
13:16 Uhr: RABe520 010 der S36 Bülach – Koblenz bei der Abfahrt. Das Bild gibt einen guten Überblick über die Gleisanlage: Die S36 befindet sich auf dem Durchfahrtsgleis 3, links davon das Gleis 4, welches über die DKW ins Kieswerk führt.
14:50 Uhr: Die Am 843 083 auf der Durchfahrt mit einem modellbahngerechten Güterzug im Schlepp. Der Bahnhof ist noch nicht behindertengerecht, das Zwischenperron an Gleis 3 hat einen Hilfstritt.
15:03 Uhr: Der leere Schotterzug vom Morgen ist befüllt und bereit für die Rückfahrt Richtung Eglisau. Der Zug ist wieder mit der Re 620 075 bespannt.
15:16: Abfahrt des RABe 520 010 der S36 Bülach – Koblenz. Im Vordergrund sind zwei Betonmasten sichtbar.
Details an der Weiche 7: In gerader Stellung der Weiche wird «Stumpengleis» mit der runden orangen Tafel (bei Tag) respektive mit dem orangen Glas in der Weichenlaterne (bei Nacht) signalisiert. Da das Stumpengleis nicht mit einem Fahrdraht ausgestattet ist, zeigt die gelb-schwarze Tafel zudem “Stromabnehmer senken” an.
13 Jul

Erinnerungen Bahnhof 2000 Frauenfeld

Vor über 20 Jahren war der Bahnhof Frauenfeld im Totalumbau. Auf der Homepage der Frauenfelder Eisenbahn Amateure FEA wurde nun dazu eine grosse Fotodokumentation veröffentlicht, die sich vor allem an die Frauenfelder Bevölkerung richtet, aber auch sonst auf Interesse stossen kann.

https://fea-frauenfeld.ch/bahnhof2000.html

Foto oben: Bau des unterirdischen Strassenkreisels im August 1998

Foto unten: Die Baugrube zwischen dem früheren Bahnübergang Rheinstrasse und dem Bahnhofplatz, Februar 1998. Fotos: Christian Ammann