25 Jan

Sonntagsfahrt Mendrisio – Varese

Am 7. Januar 2018 wurde die neue, internationale Strecke von Mendrisio über Stabio nach Varese in Betrieb genommen. Am Samstag, 20. Januar 2018 führten TILO und TRENORD einen Gratistag der offenen Türe durch. Der EA berichtet im NiK der Ausgabe 2/18 kurz über Einweihung und spätere Inbetriebnahme. Gleichzeitig mit der neuen Strecke ging auch nach 9 Jahren Unterbruch endlich die Bahn nach Porto Ceresio wieder in Betrieb.

Wer die neue Strecke – wie der Schreibende am 21. Januar 2018 – mal entdecken und erkunden will, muss kleine tarifarische Herausforderungen meistern. Allenfalls kann hier der EA 2/18 helfen. GA-Besitzer kommen an sich nur an einem Schweizer Billettschalter zu einem Billett ab „Gaggiolo transito“ nach Varese und zurück, für gegenwärtig 6.- Fr.. Denn im Gegensatz etwa zu deutschen und österreichischen Billettautomaten kennen ihre Schweizer Kollegen – mit ein paar Ausnahmen – leider nur das Inland. Ob es allenfalls Yvette Michel von der SBB-Werbung über ihre App sogar mit Rechnung hinkriegt? (sh. Aktualisierung unten!)

Im Gegensatz zum Halbstundentakt wochentags fährt sonntags nur die S40 Albate Camerlata – Como – Mendrisio – Varese, im Stundentakt. Die vierteiligen Zweisystem-TILO-Flirt zwischen Albate und Varese begegnen sich am neuen Perron 4/5 in Mendrisio. Nun geht die Fahrt los, über die doppelspurig wiedererstandene einstige Ferrovia Mendrisio–Stabio, die mit ihrem Anschluss in Valmorea an die Mailänder Nordbahn FNM aus politischen Gründen offiziell nur von 1926 – 1928 existiert hat. http://www.fea-frauenfeld.ch/ein-ausflug-nach-malnate.html

Reisekarte der Schweiz 1951. Man beachte die noch eingezeichnete Valmorea-Linie, die Schmalspurbahnen von Ponte Tresa nach Luino und Varese, das Tram nach Viggiù und die 1966 für den Personenverkehr geschlossene, 1972 abgebrochene FNM-Direktverbindung Como -Varese.

Kurz nach Stabio zweigt zusammen mit einem Tanklager-Anschluss die ehemalige, zeitweise noch vom Club San Gottardo bis Malnate betriebene Valmorea-Strecke nach Castellanza ab. Dann geht unsere Fahrt auf dem völlig neuen Streckenteil nach Cantello-Gaggiolo weiter. Vor dieser Station stehen Grenztafeln „Confine di Stato“. Hier findet auch der Systemwechsel 15kV Wechselstrom/ V Gleichstrom statt. Dann geht es durch einen 970 m langen Tunnel und über eine 439 m lange Brücke weiter zur viergleisigen, keilförmigen Dienstabzweigstation P.M. Bevera, wo die Strecke aus Porto Ceresio einmündet. Von hier aus wurde die bestehende Strecke nach Varese über Arcisate bis Induno Olona tiefer gelegt und doppelspurig ausgebaut. Sie verläuft durchwegs unterirdisch oder in einem betonierten Einschnitt. Die Stationen Arcisate und Induno Olona mit 2 Seitenperrons sind mit jener in Cantello-Gaggiolo identisch.

Nach Induno Olona wird die Strecke durch Varese einspurig, verläuft über zwei grössere Brücken, Strassenüberführungen und über die Bahnstrecke nach Varese Nord. In Varese endet die Fahrt im FS-Bahnhof, seit 1865 Endstation der Züge aus Milano – Gallarate, ab 1894 mit weiteren Perrons in einer Kurve nach Porto Ceresio verlängert. Später gab es gar stolze Pläne, um von Porto Ceresio auf einer mächtigen Seebrücke nach Lugano zu gelangen. Doch eine direkte Bahnverbindung von der Schweiz nach Varese blieb bis 2018 unverwirklicht, sehen wir mal von den Schmalspurbahnen aus Ponte Tresa Italia über Ghirla nach Varese ab. (EA 5/12).

TILO-Flirt am 21. 1. 2018 in Varese

Für weitere Fahrten steht nebst dem Billettschalter in Varese ein Billettautomat in der Schalterhalle zur Verfügung. Für derzeit 2.20 € gibt es eine einfache Fahrt nach Porto Ceresio. Erhältlich ist aber sogar das Angebot „io viaggio ovunque“, eine Lombardei-Tageskarte, derzeit bspw. für 1 Person für 16 €, für 2 Personen für 27 €.

Auf der Fahrt nach Porto Ceresio geht es wieder auf der neu trassierten Strecke bis Arcisate und zum P. M. Bevera. Der einspurig verbliebene Abschnitt nach Porto Ceresio wurde völlig erneuert, die Bahnhöfe Bisuschio-Viggiù und Porto Ceresio aufgefrischt und modernisiert, Zwei der drei Stationsgleise in Porto Ceresio liegen an erhöhten und weitgehend überdachten Perron

Porto Ceresio, 21. Januar 2018 – mit neuen Perrons und den charakteristischen Abfalleimern…

Porto Ceresio im Mai 1997 mit einem ALe 582-Pendelzug.

Im schön renovierten Bahnhofgebäude ist fürs Reisepublikum nur noch ein Wartsaal zugänglich. Billette müssen in der benachbarten Bar gelöst und mangels Entwerter mit Datum und Abfahrtszeit des Zugs versehen werden. Auch an der Strecke müssen noch viele Arbeiten zu Ende geführt werden, u.a. die Kabelkanäle. Zwischen Milano Porta Garibaldi, Varese und Porto Ceresio verkehren im Stundentakt neue ETR 425-Triebzüge von Alstom Savigliano.

Eine Fahrt über die neue Strecke und nach Porto Ceresio ist nicht nur bahntechnisch interessant. Auch Stadt und Provinz Varese sind eine Reise wert!

Aktualisierung dank Informationen aus dem Tessin

Für GA-Inhaber kann an den Billettautomaten des Gebiets „Arcobaleno“ (Tessin und Misox) auch unter „Internationale Billette“ ein Anschlussbillett von Gaggiolo transito/confine bis nach Varese und zurück gelöst werden, zum Preis von Fr. 4.40 in 2. Klasse und Fr. 6.60 in 1. Klasse.

Alle Fotos: C. Ammann

 

 

 

 

23 Nov

Delle – Belfort: Ein Jahr vor der Wiedereröffnung

Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2018 wird die Linie Delle – Belfort-Montbeliard TGV – Belfort Ville wiederöffnet, ziemlich genau sieben Jahre nachdem der Betrieb auf der LGV-Strecke Mulhouse –(Dijon-) -Paris aufgenommen wurde. Die Reisezeit zur französischen Hauptstadt verkürzt sich für die Bahnkundschaft aus Porrentruy und Delle deutlich, im weiteren aber auch für solche aus Biel/Bienne (mit einmaligem Umsteigen in Belfort TGV), die ihr Reiseziel etwa 25 – 30 Minuten schneller erreichen werden.

Gut zwölf Monate vor der Eröffnung konnten viele Arbeiten bereits abgeschlossen werden: Neue Geleise wurden verlegt, die Niveauübergänge sowie auch die Fahrleitung sind betriebsbereit. Die gesamte Strecke von Delle bis Belfort ist etwas über 21 km lang, zwischen der Schweizergrenze und dem Anschluss an den TGV bei Meroux sind es jedoch nur 14,5 km.

TGV-Bahnhof Belfort-Montbeliard am 6.11.2017. unten rechts TGV 6886 nach Marseille, oben links die Strecke nach Belfort mit Schotterzug der Colas Rail mit zwei Lok V212/DB 182.577 und 182.601.

Am TGV-Bahnhof Belfort-Montbeliard werden die Reisenden aus Delle und Belfort auf der quer über die Hauptlinie verlaufenden Brücke ankommen und über Treppen oder Lift erreichen sie in kürzester Zeit die Anschlusszüge.

Vom südlich gelegenen Parkplatz aus gelangen die Reisenden über eine bereits fertiggestellte Unterführung zu den Zügen nach Delle und nach Belfort Stadt.


Station Morvillars

Neue Haltestellen wurden in den folgenden Orten errichtet: Danjoutin, Morvillars, Grandvillars und Jonchery. Eine weitere wird, zu einem späteren Zeitpunkt, auch der Vorort Sevenans in Belfort erhalten. An allen Stationen wird der Zugang zu den Zügen barrierefrei möglich sein, und das Park and Ride soll von Anfang an bereitstehen. Zum Fahrplanwechsel im kommenden Jahr wird auch der Busverkehr entlang der Bahnlinie neu aufgegleist, und die Pendler aus den genannten Dörfern erreichen Belfort und Delle (Gymnasium) deutlich schneller als bisher.
Auf dem Gebiet des ehemaligen Bahnhofs Grandvillars entstanden Kreuzungsgleise, und es wurden zwei Aussenperrons errichtet, die über die neu erbaute Personenüberführung (inklusive Lift) erreichbar sind.

Für den Start sind täglich zehn direkte Zugspaare mit Schweizer Rollmaterial auf der Strecke von Biel/Bienne nach Belfort-Montbéliard TGV vorgesehen. Diese werden ergänzt durch sechs Zugspaare von Belfort (Stadt) nach Delle und zehn Zugspaaren für die kurze Strecke zwischen Belfort und dem TGV-Bahnhof Belfort-Montbéliard (beide mit französischem Rollmaterial).


Von den einst bestehenden zwanzig Niveau-Übergängen konnten sechs aufgehoben werden und in Morvillars, gleich neben Bahnhof und Bushaltestelle, gibt es sogar eine separate Schranke für den richtungsgetrennten Fahrradweg neben der Hauptstrasse.

Im Bahnhof Delle (siehe Fotos unten), in dem schon seit einigen Jahren ein Mieter ein Restaurant mit Kiosk und kleinem Laden betreibt, wurde ein zusätzlicher Perron mit einem Durchfahr- und einem Stumpengleis errichtet.

Text und alle Bilder:  Markus Germann, bei regnerischem November-Wetter.