Trambummel Warschau
Das normalspurige Warschauer Tramnetz, Tramwaje Warszawskie, ist mit 27 Linien, einer Streckenlänge von ca. 120 km (Gleislänge ca. 260 km) sowie einem attraktiven Fahrplan- und Fahrausweisangebot geradezu für Entdeckungsreisen geeignet. Die charakteristischen Konstal 13N-Trams nach dem Vorbild der Tatra T1-Wagen (sh. Bild unten) sind zwar seit Ende 2012 aus dem regulären Betrieb verschwunden.
Der Fahrzeugpark und das ausgedehnte Streckennetz sind aber nach wie vor abwechslungsreich und machen einen Trambummel lohnenswert. Mit den ZTM-Warszawa Verkehrsverbund-Billetten (auch Tageskarten und Mehrtageskarten) können auch die Stadtbusse, Metro und die Stadtschnellbahn SKM (Szybka Kolej Miejska) benützt werden.
Seit etwa September 2017 wurde auch ein neues Logo für die städtischen Transportunternehmungen Warschaus geschaffen, eine zu einem t (Transport) stilisierte „Syrenka“ (Symbolgestalt Warschaus)
Auf den noch wenigen Konstal 105Na in der alten Lackierung prangt das t in weisser Farbe. Unterhalb der Führerstandsfenster das traditionelle Signet mit der “Syrenka” (Meerjungfrau).
Die meist sehr langen Linien verbinden die Vorstadtgebiete durchs Stadtzentrum. Zahlreich Linien überqueren dabei auch die Weichsel (Wisła), um nach Praga und in die andern Stadtteile am Ostufer zu gelangen. http://www.ztm.waw.pl/pokazmapy.php?i=16&l=1
Ein Trambummel durch Warschau ist wie überall nicht nur Tram… Er gibt Einblick ins Leben, den Alltag in der polnischen Hauptstadt mit ihren rund 1,75 Mio. Einwohnern, und zeigt die interessante Stadtentwicklung. Er konfrontiert aber auch mit der tragischen, ja fast unvorstellbaren Zerstörung im 2. Weltkrieg, veranschaulicht den Wiederaufbau, führt vorbei an Denkmälern und Mahnmalen aus der sehr leidvollen Vergangenheit Warschaus der letzten 200 Jahre.
Endstation Czynszowa in Praga Północ. Die Linie 23 führt von hier aus durch ein Altbauviertel von Praga, dann über die Weichsel, durch einen Tunnel unter der Altstadt hindurch, nach Wola und weiter ins Neubaugebiet von Nowe Bemowo im Westen Warschaus.
Kurz nach Czynszowa biegt ein 128M Jazz Duo in die Ulica Stalowa ein.
Das Rondo Wiatraczna (Windmühlenkreisel) in Grochów im Osten von Warschau ist mit seinen vier Gleisen seit jeher ein lohnenswertes Fotoobjekt.
So war es auch im September 2009 mit dem zufällig angetroffenen Konstal N1-Triebwagen 607 von 1949.
Am-“Rondo Charles’a de Gaulle’a“ steht nicht nur die Kopie von De Gaulles Denkmal an den Champs-Elisées, sondern seit 2002 auch eine künstliche Palme. Rechts der Eingang zur Ulica Nowy Świat, die in die Krakauer Vorstadt und ins Herzen der Altstadt führt.
Wagen 3104 an der Haltestelle Muzeum Narodowe. Die 15 Wagen des Typs 120N wurden 2007 von Pesa als erste moderne Niederflurtrams von Warschau geliefert und wurden Vorbild der späteren Swing 120NA (ab 2010). Das untere Bild zeigt den Wagen 3103 im September 2009 in der damaligen Lackierung beim Rondo Wiatraczna.
Zwei Jazz-Wagen 134N in der Ulica Targowa in Praga, gleich vor der Abzweigung, die zur Ulica Kijowska, zum Ostbahnhof, zum Depot Praga und zur Endstation Kawęczyńska-Bazylika führt.
Nowodwory ist der gegenwärtig nördlichste Punkt des Warschauer Tramnetzes. Die Tramstrecke über die Brücke “Most Skłodowskiej-Curie” nach Tarchomion wurde im Dezember 2014, der Abschnitt nach Nowodwory im Februar 2017 eröffnet. Weil die Strecke später weiter geführt wird, fehlt in Nowodwory eine Wendeschleife.
Aus diesem Grund kann die Linie 2 nur mit Zweirichtungswagen, 120Na Swing Duo und vor allem 128Na Jazz Duo befahren werden. Auf Bild oben fährt ein Swing Duo Richtung Nowodwory, während in der Wendeschleife Tarchomin Kościelny nördlich der Station Mehoffera zwei Einrichtungswagen 120Na Swing der Linie 17 warten.
Ebenfalls mit Zweirichtungswagen 128N Jazz Duo musste die Linie 31 zum Rondo Unii Europejskiej befahren werden, als die Fortsetzung zum PKP-Bahnhof Warszawa Służewiec erst noch im Bau war. Der Richtungswechsel vollzog sich über eine Kletterweiche.
Blick Richtung Slużewiec. Die neue Strecke ist seit 3. September 2018 in Betrieb.
Einzigartig ist die Linie 20 nach Boernerowo im Westen der Stadt. Nach der rechtwinkligen Kreuzung mit den Linien zwischen Nowe Bemowo und Bemowo bei der Station Dywiszjonu 303 geht es ins Grüne, zur Technischen Militärakademie WAT und zur im Wald gelegenen Endstation mit Wendeschleife .
Konstal-Gelenktriebwagen 3003 (116Na) in Boernerowo
Ab Fort Blizne wird die Strecke einspurig, wobei von den fünf noch folgenden Haltestellen WAT und Stare Bemowo als Kreuzungsstationen mit Signalen ausgerüstet sind. Auf Bild oben kreuzen sich ein 120Na Swing und ein aus Boernerowo kommender Zug von zwei 105N2k.
Die südlichste Warschauer Tramendstation P&R Aleje Krakowska, notabene im Stadtteil Włochy (= Italien)…
Die Wendeschleife Kawęczyńska-Bazylika liegt in einem kleinen Park bei der gleichnamigen Kirche in Praga.
Danach geht die Fahrt durch die l’Ulica Kawęczyńska zum Depot Praga und kurz durchs Grüne zum Ostbahnhofs Warszawa Wschodnia. Die Linie 13 führt dann über die Weichsel, durch die Innenstadt nach Wola und zum Friedhof Czemtarz Wolski.
105Ne-Wagen 1395 und 1396 vor dem renovierten Depotverwaltungsgebäude , Haltestelle Zajezdnia Praga.Tram 1364 (105Na) der Linie 27 am Cmentarz Wolski, dem Friedhof des Stadtteils Wola. Richtung Innenstadt befinden sich auch der Friedhof und die eindrückliche Gedenkstätte des Warschauer Aufstands (Cmentarz Powstańców Warszawy), die Reduta Wolska und der russisch-orthodoxe Friedhof Cmentarz Prawosławny na Woli.
Dieser Trambummel-Blog ist lang geworden aber niemals vollständig. Er möchte zum Besuch Warschaus per Tram ermuntern, zum Entdecken der polnischen Hauptstadt, ihrer Geschichte, ihrer Entwicklung und natürlich zur Entdeckung eines traditionsreichen, modernen und attraktiven Trambetriebs, der auch in den nächsten Jahren weiter ausgebaut werden wird.
Alle Fotos: C. Ammann (25. – 27. 6. 2018 und September 2009)