09 Dez

231 K 8 in Wesserling

Anfangs November 2018 kam die Dampflokomotive 231 K 8 nach Mulhouse. Zum hundertjährigen Jubiläum des Waffenstillstands von 1918 organisierte der Train Thur Doller Alsace TTDA am 4. und am 11. November zwei Dampffahrten zwischen Mulhouse und Wesserling (Strecke Mulhouse – Thann – Kruth). Die nachfolgenden Fotos vom 4. November in Wesserling machte ein Eisenbahnfreund aus dem Elsass bei einem Familienausflug. Er möchte ungenannt bleiben.

Il arrive – er kommt! Auf der Brücke schauen alle erwartungsvoll dem Zug entgegen.

Tender voraus fährt die 231 K 8 in den Bahnhof Wesserling ein. Auf der Brücke ändert die Fotografierrichtung!

Die 231 K 8 wurde 1912 mit Fabriknummer 10851 von Henschel für die PLM (Chemins de fer de Paris à Lyon et à la Méditerranée) gebaut, PLM-Nummer 6018. Sie gehört dem FACS (Fédération des Amis des Chemins de fer Secondaires), wird aber vom Verein MFPN (Matériel Ferroviaire et Patrimoine National) in der Region Paris unterhalten und betrieben. Die Überfuhr von und nach Paris fand hinter einer Diesellok statt.

Links vom Besitzerschild des FACS  weist das quadratische Schildchen darauf hin, dass die Lokomotive unter Denkmalschutz steht.

Verfolgt von den Fotografen beginnt nun das Umfahrmanöver

Rangierfahrt durch Gleis 1 in Wesserling

Das Bahnhofgebäude von Wesserling erzählt von der bewegten Vergangenheit dieser Nebenstrecke mit Hoffnungen auf eine Zukunft als Hauptstrecke. Mulhouse -Thann war am 1. September 1839 als erste Elsässer Bahnstrecke eröffnet und von der französischen Ostbahn (EST) am 25. November 1863 bis Wesserling verlängert worden. Zur Zeit unter deutscher Verwaltung bauten die Reichseisenbahnen in Elsass-Lothringen die Bahn bis zum Passfussort Kruth weiter, Eröffnung am 2. Januar 1905. 1932 begannen die Bauarbeiten an einem Vogesendurchstich zwischen Wesserling – Urbès und St-Maurice-sur-Moselle, die aber aus finanziellen und politischen Gründen 1935 eingestellt wurden. Vom etwa 8 km langen Tunnel waren erst 1,6 km fertiggestellt, die im 2. Weltkrieg als Standort einer deutschen Rüstungsfabrik mit KZ-Zwangsarbeitern traurige Bedeutung erhielt.

Machen wir einen kurz einen fotografischen Gedankensprung zurück ins Jahr 1981 (SW-Fotos C. Ammann)

Am 14. November 1981 stand noch das Stationsgebäude in Kruth. Und statt der heutigen „Walfische“ X 73500 fuhren damals noch die „Caravelles“ X 4300.

Zwei Bilder von der unvollendeten Strecke des geplanten Vogesendurchstichs, oben der Viadukt von Urbès, unten Stützmauern bei Fellering. Beide Fotos vom 17. März 1981.

Doch zurück in den November 2018 und zum Umfahrmanöver der 231 K 8 !

Auch die Gleisanlage des Bahnhofs Wesserling ist in den letzten Jahrzehnten „zurückgebaut“ worden.

Doch immerhin kann hier noch ein Dampfzug enden und beginnen.

Und nun wird der Dampfzug nach Mulhouse bereitgestellt. Die Pacific 231 K 8 ist nur 7 Jahre jünger als der Fachwerkanbau ans erste Bahnhofgebäude von Wesserling.

Und bald geht es talwärts, wofür sogar zwischen Thann und Lutterbach Tram-Train-Kurse mit Autobussen geführt wurden. Die Erinnerung an den Waffenstillstand vom 11.November 1918 im Salonwagen im Wald von Compiègne hat es möglich gemacht.

 

04 Dez

Impressionen Dollertal und Cité du Train Mulhouse

Von José Banaudo, G.E.C.P. , Nizza

Anfangs November war ich am Kongress der Touristenbahnen UNECTO http://www.unecto.fr/fr/content/unectocarte in Mulhouse und im Dollertal, organisiert vom Train Thur Doller Alsace (TTDA). Am Samstagmorgen, 3. November machte ich einen Ausflug auf die internationale Strecke Mulhouse – Müllheim, die den Rhein zwischen Chalampé und Neuenburg überquert. Diese 1980 für den Personenverkehr geschlossene Verbindung zwischen dem Oberelsass und Baden-Württemberg war ab 2006 an einigen Wochenenden erneut von Personenzügen befahren worden. Dann fand 2012 die Wiedereröffnung mit 7 Zugpaaren von Montag bis Freitag und 5 Zugpaaren am Wochende und an Feiertagen statt. Trotzdem kennt der TER-Billettautomat in Mulhouse den Zielbahnhof Müllheim nicht. Der DB-Billettautomaten in Müllheim hat es bezüglich Mulhouse genau so…

Abstecher über den Rhein: Im Bahnhof Müllheim (Baden) stellte der SNCF-Triebwagen X 73917 den Anschluss her an einen DB-Regionalzug Freiburg – Basel mit der 146 112.

Am Samstagnachmittag stand eine Dampffahrt Cernay – Burnhaupt auf der TTDA-Museumsbahn statt (ehemalige Strecke Cernay – Sewen).

Nach unserer Ankunft in Burnhaupt manöverierte der frühere Schienentraktor des Kernkraftwerks Fessenheim (CEM Fauvet-Girel, 1957) die Wagen. Die beiden dreiachsigen, ehemals deutschen Abteilwagen sind vom „Train des Mouettes“ (Saujon -La Tremblade, Charente Maritime) an den TTDA ausgeliehen; der „Train des Mouettes“ hatte sie vom „Train à Vapeur de Touraine“ (Chinon – Richelieu, aufgehoben 2007) erhalten.

In Burnhaupt bereiten sich die Darsteller der „Son et Lumière“-Darbietung „le train de la paix“ vor dem Tigerli Nr. 3 (SLM 1916, ex Alusuisse) auf ihren Auftritt vor. Das Tigerli gehört der Touristenbahn Conifer in Les Hôpitaux-Neufs (Doubs). Aus finanziellen und administrativen Gründen musste man darauf verzichten, einen „richtigen“ deutschen Zug nach Burnhaupt zu bringen und so behalf sich mit dem schönen Tigerli.

Auch die Mallet Nr. 2 (Henschel 1911), die einst auf dem Chemin de fer Avricourt – Blâmont – Cirey bis 1918 entlang der damaligen deutsch-französischen Grenze fuhr, stand in Burnhaupt unter Dampf.

Die Nacht bricht ein und der Spektakel beginnt. Er ist an historische Fakten inspiriert, denn im Ersten Weltkrieg zerschnitt die Front tatsächlich das Dollertal in Burnhaupt in einen oberen, französischen und einen unteren, deutschen Teil. Der „französische Zug“  besteht aus der Tenderlok Nr. 51 (Meuse 1913) ex-Chemin de fer Guë – Menaucourt und den charakteristischen „Palavas“-Wagen der einstigen Chemins de fer d’intérêt local de l’Hérault..

An der Spitze des „deutschen Zugs“ befindet sich das Tigerli Nr. 5 des Conifer. Die imaginäre Szene spielt in der Nacht vom 10. auf den 11. November 1918 und endet mit der Verbrüderung der Soldaten beider Lager.

Am Sonntagabend fand ein „Galadîner“ im Eisenbahnmuseum  Cité du Train in Mulhouse statt. Ich kannte nur die einstige Ausstellung in der Rotonde von Mulhouse Nord 1972 (!) , und so war für mich die Cité du Train eine Entdeckung. Bedauerlicherweise „fährt“ zwar kein einziges Fahrzeug. Mit interessanten Effekten wird aber die Stimmung des Bahnbetriebs von damals nachgebildet, und die Ausstellungsobjekte sind einzigartig. Hier die Dreikupplerlok Nr. 1423 der PLM (Cail 1854), eine jener berühmten „Bourbonnais“, die auf dem gesamten Netz im Südosten Frankreichs eingesetzt waren.

Eine sehr schöne „Micheline“ der Compagnie de l’Est. Zusammen mit der meterspurigen „Micheline“ aus Madagaskar im Michelin-Museum in Clermont-Ferrand, ist sie die einzige erhaltene „Micheline“ (auf Pneus) in Frankreich.

Eine Reise damals in der 2.Klasse. Noch häufiger waren solche Familien natürlich auch auf den Holzbänken der 3. Klasse unterwegs.

Das Museum ist den meisten bekannt, und die Fahrzeuge sind wegen der Beleuchtung oder aus Platzgründen oft nur schwer zu fotografieren. Deshalb nur noch zwei Bilder: Hier der Prototyp Nr. 3.1102 der Nordbahn, 1911 gebaut in den Werkstätten von Paris-La Chapelle. Sie steht mittlerweile länger als „aufgeschnittene Demonstrationslok“ denn als Schnellzugslok im Einsatz. Ihr Erfinder, Ing. Gaston du Bousquet, verstarb noch vor ihrer Fertigstellung.

Schliessen wir mit einem Blick auf die „moderne Bahn“, auf den Trans Europ Express mit der CC 40101 und der CC 6572, welche eigentlich die CC 6565 ist (warum diese Schwindlerei?)

Alle Fotos: J. Banaudo, Übersetzung: C. Ammann

07 Nov

Ein Tigerli im Dollertal

Unter dem Titel „Le Train de la Mémoire“ und « Le Train de la Paix» (spéctacle son et lumière, Burnhaupt) organisiert die Museumsbahn Cernay – Sentheim (Train Thur-Doller-Alsace) in der ersten Novemberhälfte verschiedene Veranstaltungen zum Ersten Weltkrieg im Oberelsass.

So kam ich durch den Besuch der Ausstellung über die französischen Militärbahnen im Oberelsass (im Güterschuppen Sentheim) wieder einmal ins Dollertal und zur unerwarteten Begegnung mit einem Tigerli unter Dampf. Es gehört eigentlich der Touristenbahn Conifer im französischen Jura, wurde aber offenbar an die Dollertalbahn ausgeliehen. Und es spielt sogar an der „Son et Lumière“-Vorführung mit !

Der Dampfzug fährt in Cernay-St-André ein. An der Spitze die T 51 (La Meuse, 1914), dahinter das Tigerli. Weil der Strassenübergang der N66 die Weiterfahrt des Dampfzugs in den Bahnhof Cernay nach wie vor unmöglich macht, fährt die Dollertalbahn nur ab und bis Cernay-St-André. Zur Zeit des deutschen Kaiserreichs hiess diese Station übrigens ohne Skrupel „Sennheim Idiotenanstalt“…

Die beiden Tenderlokomotiven umfahren in Cernay-St-André den Fünfwagenzug.

Und nun steht das Tigerli Nr. 5 im besten Licht an der Spitze des Zugs nach Sentheim.

Zwischenhalt in Burnhaupt, dem Betriebszentrum der Museumsbahn, nun inmitten der Szenerie für die abendlichen Son et Lumière Vorführungen „Le Train de la Paix“.

Nach der Ankunft in Sentheim geht es rückwärts zum Umfahren und zur Versorgung der Loks mit Kohle und Wasser.

Nebst drei charakteristischen Palavas-Wagen (ex Montpellier – Palavas, aufgehoben 1968) führt der Zug auch diese zwei preussischen Abteilwagen mit. Es lohnt sich, mit ihnen zu fahren, um einmal die kutschenähnlichen Abteile zu erleben.

 Blick in die Ausstellung über die französischen Militärbahnen. Sie behandelt die Erschliessung des seit 1914 von Frankreich zurückeroberten oberen Dollertals, damals genannt „La petite Alsace“.

Die Strecke Cernay -Sentheim – Sewen war in Burnhaupt durch die Front unterbrochen. Zur militärischen und zivilen Versorgung wurde erst das Überlandtram von Belfort nach Sentheim verlängert, später die normalspurige Strecke von Petit-Croix nach Lauw gebaut, mit Anschluss an die isolierte obere Dollertalbahn. Eine interessante Broschüre wird an der Ausstellung gratis abgegeben.

In Sentheim wird das Tigerli bekohlt.

Abfahrtsszene in Sentheim

Gemäss Flyer „Le train de la mémoire“ fahren auch am Samstag 10. und am Sonntag 11. November 2018 nochmals Extrazüge zur Ausstellung in Sentheim, Abfahrt um 11 Uhr in Cernay St-André, Rückfahrt ab Sentheim um 15 Uhr. Die Fahrt dauert dank Barrierenschliessungen und der vorsichtigen Überfahrt über die enge Militärbrücke in Burnhaupt ca. 1 Std. Diese Angaben erfolgen hier aber ohne Gewähr. Link der Museumsbahn: http://www.train-doller.org/

Alle Fotos: C. Ammann, 4. 11. 2018