10 Jul

Altkirch – kleiner Rückblick auf die Modellausstellung vom 2./3. Juli 2022

und auf die Überreste der Sundgauer Eisenbahngeschichte

Der oberelsässische Sundgau, der nördlich an die Kantone BS, BL, SO und JU grenzt, ist landschaftlich, kulturell und auch kulinarisch eine sehr reizvolle Gegend. Für Eisenbahnfreunde sind die Täler südlich der Strecke Mulhouse – Belfort allerdings zur völlig uninteressanten «Wüste» geworden, wo sich auch die Spuren der früheren Bahnstrecken zusehends verwischen.

Der 2e Salon international du modélisme vom 2./3. Juli 2022 in Altkirch zeigte aber, dank der Modulanlage des Train Miniature des 3 Frontières   =  TM3F, dass noch nicht gar alles verschwunden und vergessen ist. Auch über 50 Jahre nach der Abfahrt der letzten Züge sind Erinnerungen geblieben, die gepflegt werden. Und weil eine Fahrt von der Schweiz aus nach Altkirch per öV auch heute mit ihren fahrplan- und billettechnischen Hürden völlig unattraktiv bis unmöglich ist, boten auch Hin- und Rückreise per PW die eine oder andere Begegnung mit Überbleibseln der einstigen Sundgauer Bahnen Altkirch – Ferrette (Pfirt), St-Louis – Waldighofen und Bonfol – Pfetterhouse – Dannemarie.

Die nachfolgenden Bilder verbinden Modellbahn mit eisenbahnarchäologischen Überresten und Erinnerungen. Wer mehr über diese Bahnen erfahren möchte, findet dazu Artikel u.a. in den EA 9/77, 10/10, 8/15 und 10/16. Ferner wurde nach grossem Interesse das Buch von Frau Geneviève Grimler, «Il était une fois le Pfirter Zegla» neu aufgelegt – siehe Rezension EA 7/19, S. 332.

 

Endbahnhof Ferrette (Pfirt). Am 18. Juli 1953 fuhr der letzte Personen-, am 4. November 1968 der letzte Güterzug talwärts.
Rund 10 Jahre später sah es am ehemaligen Bahnhof Ferrette so aus; später wurde auch das Aufnahmegebäude abgerissen.
Die mächtigen Tenderlokomotiven 232 TC waren charakteristisch für die Oberelsässer Nebenstrecken. Der hier nachgebildete Absturz dieser Lok ist nicht Phantasie sondern er erinnert an einen Rangierunfall.

Eine 232 TC sucht man im Eisenbahnmuseum Mulhouse vergeblich. In Deutschland haben 5 preussische T 18 (spätere Baureihe 78) überlebt; die obige Oko1 – 3 der PKP konnte im Oktober 2010 im Eisenbahnmuseum Warschau fotografiert werden.

Faszinierendster Ort im Sundgauer Nebenbahnetz war zweifellos der Abzweigbahnhof Waldighofen. Im Vordergrund die Gleise der Illtalbahn Altkirch – Ferrette, vor dem Gebäude die Gleise Richtung St-Louis.
Heute existieren nur noch das Aufnahmegebäude und der Güterschuppen aus der Zeit des Ersten Weltkriegs. Ebenfalls überlebt hat, nun völlig verloren im Grünen, auch der Wasserkran.

1976 war das ehemalige Bahnhofgelände noch deutlicher als solches zu erkennen. Heute ist das Gebäude Teil eines Industriekomplexes (Foto unten, April 2014).

Letzter Abstecher in die oberelsässische Eisenbahnvergangenheit: Pfetterhouse, bis 1970 Grenzbahnhof an der Strecke Porrentruy – Bonfol – Pfetterhouse – Dannemarie. Nach der Stilllegung der Largtalbahn war das imposante Jugendstilgebäude jahrelang der Verlotterung und dem Vandalismus ausgesetzt.
Ehemalige Schalterhalle Bahnhof Pfetterhouse, 28. August 1978
Ehemaliger Zollrevisionssaal, offenbar nach Filmaufnahmen (?), 28 August 1978
Im Sommer 1989 wurde das Gebäude endlich renoviert und in Kleinwohnungen umgebaut.
Doch inzwischen steht es wieder leer.

Alle Fotos. C. Ammann

04 Jul

SV – Die Società Veneta

Vier Eisenbahn-Strecken in Italiens Nordosten

Kurztext- und Bild-Bericht von Rudolf Schulter. Fotos von 1974 bis 1979

Basis: Durch R. Schulter graphisch ergänzte Streckenkarten aus dem Buch von Karl Willhelm Koch: „Eisenbahn-Atlas Europa“, Seiten 142 und 143. GeraMond-Verlag München, 2012

Zu den einzelnen Strecken der SV:

  • Parma – Suzzara: 44 km, zuzüglich Parma – Bivio Cristo: 2,4 km

Heute betrieben durch TPER/FER Ferrovie Emilia Romagna/FS Trenitalia

  • Bologna Borgo San Vitale – Portomaggiore: 46 km, zuzüglich Bologna Borgo San Vitale – Bologna C: 1,8 km

Heute betrieben durch TPER/FER Ferrovie Emilia Romagna/FS Trenitalia

  • (Venezia Santa Lucia -) Venezia Mestre – Adria: 57 km
  • FAM Ferrovia Adria Meste/Sistemi Territoriali SpA.
  • Udine – Cividale del Friuli: 15 km

Heute betrieben durch FUC Ferrovie Udine Cividale

Daraus ist ersichtlich, dass sich auch bezüglich der SV als Eisenbahn-Gesellschaft nach all den Jahrzehnten vieles geändert hat.

Es gibt heute aber eine Società Veneta Ferrovie SVF bei Padova als Museumsbahn-Betreiber.

Auf weitere inhaltliche Vertiefungen, sowohl geschichtlich als auch bezüglich des aktuellen Stands, soll zurzeit nicht eingegangen werden. Im Folgenden werden die eigenen, anlässlich Kurzreisen aufgenommenen, Fotos, aus den Jahren 1974, 1977 und 1979 gezeigt. Neuere Fotos des Autors gibt es bis auf Weiteres nicht.

Das hier gezeigte Rollmaterial war nicht das Gesamte von damals. Hier fehlende Trieb-Fahrzeuge der damaligen SV können weitgehend dem Taschenbuch von Hansjürg Rohrer „Il materiale motore delle ferrovie concesse e tranvie italiane“, Stenvalls Förlag, Malmö 1983, entnommen werden.

Einsatz auf der Strecke Venezia – Adria: Ein dieselmechanischer Triebwagen der Reihe AD 801-809, Bauart (OMS, FIAT), die ein gewisses eigenes, charakteristisches Aussehen aufweist, aufgenommen 1974 in Venezia Santa Lucia. Foto R. Schulter

Ein AD 800 verlässt Venezia Santa Lucia in Richtung Venezia Mestre, mit Endziel Adria. Foto 1977, R. Schulter
Zugsverband zweier AD 800 der SV auf der kurzen Strecke Udine – Cividale del Friuli im Endbahnhof. Foto 1977, R. Schulter
Rangierfahrt eines AD 800 in Cividale del Friuli, also in der Region des Friaul, der dabei zwei Beiwagen der Bauart ADn 605 bis 610 begegnet. Foto 1977, R. Schulter
Begegnung zweier Triebwagen der Reihe AD 800 mit einer dieselelektrischen Lok der Reihe DE 424-01 – 09, bei Ausfahrt aus Cividale del Friuli. Foto 1977, R. Schulter
Güterzug mit der DE 424-02 in Cividale del Friuli. Foto 1977, R. Schulter
Nahaufnahme der dieselelektrischen DE 424-02 (TIBB, OM). Foto 1977, R. Schulter
Parma Centrale mit dieselhydraulischem Triebwagen der Reihe ADn 605 bis 610 der SV (OMECA, FIAT), abfahrbereit nach Suzzara. Foto 1979, R. Schulter
Zugskreuzung in Guastalla mit ADn 605 bis 610. Hier besteht Anschluss an die ACT nach Reggio Emilia.
Links: Zugsverband mit Schienenbussen Reihe ALn 1201/1202-1205 (Macchi) der ACT; rechts: Ausfahrender ADn 605 bis 610 der SV in Guastalla. Beide Fotos vom Zugfenster aus aufgenommen, 1979, R. Schulter
Ein ADn 605 bis 610 in Suzzara. Foto 1979, R. Schulter
Bahnhof Suzzara: Die dieselelektrische DE 424-8 auf Rangierfahrt hat Einfahrt. Hier besteht Anschluss an die FSF, die Ferrovia Suzzara – Ferrara, sowie an die FS. Foto 1979, R. Schulter

Die DE 424-08 der SV in Suzzara. Foto 1979, R. Schulter

Es besteht die Absicht, diese Bildbericht-Reihe, vorab über italienische Eisenbahnen, fortzusetzen. Dabei sollen nicht nur die Regionalen, die „Privaten“, vorgestellt werden, sondern ebenso die Staatsbahn FS, heute auch „Trenitalia“ genannt. Dazu ist an Bildberichte über einzelne Kategorien von Lokomotiven und Triebwagen zu denken, beginnend von den mächtig wirkenden Bauarten, etwa wie die E 428, bis zu den Zügen der Hochgeschwindigkeit. Es werden aber auch Drehstrom und Dampfloks nicht vergessen werden. Ebenso sollen die Trambetriebe, soweit Fotos vorhanden, berücksichtigt werden.

Aus verschiedenen Gründen stammen die Fotos Schwerpunkt mässig aus den 70er Jahren. Jedoch sind insbesondere bei Fotos von FS-Fahrzeugen und -Zügen auch etliche, neuere Aufnahmen dabei, zurzeit bis 2015 gehend.

Nachfolgender Eisenbahn-Streckenplan Italiens (gezeichnet von R. Schulter) erschien im Eisenbahn-Amateur Nr. 1/1980 und diente der Übersicht.

Erstellt am 6. April 2022
12 Jun

Rheinbähnle – Widnaufahrt zum Rhy-Schopf

Der Artkel über die «Baustelle Alpenrhein» im EA 6/22 motivierte am 12. Juni zu einem spontanen Besuch am Zoll Widnau Wiesenrain. Das Rheinbähnle überquert dort auf der Fahrt von Lustenau nach Widnau auf der filigranen Strassenbrücke (erbaut 1914) den Rhein.

Auf der Nachmittagsfahrt von 15 Uhr – 17.30 Uhr zum Rhyschopf Widnau trifft der Zug aus Lustenau etwa um 15.30 Uhr auf der österreichischen Seite im Wiesenrain ein, wo wegen der Spitzkehre umfahren werden muss.

Nach Absperrung der Brücke für den Strassenverkehr geht es dann in stimmungsvoller Fahrt über den Rhein und weiter zum Rhyschopf.

Nach Umfahren mit der Lok kehrt der Zug von dort etwa 16.30 Uhr wieder nach Lustenau zurück.

In Widnau Wiesenrain wird etwa 16.45 Uhr wieder die Strassenbrücke passiert.

Die Unterwegszeiten sind nur ungefähre Anhaltspunkte für Fotografen, ohne Gewähr. Und natürlich soll der Blog auch auf die faszinierende Ausstellung Rheinschauen und das durch die Rheinkorrektion Rhesi bedrohte Rheinbähnle aufmerksam machen.https://www.rheinschauen.at/

16 Mai

Nostalgiefahrten auf der Rorschach – Heiden – Bergbahn

Am Sonntag, den 15. Mai 22 kam die Lok DZeh 2/4 22 der Rorschach-Heiden-Bergbahn mal wieder zum Einsatz.

Meine erste Begegnung mit den heute über 90jährigen E-Loks DZeh 2/4 21 und 22 der Rorschach-Heiden-Bergbahn (RHB) liegt bestimmt schon über 40 Jahre zurück. Ende der siebziger Jahre, als ich mit der ersten Kodak Kompaktkamera unterwegs war, ging es erstmals nach Heiden im Kanton Appenzell Ausserhoden. Dort hat die RHB eine zweiständige Werkstätte. Davor war etliches Rollmaterial abgestellt. Der Planbetrieb oblag damals den beiden Triebwagen ABDeh 2/4 23 und 24. Es entstanden einige Fotos zur Dokumentation, natürlich nicht mit heutigen Massstäben vergleichbar. Das Ganze geriet in Vergessenheit, gab es doch interessantere Ziele als eine so kleine unspektakuläre Zahnradbahn in der Ostschweiz.

Vor Monaten bekam ich den Jahresfahrplan des Bodensee Dampfschiffes Hohentwiel. Die Betreiber boten dort nostalgische Rundfahrten ab Bregenz nach Rorschach Hafen und weiter mit der Zahnradbahn nach Heiden an. Auf der RHB übernahm die Fahrten die Lok DZeh 2/4 22 aus dem Jahre 1931. Sie war die erste Ausstattung bei der Aufnahme des elektrischen Betriebes. Beide Loks fuhren bis in die achtziger Jahre im Personen- und Güterverkehr. Dies ist natürlich längst Geschichte. Beide Loks sind noch vorhanden. Lok 22 ist betriebsfähig, während Lok 21 als Ersatzteilspender dient. Für Extrafahrten wird sie meines Wissens sehr selten eingesetzt.

So war die Vorfreude auf den Einsatz dieser Lok, die passenden Personenwagen AB 12 und 13 (1931) und die zwei Sommerwagen (1875) groß. Am Tag der Fahrten herrschte Kaiserwetter. Die erste Fahrt startete um 13.20 Uhr ab Rorschach Hafen, die zweite um 15.20 Uhr. Mein Ausgangspunkt war Schwendi bei Heiden. Schwendi hat vielleicht 20 Häuser, die im typischen Appenzeller Stil erbaut sind. Kein moderner Betonbunker stört die Umgebung. Das kleine Bahnhofsgebäude stammt noch von 1875, als die RHB ihren Betrieb aufnahm.

Gegenüber dem Bahnhof befindet das Restaurant “Station”. Zur Stärkung gab es dort bei den sehr freundlichen Wirtsleuten einen leckeren Chässalot und ein grosses Locher Bier aus Appenzell. Es ist eine sehr gemütliche, urige Beiz, wie man sie heute leider kaum mehr findet. Nachdem mein Freund mit der RHB eintraf, fotografierten wir die erste Bergfahrt des Extrazuges in Schwendi. Danach spazierten wir über verschlungene Wege in Richtung Heiden, von wo aus man einen tollen Blick über den Bodensee hat. Dort nahmen wir die nächsten Fahrten auf. Zwischendurch schauten wir kurz am Bahnhof vorbei, wo die beiden Triebwagen aus den fünfziger und sechziger Jahren abgestellt waren. Für die Teilnehmer der Extrazüge gab es eine Verkostung des bekannten Appenzeller Alpenbitters.

Wer die Fahrt versäumt hat, der hat am 3. und 16. Oktober 22 die Möglichkeit, sie nochmals nachzuholen. Nun viel Spaß mit den Aufnahmen aus dem Appenzöller Land.

Die erste Bergfahrt erwarteten wir kurz vor Schwendi bei Heiden.

Vorbei geht die Fahrt am alten Bahnhofsgebäude von 1875.

Der BDeh 3/6 25 unterhalb Heiden auf Talfahrt.
Gemächlich summt die alte Lok an den Fotografen vorbei. Links ist der Bodensee und rechts die Allgäuer Alpen auszumachen.

Die zweite Bergfahrt kommt gerade aus dem Einschnitt zwischen Schwendi und Heiden gefahren.

Der moderne Triebwagen BDeh 3/6 25 auf Talfahrt bei Heiden.

Mit diesem Bild verabschieden wir uns von der alten Komposition. Es hat Spaß gemacht, wir kommen im Herbst gerne wieder.
Im Januar war der grosse Triebwagen in Revision. Während dieser Zeit fuhren im Wechsel die beiden alten Triebwagen ABDeh 2/4 23 und 24. Da im Winter keine Saison ist, genügt dieser Triebwagen als Alleinfahrer vollauf.
In der Regel ist der grosse Triebwagen an Montagen im Service. An diesen Tagen fährt immer einer der beiden älteren Triebwagen.

Fotos: Berthold Halves, MECK, vom 15.5.22 und Winteraufnahmen von 15.1.22

12 Mai

Die Achenseebahn fährt wieder!

Lok 4 „HANNAH“ verlässt – geschmückt mit einem Kranz und Blumen in den Farben weiss und rot und zwei Flaggen vom Land Tirol – mit den Wagen 5 & 4 die Fahrzeughalle.             (Foto: R. Fuchs)

von Armand Wilhelmi, EMF St.Gallen

Blenden wir zuerst drei Jahre zurück:

Am 6. Juni 2019 durfte die Achenseebahn ihren 130. Geburtstag feiern, dies allerdings im bescheidenen Rahmen, denn die finanziellen Schwierigkeiten erlaubten keine grossen Festivitäten für diese am 8. Juni 1889 eröffnete Zahnradbahn.

Es folgte eine Zeit der Ungewissheit über das Fortbestehen dieser einmaligen Touristenattraktion. Doch Dank den unermüdlichen Kämpfern, welche stets an eine Zukunft der Achenseebahn glaubten, konnte am 25. März 2021 der Fortbestand der Achenseebahn gesichert werden. An diesem Tag wurde der Kaufvertrag vom Land Tirol, der Zillertalbahn AG und den Anrainergemeinden Jenbach, Eben und Achenkirch unterzeichnet.

Seit dem 1. April 2021 tritt die Achenseebahn unter dem neuen, offiziellen Namen „Achenseebahn Infrastruktur- und Betriebs-GmbH“ auf (zuvor Achenseebahn AG).

60% der Unternehmensanteile übernimmt das Land Tirol, 20% gehen an die Zillertalbahn AG. Die restlichen 20% verteilen sich auf die drei Gemeinden Jenbach, Eben und Achenkirch.

Mit der Vertragsunterzeichnung und der Gründung einer Auffanggesellschaft konnten die zuvor zurückgehaltenen Geldmittel bereitgestellt werden. Mit 2 Mio Euro konnten die ersten, dringendsten Sanierungsarbeiten in Angriff genommen werden. Das betraf vor allem die vernachlässigte Flachstrecke: Die Kreuzungsstation Eben erhielt einen Mittelperron und ein Abstellgleis. Die Haltestelle Maurach wurde modernisiert, ebenso wurden sämtliche Bahnübergänge der Flachstrecke saniert.

Durch die Verflechtung zwischen der Zillertal- und der Achenseebahn, lassen sich Synergieeffekte erzielen, zB beim Personaleinsatz, dem Ticketverkauf und bei den  Werkstätten. Bis zur Saisoneröffnung am 30. April 2022 wurden insgesamt 5 Mio Euro investiert. Ziel ist es pro Saison ca 100‘000 Fahrgäste mit der Achenseebahn zu befördern.  

Am 30. April 2022 konnte die Achenseebahn – nach zweijährigem Unterbruch –

ihren fahrplanmässigen Betrieb auf der 6,763km langen Strecke, davon 3,459km mit Zahnstange (System Riggenbach), wieder aufnehmen. Die Achenseebahn überwindet auf der Zahnstangenstrecke zwischen Jenbach und Eben eine Höhendifferenz von 440m bei 160‰ Steigung.

In der Vorsaison, dh vom 30. April – 29. Mai 2022 verkehren jeweils an den Wochenenden (Sa/So) sowie vom 30. Mai – 24. Juni täglich (ohne Dienstag) drei Zugpaare zwischen Jenbach und Achensee Seespitz. Zum Saisonstart standen die beiden Loks 3 & 4 zur Verfügung.

Während der Hauptsaison vom 25. Juni – 18. September 2022 verkehren täglich (ohne Dienstag), fünf Zugpaare. Ab 19. September bis Saisonschluss am 30. Oktober 2022 verkehren dann wieder nur drei Zugpaare, ohne Dienstag. Bis zum Hauptsaisonstart sollten dann, so hoffen die Verantwortlichen, alle vier Loks wieder zur Verfügung stehen.

Die vier Lokomotiven mit den Werksnummern 701-704 wurden 1888/89 von der Lokomotivfabrik Floridsdorf in Wien nach Konstruktionsplänen der Maschinenfabrik Esslingen AG (bei Stuttgart) gebaut. Bei der Achsenseebahn erhielten sie die Nummern 1-4 sowie die Vornamen der damaligen Hauptaktionäre:

                                                           die aktuellen Namen:

            Lok 1  THEODOR               WIESING

            Lok 2  HERMANN               JENBACH

            Lok 3  GEORG                     GEORG   &  ACHENKIRCH

            Lok 4  CARL                        HANNAH   &   EBEN am Achensee

Bei der Eröffnung im Jahr 1889 standen neben den vier Dampflokomotiven auch 7 Personenwagen zur Verfügung:

Vier offene Sommerwagen (Wagen 1-4), gebaut von der Grazer Maschinen- und Waggonbaufabrik, Eisen- und Metallgiesserei Joh. Weitzer. Drei geschlossene Wagen kamen 1888 von der Gaisbergbahn (Wagen 5-7). Aus dem dritten Gaisbergbahnwagen Nummer 7 entstand zunächst 1926 ein Güterwagen. 2001 wurde er als Salonwagen 7 wieder in seinen Originalzustand zurückversetzt.

Für den Güterverkehr beschaffte die Achenseebahn zwischen 1889 und 1926 zwölf Güterwagen. Bis auf die beiden Niederbordwagen Jn8 und Jn9 wurden sie zwischen 1956 und 1973 ausgemustert. Die beiden noch heute vorhandenen Wagen Jn8 und Jn9 sind weiterhin als Materialtransportwagen für interne Transporte im Einsatz.    

In den vergangenen zwei Jahren wurde unermüdlich – sogar nach einem zwischenzeitlichen Konkurs – an der Instandhaltung der Achenseebahn, sowohl bei der Infrastruktur der Flachstrecke, als auch in der Werkstatt an den historischen Lokomotiven und Personenwagen gearbeitet. Im Bahnhof Jenbach stehen grosse Sanierungsarbeiten an den Gleisanlagen bevor. Es gibt also noch viel zu tun bei der Achenseebahn. Es ist in jedem Fall bemerkenswert, wie engagiert sich die verbliebene Mannschaft (es sind auch Frauen dabei…) für die Erhaltung der Achenseebahn unermüdlich eingesetzt hat und auch in Zukunft einsetzen wird.

Am 29. April 2022 fand als offizieller Startschuss zur bevorstehenden Saison und aus Anlass der Wiederaufnahme des regulären Bahnbetriebs der Achenseebahn ein grosser Publikumsfestakt mit verschiedenen Aktivitäten auf dem Gelände der Achenseebahn in Jenbach statt. Zwischen 14 und 18 Uhr konnten die Gäste an einem umfangreichen Unterhaltungs- und Kinderprogramm  teilnehmen. Für Speis und Trank war bestens gesorgt, ebenso für die musikalische Unterhaltung durch den Original Almrauschklang.

Zwischen Jenbach und der ca 1,4km entfernten Haltestelle „BURGECK“ fanden regelmässige Schnupperfahrten statt. Zudem öffnete die Achenseebahn den interessierten Besucherinnen und Besuchern ihre Tore der Fahrzeughalle, damit die Lokremise besichtigt werden konnte.

Es folgen 6 Fotos von Gunter Mackinger, welcher die Sanierungsarbeiten verfolgt hat:

Lok 3 mit dem Niederbordwagen Jn9. Die Sanierungsarbeiten im Bahnhof Eben mit neuem Mittelperron und einem Abstellgleis sind schon weit fortgeschritten.
 
Lok 3 mit dem Güterwagen Jn9, beladen mit einem Wassertank am Ende der Zahnradstrecke, kurz vor Eben.
Ein Linienbus der Zillertalbahn wirbt mit einer Heckwerbung für den Neustart der Achenseebahn am 30. April 2022.
Die D1, die einzige Diesellok der Achenseebahn schiebt in Jenbach die Personenwagen 5 und 7 Richtung Fahrzeughalle.

Die D1 wurde im Jahr 1948 bei SCHÖMA in Diepholz bei Bremen gebaut und 1949 an die ehemalige ostfriesische Inselbahn auf Langeoog (ostfriesisch für lange Insel) geliefert. Sie erhielt die Bezeichnung Kö3. Im Jahr 1995 erwarb die Achenseebahn diese kleine Diesellok. Sie wird bis heute fast ausschliesslich für Rangierfahrten im Depotbereich in Jenbach eingesetzt. Einsätze im Bauzugdienst bei der Schiffsanlegestelle am Achensee kamen auch vor, allerdings musste die D1 mit einem Tieflader auf dem Strassenweg dorthin gebracht werden.

Der Personenwagen 5 entstand 1903 durch den Umbau von zwei Gaisbergbahnwagen. Wagen 7 – gebaut 1889 von der Maschinenfabrik Esslingen AG – stammt ebenfalls von der Gaisbergbahn und trug dort die Nummer 8. Die Gaisbergbahn (1887 – 1928) war eine Zahnradbahn (Zahnstangensystem „Riggenbach“, Meterspur) in der Stadt Salzburg. Die Zahnradbahn fuhr vom Salzburger Stadtteil Parsch auf die Gaisbergspitze und überwand bei einer maximalen Neigung von 250‰ und einer Streckenlänge von 5,309km eine Höhendifferenz von 846m.

Die wunderschön restaurierte und voll funktionstüchtige Schiebebühne stammt ebenfalls von der Maschinenfabrik Esslingen AG, gebaut 1889 und eingesetzt im Eröffnungsjahr der Achenseebahn.
Hier entsteht der neue Holzaufbau für den geschlossenen Wagenkasten Nr 6 (gebaut 1903 von der Grazer Maschinenfabrik und aus Teilen des ehemaligen Gaisbergbahnwagens Nr 2).

Es folgen Fotos von Richard Fuchs, Salzburg, aufgenommen am 1. Mai 2022, am zweiten Betriebstag der Saisoneröffnung.

Leider war das Wetter zu Beginn etwas trüb, trotzdem vermitteln diese Fotos einen guten Eindruck vom wieder aufgenommenen fahrplanmässigen Bahnbetrieb der Achenseebahn.

Lok 4 mit dem geschlossenen Wagen 5 und dem offenen Sommerwagen 4.

Lok 4 „HANNAH“.

Rangieren im Bahnhof Jenbach.

Eine Zugbegleiterin und ein Rangierer stellen den Zug für die erste Fahrt bereit. Abfahrt ist um 11:00 Uhr. Die Fahrt von Jenbach bis Achensee Seespitz dauert 50 Minuten.

Bevor es losgeht, werden die wichtigsten Stellen nochmals geölt.
Bahnhof Jenbach: links ein OeBB-Triebwagenzug 4024 als S4 5112 nach Telfs-Pfaffenhofen im bisherigen Farbkleid, rechts davon im Hintergrund abgestellt ein 4024 im neuen Design. Rechts vom Bahnsteig der abfahrbereite Dampfzug der Achenseebahn mit der Lok 4 und den beiden sehr schön revidierten und restaurierten Wagen 5 & 4. Als vorderstes Fahrzeug ist Wagen 4 mit einer weissen Tafel gekennzeichnet. Alles glänzt wie neu. Kaum zu glauben, dass diese Fahrzeuge 133 Jahre alt sind!
Blick aus dem Wagen 4, welcher bis Eben an der Spitze verkehrt. Ganz im Hintergrund, rechts der Fahrzeughalle, erkennt man bereits den Beginn der Zahnradstrecke.
Einfahrt in den Bahnhof Eben. Rechts das neue Abstellgleis. Bis anhin war Eben nur eine reine Kreuzungsstation. In der Bildmitte der neue Mittelperron mit Sitzgelegenheiten.

In Eben wird die schiebende Lok für die Flachstrecke bis nach Achensee Seespitz an die Spitze des Zuges umgestellt. Nach Ankunft in Achensee Seespitz umfährt die Lok wiederum die beiden Wagen, damit sie für die Rückfahrt wieder auf der Talseite steht. Rechts neben der Lok erkennt man die Schiffsanlegestelle „Seespitz“.

Die MS „Stadt Innsbruck“ nähert sich der Anlegestelle „Seespitz“. Die Achensee-Schifffahrt GmbH stellt die Verbindungen, bzw die Anschlüsse von und nach an die Züge der Achenseebahn her und ist somit eine ideale Ergänzung, vor allem im Tourismus.

Der Zug steht abfahrbereit im einzigen Gleis innerhalb des Endbahnhofes „Seespitz“.

Das weisse Spitzensignal der Hinfahrt am Wagen 4 hat nun für die Rückfahrt in ein rot-weisses Schlusssignal gewechselt (siehe Foto mit dem Bahnhof Jenbach).

Innenansicht des offenen, mustergültig renovierten Wagens 4.

Kurz vor, bzw nach dem Endbahnhof besteht eine Umfahrungsmöglichkeit. Man beachte den perfekten Oberbau mit neuen Schienen und neuen Weichen. Die Schienen sind verschweisst und gewährleisten einen angenehmen Fahrkomfort.

Am Tag der Eröffnung am 8. Juni 1889 bestand damals zwischen dem Endbahnhof der Achenseebahn und der Schiffsanlegestelle eine „Lücke“ von 400m. Für den Gepäcktransport wurde deshalb eine Rollbahn erstellt. Doch im Jahr 1916 wurde diese durch die österreichische Militärverwaltung abgerissen und die Bahnstrecke wurde um 400m verlängert und beträgt seitdem 6,763km. Die neue Endstation Seespitz/Achensee bekam ein neues Bahnhofgebäude und eine neue Schiffsanlegestelle.

Der Zug erreicht die Station Eben am Ende der Flachstrecke.
Jetzt geht es zT kurvenreich nach Jenbach hinunter.
Der Zug fährt an der Haltestelle „BURGECK“ vorbei. Am Eröffnungstag endigten hier jeweils die Schnupperfahrten von Jenbach aus.
Bei der Einfahrt in den Bahnhof Jenbach begegnet man der ebenfalls aus dem Jahr 1889 stammenden Schiebebühne. Sie wurde ebenfalls renoviert und ist heute immer noch voll funktionsfähig.

Abschlussfoto mit der Lok 4 „HANNAH“, kurz nach Ankunft in Jenbach bei leichtem Sonnenschein. Da das Umfahren in Eben bei der Rückfahrt entfällt, beträgt die Fahrzeit nur noch 42 Minuten.

Ein Dankeschön für die Unterstützung geht an:

  • Richard Fuchs, Obmann “Die rote Elektrische”, Salzburg
  • Gunter Mackinger, österreichischer Experte für Eisenbahnwesen
  • Gregor Watzl, Medieninhaber und Redaktionsleiter “Austria-In-Motion“

Ich wünsche im Namen zahlreicher Eisenbahnfreunde der Achenseebahn viel Erfolg und eine gute Fahrt in die Zukunft.

08 Mai

Internationale Reparaturen in Frauenfeld

Das in den früheren Werkhallen von Tuchschmid eingerichtete Kompetenzzentrum für die Revision, Modernisierung und Reparatur von Schienenfahrzeugen von Stadler Rail in Frauenfeld gibt Gelegenheit zur Begegnung mit Fahrzeugen, die man sonst nur aus Bildern kennt.

So weilen seit Mitte April zwei Teile des Breitspur-Flirts 2233 von ELRON in Frauenfeld. Der Triebwagen war am 11. März auf der Fahrt von Tartu nach Valga an einem Niveauübergang in Ülenurme-Külitse mit einem Lastwagen kollidiert und entgleist. 8 Personen wurden verletzt.

Zu den Flirt in Estland noch ein paar Ergänzungen von José Banaudo:

Estland ist das einzige europäische Land, wo der gesamte Inland-Personenverkehr von ELRON (Eesti Liinirongid) derzeit mit einem Fahrzeugtyp abgewickelt wird. Zwischen Juli 2013 und Juni 2014 lösten 38 Stadler Flirt alle bisherigen Fahrzeuge aus sowjetischer Zeit ab. Allerdings unterzeichnete ELRON im Februar 2021 einen Vertrag zur Lieferung von 6 elektrischen Zügen des Typs Panter des Konsortiums Škoda Vagonka und Škoda Transportation mit einer Option für weitere 10 Einheiten.

Auf den 132 km langen, mit 3000 V Gleichstrom elektrifizierten Strecken um die estnische Hauptstadt Tallinn stehen 18 Stadler-Triebwagen im Einsatz:

– 12 dreiteilige Züge (Serie 1300)

– 6 vierteilige Züge (Serie 1400) 

Für weitere Relationen auf dem nicht elektrifizierten Netz Richtung Osten (Tapa, Narva) und Süden (Tartu, Valga) sind 20 Dieseltriebwagen der folgenden drei Serien vorhanden:

– 6 zweiteilige Züge (Serie 2200),

– 8 dreiteilige Züge (Serie 2300),

– 6 vierteilige Züge (Serie 2400).

Bereits am 16. April 2014 ereignete sich eine Kollision eines praktisch neuen Flirt der Serie 2300 mit einem Lastwagen an einem Niveauübergang in Raasiku (Strecke Tallinn–Tapa).

Ein Flirt-Zug Tapa–Tallinn mit 2234 an der Spitze am 5. September 2019 in Jäneda. Foto: J. Banaudo

Der Triebwagen 2238 wartet im « Balti jaam » (Baltischer Bahnhof) in Tallinn am 4. September 2019. Foto: J. Banaudo

Im Grenzbahnhof Valga an der lettischen Grenze wartet der Triebwagen 2236 am 3. September 2019 auf seinen nächsten Einsatz nach Tartu. Die General Electric-Lokomotive 1537 der Gesellschaft Operail ist für einen Güterzug aus Lettland bestimmt. Foto: J. Banaudo

Inzwischen ist ein weiterer Flirt, nun aus Norwegen von Vy, in Frauenfeld zur Reparatur eingetroffen!

Von einer früheren Reparatur eines norwegischen Flirt haben wir auch im EA 5/21 berichtet.

16 Apr

Der Bahnhof von Nendeln im Fürstentum Liechtenstein

Kurz nach 10 Uhr durchfuhr der EC 163 von Zürich nach Graz den Bahnhof von Nendeln. Es führten die beiden Tauri 1116 046 und 086.

Schon lange stand ein Besuch von Nendeln auf meiner Agenda. Im Vorfeld eines Fototrips zur Arlbergbahn recherchierte ich über die diversen Bahnhöfe zwischen Buchs/SG und St. Anton am Arlberg. Meines Wissens ist Nendeln der letzte Bahnhof, welcher noch mit alten Metallgittermasten und entsprechenden Querträgern ausgestattet ist. Auf der Arlbergbahn wurde die Fahrleitung ab den achtziger Jahren sukzessiv erneuert und moderne Betonmasten aufgestellt. Somit strahlt Nendeln noch das Flair längst vergangener Zeiten aus.

Ein bisschen Geschichte: Als die Vorarlbergerbahn von Buchs/SG in Richtung Feldkirch 1872 eröffnet wurde, erhielt die Gemeinde Nendeln eine Station mit zwei Geleisen und einem Ladegleis. Die Bahn im Fürstentum Liechtenstein wurde seit Anbeginn von der Österreichischen Bahn betrieben. Nur der kurzen Zeit von 1938 bis 1945, also während des 3. Reiches, führte die Deutsche Reichsbahn den Betrieb. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Bahnhofsgebäude für eine Vorstandswohnung aufgestockt. Architektonisch ist das Gebäude an die damaligen K. und K. Bauten angelehnt. 1929 wurde neben dem Aufnahmegebäude ein kleines Häuschen mit Flachdach angebaut. Dieses beheimatet das mechanische Stellwerk Bauart Siemens & Halske. Noch heute stellt der Fahrdienstleiter darin die Weichen. Vor dem Gebäude befindet sich ein Schaltkasten für die elektrischen Antriebe der beiden Schranken, die über lange Seilzüge angetrieben werden. Das Gebäude sowie der Grund gehören der ÖBB. Das Personal ist bei der ÖBB beschäftigt.

Im August 2020 gab es im Fürstentum eine Volksabstimmung, um Mittel für die Modernisierung freizugeben. Das Stimmvolk lehnte mit fast 60 % der Stimmen dieses Ansinnen ab. Die ÖBB beabsichtigen nun, von 2024 bis 26 den Bahnhof umfassend zu modernisieren. Das alte Aufnahmegebäude soll abgerissen werden und die Bahnsteige werden barrierefrei ausgebaut. Um den Gleisbereich sollen Lärmschutzwände die Anwohner schützen. Ab Nendeln in Richtung Feldkirch soll es einen drei km. langen Doppelspurabschnitt zur Erhöhung der Kapazitäten geben. Geplant ist eine eng getaktete Regional S-Bahn von Feldkirch nach Buchs/SG, um den Berufspendlern eine Alternative zum Auto zu bieten.

Somit sind noch knapp zwei Jahre Zeit, um das alte Flair längst vergangener Zeiten fotografisch festzuhalten. Neben den Nachtzügen, Eurocitys, Railjets und S-Bahnen gibt es auch interessanten Güterverkehr zwischen der Schweiz und Österreich. Reisen Sie mit mir nun fotografisch in längst vergangene Zeiten.

Die Sonne ist Mitte April ist gegen 7.45 Uhr noch nicht hinter den Bergen hervor gekommen. Pünktlich fährt der EN 464 mit der 1116 150 von Zagreb her kommend nach Zürich. Der Nachtzug führt Wagen der Kroatischen, Slowenischen und Österreichischen Bahn. Er macht Lust, in Richtung Balkan einzusteigen.
Glück für den Fotografen, Pech für die Reisenden. Mit 130 Minuten Verspätung fährt der EN 466 von Prag und Budapest nach Zürich. Gegen 8.50 Uhr kam die Sonne über den Bergen hervor und leuchtete die Szenerie aus. Rechts wartet ein ÖBB Talent auf Weiterfahrt nach Feldkirch. Die beiden Tauri gehen in Buchs/SG auf den EC 163 über (siehe Bild 1).
Bis zum nächsten Zug ist Zeit, sich dem Bahnhof etwas zu widmen. Neben dem Gleis ist das Gegengewicht für die Seilzüge der Weichen. Rechts neben der Bahnhofsuhr befindet sich der Antrieb für die beiden Barrieren.
Kurz nach 9 Uhr kam bereits der zweite Güterzug von Bludenz nach Buchs. Er musste auf Gleis 3 einfahren, damit er mit einer S-Bahn kreuzen konnte.
Ein Blick durch die offene Türe ins Stellwerk. Auf der Hebelbank sind die Weichenstellhebel montiert.
Freude kam bei mir auf, als gegen 10.30 Uhr zwei “Alpenstaubsauger” der Baureihe 1144 mit einem Güterzug von Hall/Innsbruck nach Buchs/SG durch Nendeln fuhren. Sie hatten lange Schienenstücke geladen.
Die beiden 1144 033 und 041 kamen gegen 13.30 Uhr wieder aus Buchs/SG zurück. Am Haken hatten sie einen über 500 m langen gemischten Güterzug. Ziel ist Hall bei Innsbruck. Im Hintergrund thront das Schweizer Alpsteingebirge.
Gegen 14 Uhr kam der Railjet 160 von Bratislava/Slowakei nach Zürich am Bahnübergang Schwemmegasse vorbei. Es führte der Taurus 1116 210.
Am Ladegleis machte ich es mir zum Warten auf den nächsten Zug gemütlich. Unter alten Blättern entdeckte ich dieses patinierte Schienenstück von 1891! Über 130 Jahre hat es auf dem Buckel. Ich stellte mir die Frage, welche Baureihen und Wagen wohl in dieser langen Zeit über das Stück Metall rollten? Was es wohl zu erzählen hätte?
Um 15 Uhr kam der nächste Güterzug von Bludenz nach Buchs/SG an mir vorbei gesummt. Wieder wurde er von einem gepflegten Alpenstaubsauger geführt.
Die S-Bahnen zwischen Feldkirch und Buchs/SG machen tagsüber zwischen 10 und 16 Uhr Pause. Um 15.30 Uhr rollt eine Leerfahrt nach Buchs/SG, um dort den fahrplanmässigen Betrieb aufzunehmen.

Nendeln, ich komme bestimmt wieder! Noch ist Zeit, das Flair längst vergangener Zeiten fotografisch festzuhalten. Hier ein Gittermast, dahinter blühen die Bäume und Sträucher frühlingshaft um die Wette.
Bevor ich mich wieder gen Heimat aufmachte, wartete ich noch den nächsten Railjet ab. Gegen 16 Uhr rollte der RJ 162 aus Budapest nach Zürich an mir vorbei. Es führte die 1116 213.

Alle Fotos vom 13.4.22, Berthold Halves, MECK.

22 Mrz

Generationswechsel bei der Stuttgarter Zahnradbahn “Zacke”

Stuttgart Marienplatz, willkommen bei der Stuttgarter Zahnradbahn mit Ziel Degerloch.

Ende der siebziger Jahre machte ich in Stuttgart meine Ausbildung. Damals fuhren noch die alten Esslinger Triebwagen aus den dreissiger Jahren mit ihren zweiachsigen Vorstellwagen auf der “Zacke”, wie die Stuttgarter liebevoll ihre Zahnradbahn vom Marienplatz nach Degerloch nennen. Die aktuell eingesetzten Triebwagen ZT 4 1001 bis 1003 stammen aus dem Jahre 1982. Sie waren ein Gemeinschaftswerk der SLM Winterthur, welche die Zahnradantriebe lieferte und MAN, die die Wagenkästen erstellte. Damals bekam ich diesen Generationswechsel hautnah mit. Alles war auf einmal modern. Jetzt nach genau 40 Jahren werden die in die Jahre gekommenen Meterspur Triebwagen durch drei neue Fahrzeuge von Stadler/Bussnang ersetzt. Der erste Triebwagen mit der Nr. 1101 wurde im Oktober 2021 abgeliefert. Nachts ab 21.00 Uhr, wenn der Planbetrieb ruht, werden mit dem neuen Fahrzeugen Probe- und Einstellfahrten durchgeführt. Mitte Februar 22 wurde das zweite Fahrzeug Nr. 1102 abgeliefert.

Wir hatten das grosse Glück, bei unserem Abschiedsbesuch für die alten Triebwagen am 10. März 22 den neuen Triebwagen 1102 auf seiner ersten Probefahrt tagsüber erleben zu dürfen. Er fuhr am Morgen vom Depot am Marienplatz nach Degerloch und kurz vor Mittag wieder zurück ins Depot. Der dritte Triebwagen soll in den nächsten Monaten abgeliefert werden. Nach weiteren Abnahmefahrten sollen die drei neuen Triebwagen im Laufe diesen Jahres die Fahrzeuge aus den achtziger Jahren ersetzen. Die Fa. Steck in Bowil liefert der Zacke drei neue Vorstellwagen für den Fahrradtransport.

Die Triebwagen 1001 und 1002 werden abgebrochen, der 1003 soll im Strassenbahndepot in Bad Cannstatt museal erhalten bleiben. Dort befindet sich seit 1984 der alte Esslinger Triebwagen 104 und der Vorstellwagen 120. Gehen Sie mit mir nun auf eine Reise vom Marienplatz zum Depot, dann über die neue Weinsteige bis nach der “Bergstation” Degerloch.

Bei der Ausfahrt aus der Talstation Marienplatz geht es steil bergan in Richtung Liststrasse. Links grüsst der bekannte Stuttgarter Fernsehturm.

Links hinter dem Triebwagen befindet sich die Weiche zum Depot.

Auch nach 40 Jahren befindet sich der Innenraum in einem ordentlichen Zustand.

Hier ein Blick in das alte Depot. Dieses wird Nachts zum Abstellen der Triebwagen und als Veranstaltungsraum für das in diesem Gebäude ansässige Theater benutzt. Im Depot ist Triebwagen 1003 abgestellt.

Im modernen Werkstattraum steht der neue Triebwagen 1102. Innen sind die Techniker der Stuttgarter Strassenbahn AG und von Stadler an der Arbeit.

Nach der Haltestelle Liststrasse geht es weiter bergan in Richtung neue Weinsteige. Im Hintergrund ein Teil der Stadt Stuttgart.
Auf der neuen Weinsteige geht es sehr beengt zu. Obwohl Einbahnstrasse, kommen immer wieder Autos aus beiden Richtungen daher gefahren. In Kürze erreicht der Triebwagen die Ausweiche Wielandshöhe.
In der Wielandshöhe kreuzen sich planmässig die beiden Triebwagen. Die Strecke ist 2,1 km lang. Für eine Fahrt werden zehn Minuten benötigt. Es herrscht von 5 Uhr bis 21 Uhr der 15 Minutentakt. Abends fährt der Bus.

Von der neuen Weinsteige hat der Fahrgast einen wunderbaren Blick auf den Stuttgarter Talkessel.

An der Haltestelle Haigst, Schwäbisch “Höchst” – der höchste Punkt der Weinsteige, hat es wunderschöne Jugendstilgebäude.
Die gleiche Szenerie wie oben mit dem Blick auf die Stuttgarter Innenstadt.

Weiter geht die Bergfahrt zur Nägelestrasse. Dabei wird die Bundesstrasse vom Stuttgarter Talkessel nach Degerloch überquert.

Jungfernfahrt für den neuen Triebwagen 1102. An der Nägelestrasse befindet er sich gerade auf Talfahrt ins Depot.

Auf Bergfahrt kurz vor der Haltestelle Nägelestrasse.

Ein letzter Frühling für die Triebwagen von 1982. Bald werden sie aufs Altenteil geschickt.
Kurz vor der Haltestelle Degerloch Zahnradbahnhof wird eine größere Strasse mittels Lichtsignal überquert.

Endstation Degerloch. Nach fünf Minuten Pause geht es wieder talwärts zum Marienplatz.
An den Seitenflächen haben die neuen Triebwagen ein stilisiertes Zahnrad. Bald werden sie den Betrieb auf der Zacke übernehmen.

Bei unserem Besuch am 10. März befand sich der im Oktober 21 gelieferte Triebwagen 1101 aus Platzgründen in der Hauptwerkstätte Stuttgart-Möhringen. Wenn die Umstellung auf die neuen Triebwagen erfolgt, werden die alten Triebwagen vom Zahnradgleis entfernt, um für die neuen Triebwagen im Depot Platz zu schaffen. Da keine durchgehende Gleisverbindung zwischen der Endstation Degerloch und der Hauptwerkstätte besteht, müssen die Überfuhren über die Strasse mit einem Tieflader durchgeführt werden.

Reisetipps:

Stuttgart lässt sich von der Schweiz aus bequem mit den durchgehenden IC`s ab Zürich besuchen. Vom Hauptbahnhof aus fährt es sich bequem mit der Stadtbahnlinie 5 in ca. 10 Minuten zur Haltestelle Haigst. Von dort aus sind es bis zur Zahnradbahnstrecke nur ca. 300 Meter Fußweg. Am Vormittag bietet sich an, mit dem Fotografieren auf der neuen Weinsteige zu beginnen. Nachmittags ab ca. 15 Uhr ist das Licht an der Liststrasse ideal. Die neuen Triebwagen werden wahrscheinlich ab Herbst planmässig verkehren. Solange sind noch die alten Triebwagen in Betrieb.

An Sonntagen bietet sich ausserdem der Besuch des Stuttgarter Strassenbahnmusums in Bad Cannstatt an. Von dort aus verkehren jeden Sonntag drei Kurse auf der letzten Meterspur Strassenbahnstrecke von Bad Cannstadt über den Charlottenplatz/Innenstadt bis Ruhebank-Fernsehturm. Eingesetzt werden alte Strassenbahn Triebwagen aus verschiedenen Epochen bis zum Stuttgarter Klassiker, dem GT4 Triebwagen.

17 Mrz

Die LFI Arezzo 1976

Gepäcklokomotive EDz 002 (1949) der LFI in Arezzo. Foto: 1976, R. Schulter

Vor über 40 Jahren erschien in den EA 12/79 und 1/80 eine umfassende Übersicht von Rudolf Schulter, Basel, über die italienischen Privatbahnen, genauer gesagt, regionale Eisenbahnen, die nicht der FS Italia – heute Trenitalia – angehören sondern durch regionale Verwaltungen betrieben werden.

Heute sind die beiden Artikel verkehrsgeschichtlich interessant, denn einige Bahnen sind verschwunden, andere haben sich völlig verändert; das damalige Rollmaterial ist meistens auf dem Schrottplatz gelandet. Rudolf Schulter hat sich bereiterklärt, uns hier in loser Folge einige seiner Reiseeindrücke zur Verfügung zu stellen.

Die LFI, La Ferroviaria Italiana, eine Normalspur-Regionalbahn mitten in der Toskana, besuchte er 1976. Sie ist mit 3000V Gleichstrom elektrifiziert und hatte damals eine interessante Vielfalt an Fahrzeugen. Aus Zeitgründen (die Reise damals ging noch weiter in Richtung Süden) konnten dieser Bahn nur wenige Stunden gewidmet werden. Es gelang aber doch die Mitfahrt. Dabei konnten zwar nicht, sämtliche der damals vorhandenen Triebfahrzeug-Serien im Bild festgehalten werden, zumindest aber einen grossen Teil davon.

Die Strecken Arezzo – Stia (45 km) und Arezzo – Sinalunga (40 km) werden heute mit modernem Rollmaterial durch «Trasporto Ferroviario Toscano» betrieben. Auf den Fotos begeben wir uns aber ins Jahr 1976!

Gepäcklokomotive EDz 11 mit “Treno Locale” der LFI in Arezzo. Foto 1976, R. Schulter

Dieselbe EDz 11 bei Rangiermanövern mit Triebwagen-Wendezug in Porrena-Strada-Montemignaio. An jenen Tagen war die Reststrecke bis Stia wegen Bauarbeiten gesperrt. Hier endeten also vorübergehend die Züge. Foto 1976, R. Schulter.

Damals ein Einzelstück*), EBiz 10 der LFI, in Sinalunga. Foto 1976, R. Schulter

*) Diese Triebwagenbauart war, bei kleineren oder grösseren technischen Abweichnungen, auch bei andern Bahnen anzutreffen.

Etwas Besonderes waren die fünf Triebwagen-Wendezüge (TW+ Steuerwg.) M 1 bis 5: Die Wagenkasten aus rostfreiem Stahl, 1938 von Piaggio gebaut, überraschten etwas durch ihre Ästhetik. Foto in Arezzo 1976, R. Schulter

In Porrena-Strada-Montemignaio rangiert ein Triebwagenzug der TW-Reihe EBiz 7 bis 9 zwei Güterwagen des Baudienstes. Foto 1976, R. Schulter

09 Mrz

Ukraine vor 8 Jahren …

Von Johannes Läubli, EMF St. Gallen

Stille im Normal-/Breitspurbahnhof Vynohradiv

Gerne schliesse ich mich dem Blog von Christian Ammann an. Eine Gruppe von Eisenbahnfreunden folgte der Einladung von Migu Schneeberger (Verein Ostgleis, www.ostgleis.ch), vom 1. – 7.März 2014 durch Ungarn und den südwestlichen Teil der Ukraine zu reisen. Täglich wurden aber auch die Nachrichten über den Vorstoss der Russen auf die Krim und den Südosten verfolgt.

In Transkarpathien, also unmittelbar jenseits der ungarisch-ukrainischen Grenze, besuchten wir die Borzhatalbahn, ein einstmals ausgedehntes Netz in Schmalspur von 750 mm. Wir hatten das Vergnügen, an einem Markttag von Vynohradiv nach Chmilnyk mitzufahren.

Auf der Schmalspurseite dagegen das volle Marktleben- und über die Weiche im Vordergrund wird nach der Rückkehr umfahren !

Der bereitstehende Zug…

…bringt die Einkäufe ins Dorf Oleschnyk zurück

Für Hoffnung auf Obst und Beeren wurde ebenfalls gesorgt.

Beschauliche Dorfpassage in Shalanky. .. Übrigens: Die Wagen sind blau, das Schwärzliche ist aus der Lok “entflogenes” Dieselöl.

Der Lokführer ist immerhin froh, dass seine Maschine läuft.

Und wir fahren vorne mit.

Die zwei letzten Passagiere vor der einsamen Endstation Chmilnyk.

Umfahren in Chmilnyk.

Für die nachmittaglichen Marktrückkehrer braucht es eine dritten Wagen – einen ölfreien.

Auf dem Rückweg macht der Fahrplanzug für uns einen Fotohalt.

Verladen auf freier Strecke.

Zurück im Markt – die Lok hat bereits vorgezogen und sollte nun über das linke Gleis zurück.
Ausserhalb des Dorfes erwischen wir den Triebwagen auf Breitspur.

Im Güterbahnhof Berehove (noch immer russisch angeschrieben: Beregovo) gähnender Stillstand – ausser ein paar Bahnliebhabern.

Am nächsten Tag noch einmal ein Blick auf die Schmalspurbahn – ist aber nichts passiert …

Nächstes Ziel war Korolevo, wo der Baudienst im Einsatz war…

… aber auch das Triebwagendepot liegt – hier das Personalhaus.

Und hier das saubere Gleisfeld.

Ein Blick ins Innere des D1 769-3.

Dann führt man uns eine halbe Stunde durch die ganze Werkstätte – hier nur ein Bild.

Weiterfahrt nach Kolotschawa – abseits jeder Bahn, aber mit einem Freilichtmuseum mit einigen Metern Schmalspurgleis und der einzigen in Transkarpatien erhaltenen Dampflok auf 750 mm. (sh. NiK, EA 6/21)

Auch eine Sanitätsdraisine steht dort, vermutlich von einer Waldbahn.

Habe ich «Waldbahn» geschrieben ? Unsere Reise geht über die Karpaten nach Vyhoda, Dort steht nicht nur ein solides Denkmal mit Schmalspurlok PT4 274, sondern auch noch aktive Gefährte, unter anderen ein TU6P.

Mit diesem Gefährt befahren wir eine Strecke von 21 km, erst über Land, dann durch ein unwegsames Tal zu den Holzverladeplätzen…

…wo sich seltsame Rückefahrzeuge tummeln.

Einfahrt eines Leerzuges mit einer TU8 und einer Ladung neuer Schwellen, nicht imprägniert …

… und mit einem Caboose.

Vor der Talfahrt ergibt sich ein kompliziertes Wendemanöver über ein Gleisdreieck.

Diesen Bahnhof kennen unterdessen alle, allerdings jetzt voll mit flüchtenden Menschen: L’wiw.

Auf Gleis 1 ist der Zug 86 nach Simferopol auf der Krim angezeigt.

Hier ist der Zug – am 5. März 2014 – ob er sein Ziel noch erreicht hat ?

Unsere Gruppe hatte das Glück, dass wir uns der Sonderfahrt einer literaturbegeisterten Gruppe (wohl Studenten und Professoren) anschliessen konnten, die den 200. Geburtstag des ukrainischen Nationaldichters Taras Shevtchenko feierten.

Wir erlebten die ukrainische Liebe zur Literatur,

aber auch die Liebe zu alter Technik.

Die Lok L 3535 (Achsfolge 1E) zeigte sich von der besten Seite.

Unsere kleine Gruppe durfte anschliessend auf dem Tender bis ins Lokomotivdepot mitfahren und sich dort vom edlen Zugpferd verabschieden.

Eine Extra-Strassenbahn holte uns am Bahnhof ab.

… und brachte uns zum Depot, wo wir den wenige Monate alten Prototyp 1179 besichtigten, der von einem Hersteller in L’wiw (Elektrotrans, sh. auch EA 8/13) stammt.

Am gleichen Abend nahmen wir im Nachtzug nach Budapest Abschied von der Ukraine.

Text und Fotos: Johannes Läubli, EMF St. Gallen

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