06 Sep

Steuerwagen BDt 1721-23 der Rhätischen Bahn

(Foto: Schindler Waggon)

Die Rhätische Bahn beschaffte 1982 drei Steuerwagen zur Bildung von Pendelzügen. Diese Fahrzeuge entstanden aus dem Konzept der EW II Serie und somit auf bewährter Leichtmetallkonstruktion. Durch gezielte Verwendung von Strangpressprofilen und Leichtmetallblechen konnte ein optimales Verhältnis zwischen Nutzlast und Eigengewicht erreicht werden.

Ein Abteil wurde speziell für Menschen mit Behinderungen gestaltet; hochklappbare Sitze ermöglichen es dem Rollstuhlpassagier im Personenabteil zu reisen. Eine ansprechende Innenraumgestaltung wird mittels pflegeleichter Wand- und Deckenverkleidung sowie einer bequemen Bestuhlung erreicht. Durch gute Isolation und mit doppelverglasten Fenstern wird eine hervorragende Laufruhe erreicht. Ein modernes Warmluftheizgerät sorgt für eine angenehme Atmosphäre.

Nach dem Umbau der Lokomotiven Ge 4/4 I 601-610 ab dem Jahr 1986 erfolgte
die Anpassung der Steuerwagen zur Fernsteuerung dieser Lokserie.
Nach der Ausmusterung der Lokomotiven 601-610 sind diese Steuerwagen im
Jahr 2012 einer Mini-Refitaktion unterzogen worden. Sie erhielten eine
neue Stirnfront und einen neuen Führerstand sowie die Anpassung zur
Fernsteuerung von verschiedenen Triebfahrzeugtypen. Dabei wurden
verschiedene Komponenten von den ausgemusterten Steuerwagen ABt
1701-1703 verwendet.

Das Fahrzeug verfügt über eine Führerstandsausrüstung für den Pendelzugverkehr, Zugsicherungsanlagen, Lautsprecheranlagen, automatische Türschliessung, Vakuumbremssystem und ein geräumiges WC auf der grossen Einstiegsplattform.

Bei den Drehgestellen handelt es sich um solche des Typs SWP74, welche teilweise durch die RhB modernisiert worden sind. Dieser Drehgestell-Typ kommt auch bei den Einheitswagen II zur Verwendung. Die Bremszylinder sind im Drehgestell integriert. Das Federsystem besteht aus Schraubenfedern Primär- und Sekundärstufe. Im Refit der Fahrzeuge 2012 wurde eine Spurkranzschmieranlage auf jedes DG eingebaut. Am SWP 74 IS (DG 1 unter Führerstand) wurden Schienenbürsten eingebaut.

(Quellen: Datenblatt Schindler Waggon, Betriebsvorschrift RhB)

06 Sep

Trambummel Warschau

Das normalspurige Warschauer Tramnetz, Tramwaje Warszawskie, ist mit 27 Linien, einer Streckenlänge von ca. 120 km (Gleislänge ca. 260 km) sowie einem attraktiven Fahrplan- und Fahrausweisangebot geradezu für Entdeckungsreisen geeignet. Die charakteristischen Konstal 13N-Trams nach dem Vorbild der Tatra T1-Wagen (sh. Bild unten) sind zwar seit Ende 2012 aus dem regulären Betrieb verschwunden.

Der Fahrzeugpark und das ausgedehnte Streckennetz sind aber nach wie vor abwechslungsreich und machen einen Trambummel lohnenswert. Mit den ZTM-Warszawa Verkehrsverbund-Billetten (auch Tageskarten und Mehrtageskarten) können auch die Stadtbusse, Metro und die Stadtschnellbahn SKM (Szybka Kolej Miejska) benützt werden.

Seit etwa September 2017 wurde auch ein neues Logo für die städtischen Transportunternehmungen Warschaus geschaffen, eine zu einem t (Transport) stilisierte „Syrenka“ (Symbolgestalt Warschaus)

Auf den noch wenigen Konstal 105Na in der alten Lackierung prangt das t in weisser Farbe. Unterhalb der Führerstandsfenster das traditionelle Signet mit der  “Syrenka” (Meerjungfrau).

Die meist sehr langen Linien verbinden die Vorstadtgebiete durchs Stadtzentrum. Zahlreich Linien überqueren dabei auch die Weichsel (Wisła), um nach Praga und in die andern Stadtteile am Ostufer zu gelangen. http://www.ztm.waw.pl/pokazmapy.php?i=16&l=1

Ein Trambummel durch Warschau ist wie überall nicht nur Tram… Er gibt Einblick ins Leben, den Alltag in der polnischen Hauptstadt mit ihren rund 1,75 Mio. Einwohnern, und zeigt die interessante Stadtentwicklung. Er konfrontiert aber auch mit der tragischen, ja fast unvorstellbaren Zerstörung im 2. Weltkrieg, veranschaulicht den Wiederaufbau, führt vorbei an Denkmälern und Mahnmalen aus der sehr leidvollen Vergangenheit Warschaus der letzten 200 Jahre.

Endstation Czynszowa in Praga Północ. Die Linie 23 führt von hier aus durch ein Altbauviertel von Praga, dann über die Weichsel, durch einen Tunnel unter der Altstadt hindurch, nach Wola und weiter ins Neubaugebiet von Nowe Bemowo im Westen Warschaus.

Kurz nach Czynszowa biegt ein 128M Jazz Duo in die Ulica Stalowa ein.

Das Rondo Wiatraczna (Windmühlenkreisel) in Grochów im Osten von Warschau ist mit seinen vier Gleisen seit jeher ein lohnenswertes Fotoobjekt.

So war es auch im September 2009 mit dem zufällig angetroffenen Konstal N1-Triebwagen 607 von 1949. 

Am-“Rondo Charles’a de Gaulle’a“ steht nicht nur die Kopie  von De Gaulles Denkmal an den Champs-Elisées, sondern seit 2002 auch eine künstliche Palme. Rechts  der Eingang zur Ulica Nowy Świat, die in die Krakauer Vorstadt und ins Herzen der Altstadt führt.

Wagen 3104 an der Haltestelle Muzeum Narodowe. Die 15 Wagen des Typs 120N wurden 2007 von Pesa als erste moderne Niederflurtrams von Warschau geliefert und wurden Vorbild der späteren Swing 120NA (ab 2010). Das untere Bild zeigt den Wagen 3103 im September 2009 in der damaligen Lackierung beim Rondo Wiatraczna.

Zwei Jazz-Wagen 134N in der Ulica Targowa in Praga, gleich vor der Abzweigung, die zur Ulica Kijowska, zum Ostbahnhof, zum Depot Praga und zur Endstation Kawęczyńska-Bazylika führt.

Nowodwory ist der gegenwärtig nördlichste Punkt des Warschauer Tramnetzes. Die Tramstrecke über die Brücke “Most Skłodowskiej-Curie” nach Tarchomion wurde im Dezember 2014, der Abschnitt nach Nowodwory im Februar 2017 eröffnet. Weil die Strecke später weiter geführt wird, fehlt in Nowodwory eine Wendeschleife.

Aus diesem Grund kann die Linie 2 nur mit Zweirichtungswagen, 120Na Swing Duo und vor allem 128Na Jazz Duo befahren werden. Auf Bild oben fährt ein Swing Duo Richtung Nowodwory, während in der Wendeschleife Tarchomin Kościelny nördlich der Station Mehoffera zwei Einrichtungswagen 120Na Swing der Linie 17 warten.

Ebenfalls mit Zweirichtungswagen 128N Jazz Duo musste die Linie 31 zum Rondo Unii Europejskiej befahren werden, als die Fortsetzung zum PKP-Bahnhof Warszawa Służewiec erst noch im Bau war. Der Richtungswechsel vollzog sich über eine Kletterweiche.

Blick Richtung Slużewiec. Die neue Strecke ist seit 3. September 2018 in Betrieb.

Einzigartig ist die Linie 20 nach Boernerowo im Westen der Stadt. Nach der rechtwinkligen Kreuzung mit den Linien zwischen Nowe Bemowo und Bemowo bei der Station Dywiszjonu 303 geht es ins Grüne,  zur Technischen Militärakademie WAT und zur im Wald gelegenen Endstation mit Wendeschleife .

Konstal-Gelenktriebwagen 3003 (116Na) in Boernerowo

Ab Fort Blizne wird die Strecke einspurig, wobei von den fünf noch folgenden Haltestellen WAT und Stare Bemowo als Kreuzungsstationen mit Signalen ausgerüstet sind. Auf Bild oben kreuzen sich ein 120Na Swing und ein aus Boernerowo kommender Zug von zwei 105N2k.

Die südlichste Warschauer Tramendstation P&R Aleje Krakowska, notabene im Stadtteil Włochy (= Italien)…

Die Wendeschleife Kawęczyńska-Bazylika liegt in einem kleinen Park bei der gleichnamigen Kirche in Praga.

Danach geht die Fahrt durch die l’Ulica Kawęczyńska zum Depot Praga und kurz durchs Grüne zum Ostbahnhofs Warszawa Wschodnia. Die Linie 13 führt dann über die Weichsel, durch die Innenstadt nach Wola und zum Friedhof Czemtarz Wolski.

105Ne-Wagen 1395 und 1396 vor dem renovierten Depotverwaltungsgebäude , Haltestelle Zajezdnia Praga.Tram 1364 (105Na) der Linie 27 am Cmentarz Wolski, dem Friedhof des Stadtteils Wola. Richtung Innenstadt befinden sich auch der Friedhof und die eindrückliche Gedenkstätte des Warschauer Aufstands (Cmentarz Powstańców Warszawy), die Reduta Wolska und der russisch-orthodoxe Friedhof Cmentarz Prawosławny na Woli.

Dieser Trambummel-Blog ist lang geworden aber niemals vollständig. Er möchte zum Besuch Warschaus per Tram ermuntern, zum Entdecken der polnischen Hauptstadt, ihrer Geschichte, ihrer Entwicklung und natürlich zur Entdeckung eines traditionsreichen, modernen und attraktiven Trambetriebs, der auch in den nächsten Jahren weiter ausgebaut werden wird.

Alle Fotos: C. Ammann (25. – 27. 6. 2018 und September 2009)

01 Sep

Mecklenburgische Bäderbahn Molli

Ein sehr sympathischer Überbleibsel aus der ehemaligen DDR ist die dampfbetriebene Schmalspurbahn Molli entlang der Ostseeküste mit der seltenen Spurweite von 900 mm. Das erste Teilstück von Bad Doberan nach Heiligendamm (6,61 km) ging 1886 als Dampfstrassenbahn in Betrieb. 1910 erfolgte die Verlängerung zum Ostseebahn Kühlungsborn, womit die Streckenlänge stolze 15, 43 Kilometer erreichte. Seit jeher diente die nunmehr als Kleinbahn betriebene Strecke hauptsächlich dem Personenverkehr, während der Gütertransport eine untergeordnete Rolle spielte und 1969 eingestellt wurde.

Während der gesamten Betriebszeit wurde mit Dampftraktion gefahren, wobei im Laufe der Zeit verschiedene Loktypen zum Einsatz gelangten. Am erfolgreichsten waren drei im Jahr 1932 von der Deutschen Reichsbahn in Dienst gestellten zugkräftigen Tenderlokomotiven, welche auch heute noch im Einsatz stehen und im Jahr 2009 (!) sogar noch eine baugleiche neue Schwester erhielten.

Lok 99 2322-8 an der Endstation in Kühlungsborn West.

Dass die Bahn bis heute ausschliesslich mit Dampfbetrieb überlebt hat, ist vor allem der Rückständigkeit der damaligen DDR zu verdanken. Nach der Wende brachen die Verkehrszahlen ein und die Deutsche Bahn wollte alle ererbten Schmalspurstrecken stilllegen. Im Hinblick auf das Touristenpotential gelang es aber lokalen Behörden, eine private als Mecklenburgische Bäderbahn Molli geführte Gesellschaft zu gründen und den Betrieb weiterzuführen. Geleise und Rollmaterial wurden erneuert und befinden sich in einem eindrücklich guten Zustand.

Wie erwähnt wird ausschliesslich mit Dampf gefahren und zwei kleine Dieselloks werden nur zum Rangieren verwendet.

Im Sommerfahrplan werden 11 Zugspaare im Stundentakt angeboten, wozu bei einer Fahrzeit von 43 Minuten zwei Kompositionen notwendig sind, welche sich in Heiligensee kreuzen. Diese Kreuzungsstation ist übrigens historisch korrekt mit Seilzuganlagen zur Barrieren-, Signal- und Weichenbedienung ausgerüstet.

In der Sommersaison werden Züge mit nicht weniger als 13 Wagen (alles Vierachser) eingesetzt, was im Hinblick auf die starken Frequenzen auch absolut notwendig ist. Im Winter pendelt jeweils nur ein verkürzter Zug im Zweistundentakt, während die Gegenrichtung mit einem Bus bedient wird.

Auch im Innern sind die Fahrzeuge gepflegt und in gutem Zustand. Für einen gelegentlich eingesetzten “hundertjährigen Zug” sind auch noch vier Original-Personenwagen vorhanden.

Nach wie vor den ursprünglichen Charakter einer Dampf-Strassenbahn verkörpert Molli in Bad Doberan, wo die Ortschaft mitten auf der Hauptstrasse durchquert wird.

Befördert werden jährlich rund 600’000 Fahrgäste und die Bahn dampft einer gesicherten Zukunft entgegen. Natürlich spielt der Touristenverkehr eine grosse Rolle, doch kommt man um die Benützung der Bäderbahn Molli nicht herum, wenn man mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Kühlungsborn gelangen wird. Die Reise führt von Hamburg im Schnellzug nach Rostock, wo bis Bad Doberan auf eine dieselbetriebene Regionalbahn umgestiegen werden muss.

31 Aug

Lauftechnikmessfahrten mit einem Zweikraft-Flirt von Stadler für Abellio East Anglia

Prose als akkreditierte Prüfstelle für Eisenbahnrollmaterial, Stadler als Hersteller und SBB Personenverkehr als EVU arbeiten an der Zulassung der Zweikraft-Flirt von Stadler für Abellio East Anglia. Im August wurden mit dem Triebzug 755 402 u.a. Lauftechnikmessfahrten im Aaretal zwischen Gümligen und Thun bis v max 176 km/h durchgeführt (Zulassungsgeschwindigkeit +10%).

Seeger Markus

Die SBB-Re 460 091 mit dem 755 402 für Abellio East Anglia zwischen den Kupplungs-Übergangswagen Dms 75 80 90-94 010 und 009 von Railadventure zwischen Wichtrach und Kiesen am 17.8.2018. Foto: M. Seeger

In der letzten Augustwoche wurde die Kompositon an mehreren Tagen mit einer Rundfahrt Thun–Lyss–Kerzers–Thun (je via Münsingen) gedreht.

Frei Stephan

Die gleiche Komposition bei der Durchfahrt im Nord-Ost-Süd-West-Bahnhof Kerzers am 28.8.2018.

Frei Stephan

Ein Blick auf den Generatorwagen des 755 402 in Kerzers am 28.8.2018. Das britische Profil ist gut ersichtlich. Fotos: S. Frei

Abellio East Anglia

Abellio East Anglia Ltd, Tochtergesellschaft des niederländischen Abellio (NS) mit 40% Beteiligung der japanische Mitsui, erhielt 2016 die Franchise «East Anglia» 2016–2025 für den Verkehr im Osten England (Essex, Suffolk und Norfolk), verbunden mit der vollständigen Erneuerung des Rollmaterials, mehr als 1000 Wageneinheiten. Das Rollmaterial wurde noch im gleichen Jahr bestellt undmuss bis September 2020 vollständig in Betrieb gesetzt sein.

Die Strecken ab London Liverpool Street nach King’s Lynn und Norwich mit einigen Ästen (u.a. Harwich, Clacton, Southend) sind mit 25 kV 50 Hz elektrifiziert, die regionalen Strecken in Norfolk jedoch nicht.

Der Auftrag für das «Massenprodukt» für den Vorortsverkehr ab London Liverpool Street ging an Bombardier in der Form von 89 fünfteiligen und 22 zehnteiligen Elektrotriebzügen des Typs Aventro (mit 2+3-Bestuhlung), total 665 Wageneinheiten für 930 Mio. £.

Die «Spezialitäten» wurden auf der Basis des Flirts an Stadler vergeben, total 378 Wageneinheiten, finanziert auf dem Kapitalmarkt unter Führung von Rock Rail.

20 zwölfteilige Elektrotriebzüge für den Fernverkehr mit rund 750 Sitzplätzen, darunter auch 1. Klasse:

  • 10 x 745/0 lösen bei den IC London–Norwich lokbespannte Pendelzüge (Class 90 + Mk 3) ab.
  • 10 x 745/1 ersetzen beim “Stansted-Express” London–Flughafen Stansted die Elektrotriebzüge Class 379.

Im Regionalverkehr auf elektrifizierten und nicht-elektrifizierten Strecken werden38 Zweikraft-Flirt (bi-mode multiple unit, BMU) mit der Sitzanordnung 2+2 vorwiegend ältere Dieseltriebzüge (Class 153, 153, 170) ablösen: ab Norwich nach Lowestoft, Great Yarmouth, Sheringham und Cambridge; ab Ipswich nach Lowestoft, Felixstowe und Cambridge; Marks Tey–Sudbury.

  • 14 x 755/3 3+1-teilige Triebzüge (170 Sitzplätze)
  • 24 x 755/4 4+1-teilige Triebzüge (230 Sitzplätze)

Die Flirt BMU für Abellio East Anglia sind elektrische Flirt, welche mit einem Generatorwagen mit 4 V8-Dieselmotoren und einem Durchgang ergänzt sind. Der Generatorwagen ist die Abkehr vom Prinzip, bei Dieseltriebzügen unter jedem Wagen einen eigenen Dieselmotor zu montieren. U,a. sinken so die Immissionen in den Wagen. Im elektrischen Betrieb kann die Bremsenergie rekuperiert werden, im Dieselbetrieb wird die elektrische Bremsenergie über Widerstände «verheizt».

Stadler wird auch für die Instandhaltung aller Flirt in der Serviceanlage Crown Point in Norwich verantwortlich sein.

Weitere Informationen siehe z.B.

 

Franchise

In Grossbritannien werden die Konzessionen im Schienenpersonenverkehr nach dem Franchising-Prinzip vergeben, um die sich die Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) bewerben können. Eine einzelne Franchise schreibt Leistungen und Qualität auf einem Liniennetz während der Vertragsdauer vor. Je nach erwarteter Wirtschaftlichkeit erhält der Franchisenehmer Abgeltungen von der öffentlichen Hand oder muss eine Franchisegebühr zahlen.

24 Aug

Bahnhofsrundgang – eine Zeitreise der Eisenbahn auf dem Bahnhofsgelände des DVZO in Bauma

Nachdem sich der Prototyp des Bahnhofsrundgangs während dem Freilichtspiel «Spinnen im Neuthal» der Zufriedenheit zahlreicher Besucher erfreut hat, steckte das Projektteam diesen Frühling umfangreiche Arbeiten in die permanente Installation der Hinweistafeln. Hierfür wurden in der Werkstatt Bauma neue Rahmen geschweisst und durch den routinierten Bautrupp der DVZO-Infra verbaut.

Neben den wetterfesten Infotafeln bereichern zwei Audiostationen den Rundgang. Die Künstlerin Iris Rennert hat hierfür verschiedene Gespräche mit DVZO-Mitgliedern geführt und das Ambiente an einem Fahrsonntag mit dem Mikrofon eingefangen. Die Besucher können die Klangfeatures über ein umgebautes SBB-Streckentelefon hören. Mit ihren Erfahrungen bei der Realisierung der Audio- und Medieninstallation im Bahnmuseum Albula konnte Sie bei der Umsetzung einer Etappe des Projekts «erlebbares Kulturerbe» entscheidend mithelfen.

Der nunmehr ergänzte Rundgang wird am Fahrsonntag vom 2. September 2018 erstmals vollständig zugänglich sein.

20 Aug

Wo liegt Babylon?

Die Frage erinnert an jene nach Moskau oder Petersburg, die eben auch im Kanton Schaffhausen zu finden sind… In der Schweiz gibt es allerdings – unseres Wissens – kein Babylon. Und in diesem Blog geht es natürlich nicht um die alte Hauptstadt Babyloniens im heutigen Irak, sondern um die Bahnhaltestelle Babylon zwischen Furth im Wald und Domažlice (auf dem Weg von München nach Pilsen und Prag).

Babylon ist ein kleines Dorf von rund 300 Einwohnern, unweit von Domažlice, vor allem beliebt durch einen wunderschönen Badesee. Erst am 1. Juli 1915 wurde die Haltestelle Babylon an der Bahnlinie Furth im Wald – Domažlice (damals Taus) – Pilsen eröffnet. Sie befindet sich an einem Strassenübergang bei km 176.2; die Staatsgrenze befindet sich zwischen Česká Kubice und Furth im Wald bei km 184; die Kilometrierung läuft ab Prag.

Der in Tschechien charakteristische Richtungsanzeiger “směr” (nach)

Zur Zeit der ersten tschechoslowakischen Republik entwickelte sich Babylon zu einem kleinen Kurort, woran auch noch zwei Hotels beim „Bahnhof“ erinnern, eines davon mit der Jahrzahl 1926. So errichtete man im Herbst 1933 eine neue, hölzerne Wartehalle mit Billettschalter und Diensträumen, die noch heute existiert.

Im September 2005 war die Schranke in Babylon noch örtlich bedient.

Nach der kommunistischen Machtübernahme 1948 wurde die Grenze geschlossen und ein 10 km breites Sperrgebiet errichtet. Zwischen Domažlice, Česká Kubice und Furth im Wald fuhren keine Personenzüge mehr. Die Strecke wurde nur von zwei Schnellzugpaaren nach München und einigen Güterzügen benützt. Erst seit 1989 verkehren wieder Personenzüge nach Česká Kubice, mit Halt in Babylon, wo im Sommer auch der Billettschalter geöffnet wurde.

Bahnhofgebäude Česká Kubice, 13. 8. 2018

Heute halten in Babylon nur zwei Zugpaare, seit dem Fahrplanwechsel 2015/16 als Verlängerung der Linie OBP3 der Oberpfalzbahn aus Schwandorf – Cham. Auf tschechischem Gebiet ist aber ČD-Personal im Einsatz, und es gilt der ČD-Tarif (Billettverkauf im Zug). Der Schalter in Babylon ist schon seit einigen Jahren geschlossen, nachdem auch die Barriere automatisiert werden konnte. Das hölzerne Haltestellengebäude von 1933 droht der Streckenmodernisierung zum Opfer zu fallen.Durchfahrt eines “Alex” Prag -München in Babylon. 12. 8.2018

Lokzug in Babylon,  12. 8. 2018.

Die paar Bilder sollen einen kleinen Eindruck von einem für Bahn-, Natur- und Geschichtsfreunde sehr reizvollen Gebiet vermitteln, auch mit einem „Sprung“ zu den benachbarten beiden Bahnhöfen von Domažlice.

Oberpfalzbahn an der Haltestelle Domažlice město

So sah es im September 2005 noch in Domažlice město aus…

Und nun ein paar Eindrücke aus  Domažlice .Die “Seehöhe”.Regio-Shark aus Pilsen bei der Einfahrt in  Domažlice.

Alex und ČD-Zug in Domažlice, 12. 8. 2018

Im April  2009 traf man in Domažlice noch Triebwagen-Oldtimer an.

Karte: A. Wilhelmi

Alle Fotos: C. Ammann

11 Aug

Ein Besuch bei Deutschlands ältester Zahnradbahn – der Drachenfelsbahn

 

 Von der Bergstation Drachenfels geniesst man einen fantastischen Blick auf das Siebengebirge und das Rheintal.

 Bei der Anreise mit der Fähre über den Rhein bei Königswinter erblickt man bereits links das Schloss Drachenburg und rechts die Ruine Drachenfels.

Alljährlich Ende Juni steht ein geschäftliches Treffen an – jeweils in einer anderen Ecke des Landes. Diesmal war Bad Neuenahr im Ahrtal das Ziel. Dies liegt auf der linken Rheinseite zwischen Koblenz und Bonn. Da ich meist nach der Anreise noch ein bisschen Freizeit habe, suche ich mir nach Möglichkeit ein eisenbahntechnisches Ziel der Nähe des Treffens aus. So fiel dieses Mal die Wahl auf die Drachenfelsbahn.

Vor Jahren hielt ich mal eine Briefmarke in der Hand, die zum 125 jährigen Jubiläum der Drachenfelsbahn herausgegeben wurde. Darauf war eine Dampflok mit einem Vorstellwagen zu sehen. Dieses Ziel wäre doch ein kleiner Ausflug wert. Also nichts wie hin.

Ein Blick in das “gläserne” Depot in der Talstation. Links hinter den Scheiben befindet sich die Werkstätte.

Von Bonn-Mehlem setzte ich mit einer kleinen Fähre über den Rhein nach  Königswinter. Von der Fähre aus konnte ich schon das Schloss Drachenburg und den Drachenfels oben auf dem Hügel sehen. Zu Fuss ging´s durch den alten Ort zur Talstation. Davor begrüsste mich die Dampflok Nr. 2 von 1927, die dort als Denkmal steht.

Vor der Talstation steht die Dampflok Nr. 2 mit Baujahr 1927 als Denkmal.

Die Geschichte der Drachenfelsbahn geht auf die Schiffbarmachung des Rheines zurück. Um 1825 fuhren die ersten Dampfschiffe von Holland aus flussaufwärts. Gut betuchte Reisende erfreuten sich am Verlauf des Sagen umworbenen Flusses. In Königswinter entstanden Mitte des neunzehnten Jahrhundert am Rheinufer mondäne Hotels. Sie säumen noch heute das Ufer. 1881 wurde die Konzession erteilt, auf den Aussichtspunkt Drachenfels eine Zahnradbahn zu erbauen. Bereits im Juli 1883 fanden erste Probefahrten statt. Damit ging Deutschlands erste Zahnradbahn in Betrieb.

Ein Triebwagen verlässt die Talstation in Richtung Drachenburg.

Die Erstausstattung bestand aus drei Dampfloks und sechs Vorstellwagen. Die Streckenlänge beträgt 1520 Meter, sie ist meterspurig und mit dem Zahnstangensystem Riggenbach ausgestattet. Während der 12 minütigen Fahrt werden 220 Höhenmeter mit bis zu 200 o/oo Steigung überwunden. Bereits ein Jahr nach Eröffnung der Zahnradbahn wurde in Höhe der Mittelstation das Schloss Drachenburg eröffnet. Es ist bis heute ein beliebtes Ausflugsziel hoch über dem Rhein. Der Blick schweift von dort bis ins 60 km entfernte Köln. Bei meinem Besuch konnte ich sogar die beiden Türme des Kölner Domes ausfindig machen. Das Schloss kann besichtigt werden. Heute finden dort kulturelle Anlässe statt und die Gäste können im Schloss übernachten.

 Kurz vor der Mittelstation geht es steil bergan. Im Hintergrund erkennt man den Rhein.

1927 wurde die Erstausstattung an Dampfloks gegen fünf neue ersetzt. Diese wurden in der Maschinenfabrik Esslingen hergestellt. Im Juni 1953 konnte der elektrische Betrieb aufgenommen werden. Bis 1978 wurden fünf Zweiachser in Betrieb gesetzt. Erbauer waren die Waggonfabrik Rastatt und Siemens. Sie fahren bis heute in ihrer moosgrünen Lackierung und geben der Bahn das Flair der fünfziger Jahre. In den neunziger Jahren sind die kleinen Triebwagen in der SLM in Winterthur generalüberholt worden.

Vor der imposanten Kulisse des Schlosses Drachenburg befindet sich die Ausweichstation der Zahnradbahn.

Nach der fotografischen “Inspektion” der Talstation und der angeschlossenen Werkstätte ging ich zu Fuss bergan. Nach einer Viertelstunde auf einem steilen Weg erreichte ich die Mittelstation Drachenburg. Hier kreuzen sich die Triebwagen. Tagsüber fahren sie im Halbstundentakt. Von dort geht es weiter steil bergan zum Drachenfels. Der Aufstieg wird mit einem grossartigen Rundblick über das Siebengebirge, das Rheintal und die Eiffel belohnt.

Einfahrt des letzten Kurses in der Mittelstation. Im Hintergrund ist die Rheinebene und das rund 60 km entfernte Köln auszumachen.

Bis heute war mir nicht bekannt, dass es neben der Drachenfelsbahn noch weitere drei Zahnradbahnen in Deutschland gibt. Es sind dies die “Zacke”, die den Stuttgarter Talkessel mit dem höher gelegenen Stadtteil Degerloch verbindet sowie in Bayern die Wendelstein- und Zugspitzbahn.

Nachdem der letzte Kurs gegen 19 Uhr von der Bergstation Drachenfels talwärts rumpelte, machte ich mich auf den Weg zurück nach Bad Neuenahr. Ein netter, nostalgischer Ausflug in die fünfziger Jahre ging zu Ende. Jetzt weiss ich, dass sich Deutschlands älteste Zahnradbahn nicht in den bayerischen Alpen, sondern im eher doch bergig gemässigten Siebengebirge in Nordrhein-Westfalen befindet.

Kreuzung zweier Triebwagen in der Mittelstation Drachenburg. Tagsüber kreuzen hier alle 30 Minuten die berg- und talwärtsfahrenden Kurse.

05 Aug

Vor 5 Jahren letzte Fahrsaison im Misox

Triebwagen 6 rangiert am 31. 7. 2011 in Cama

Es sind nun 5 Jahre her, dass der letzte Zug Cama – Castione gefahren ist. Die SEFT verfolgt aber weiter die Idee eines zukünftigen Tessiner Schmalspurmuseums auf einem dafür geeigneten (und auch bezahlbaren) Gelände. Sie besitzt geschützt abgestellt noch immer einen vollständigen Misoxer-Zug (BDe 4/4 6 ex RhB 491 mit den beiden Zweiachsern B 51 und 52 ex BM) sowie einen kompletten Biasca-Acquarossa-Zug (ABe 4/4 5 mit je einen Personenwagen B 12, Gepäckwagen F 19 und Postwagen Z 57).

Der Internet-Auftritt http://www.seft-fm.ch/de/ wird aktualisiert, und die SEFT wird am Wochenende vom 13./14. Oktober 2018 in Biasca an den „alpine Mobility Days” (über die Entwicklung der Transportmittel in den Alpen im letzten Jahrhundert) mit einem Stand vertreten sein.

Der Triebwagen 1 (ex-AB ABe 4/4 Nr. 41 wurde an die Firma Censi Gleisbau abgegeben, die ihn zusammen mit dem Niederbordwagen FM Nr. 82 in Grono als Konferenzraum an der Autobahn aufgestellt hat. 30. 7. 2018

 

Der gedeckte Güterwagen Gb 71 (ex RhB Stammnetz Gb 5003) wurde an den Besitzer des mustgergültig restaurierten Bahnhofs Leggia abgegeben. 30. 7. 2018

Sieben Jahre früher: ex-BA-Triebwagen ABe 4/4 5 am 31. 7. 2011 in Leggia.

Die SEFT brachte einen sanften Tourismus ins untere Misox, und die Fahrt im historischen Zug wurde auch für viele Kinder zum unvergesslichen Erlebnis. Zwei Schnappschüsse vom 8. 9. 2013 in Cama und im Zug nach Castione. Fotos: Chr. Ammann

Der letzte Betriebstag der SEFT am 27. 10. 2013 – ohne Blumen und Trauerflor – wurde im EA 12/13 auf S. 579 beschrieben.

 

SEFT-Zug am 8. 7. 2012 in Grono.

Alle Fotos (ausser die Schnappschüsse vom 8. 9. 2013) von Dr. Markus Strässle

 

04 Aug

Auch ein Kran kann schön sein

Bockkran Sulgen

Im EA 8/18 erinnert der Artikel „Hans Hilfiker, Erfinder der Bahnhofsuhr“ von Ruedi Wanner an den bekannten Ingenieur Ingenieur Hans Hilfiker (1901 – 1993). Thema sind aber nicht nur die beliebte Bahnhofuhr, sondern auch weniger bekannte, vergessene oder schon wieder verschwundene Werke Hilfikers im Bereich der Bahn.

Bockkran Uzwil

Unter Denkmalschutz stehen die Perrondächer des Bahnhofs Winterthur Grüze und das Betriebsgebäude des Fahrleitungsunterhalts im Kohlendreieck Zürich HB. Die runden Fahrplanlesegeräte sind aber schon vor Jahrzehnten aus den Schalterhallen der grösseren Bahnhöfe verschwunden. Auch Hilfikers Zweiwegfahrzeug für den Fahrzeugunterhalt, das zum Strassen- und Schienenradwechsel, sowie zum Drehen um die eigene Achse mit einem Stahlgussteller angehoben werden konnte, ist vergessen.

Bockkran Sulgen

Zusehends verschwanden und verschwinden auch die typischen Bockkrane, die Hilfiker um 1950 entwarf und in der Zeitschrift „Das Werk“ 1951 beschrieb. https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=wbw-002:1951:38::1269

Dabei erwähnte er die Absicht der SBB, die Zusammenarbeit mit dem Strassentransport zu fördern. Angesichts der häufigen Wechsel der Verladeverhältnisse auf den Bahnhöfen wollte man einen elektrischen Kran von 10 t Tragkraft schaffen, der trotz ortsfester Aufstellung verhältnismässig leicht disloziert, also versetzt werden konnte. Der mechanische Teil mit Katze konnte übrigens in nur 3 Std. auf vorbereiteten Betonfundamenten zusammengesetzt werden.

Die “Füsse” des Wiler Bockkrans (unter der Plattformseite)

1950 wurden die ersten sieben Exemplare aufgestellt, nämlich in Brugg, Bubikon, Netstal, Uzwil, Flawil, Rorschach und Kreuzlingen. Heute haben sich in der Originalversion bspw. noch die Bockkrane in Uzwil, Sulgen, Effretikon, Schlatt und Thalwil erhalten. Da und dort, etwa in Wil, ist auch noch eine modernisierte Version zu sehen.

Modellbahnmässig ist dieses sehr charakteristische Stück SBB leider noch nicht „entdeckt“ worden. Zwar ist schon im EA 10/59 ein Bauvorschlag für einen Ueberlade-Bockkran (H0) zu finden, mit einem Bild des Hilfiker Bockkrans (Kommentar: „auch ein Kran kann schön sein“). Doch beim konkreten Vorschlag ging es dann einfach um einen Bockkran, wie sie vor 1950 existierten.

Meist sind Krane auf Betriebsfotos nur “Dekor”. Dank dem schönen Bild der Em 3/3 18835 in Suhr ist auch der Kran dokumentiert, der etwa dem Bauvorschlag im EA 10/59 entspricht. Foto E. Suter.

Die nachfolgenden Bilder zeigen weitere Detailansichten der Krane in Uzwil und Sulgen, die allenfalls auch für Modellbahner interessant sind und auch noch weitere Krane.Castione-Arbedo – wie die SEFT-Museumsbahn leider verschwunden

Modernisierter Kran in Aarau, inzwischen abgebrochen. Foto E. Suter

Der modernisierte Kran in Wildegg existiert noch immer. Foto E. Suter

 

Alle Fotos ohne Angabe des Fotografen von Chr. Ammann. Die Bilder in Sulgen und Uzwil entstanden am 29. Dezember 2017.

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