Ein längerer Halt in Clerval
Ein längerer Halt in Clerval
Die Fahrt am 18. Januar 2025 im TER 894104 von Belfort nach Besançon Viotte verlief weder angenehm noch planmässig. Warum auf einer elektrifizierten Hauptstrecke beim samstäglichen Passagierandrang ein «Walfisch»-Dieseltriebwagen der Serie X 73500 eingesetzt wurde, war nicht ganz klar. Ab Belfort waren jedenfalls alle 61 Sitzplätze und 17 Klappsitze belegt. Bevor noch mehr kamen, ging die Fahrt planmässig um 12.04 los. Doch dann kam 12.45 beim Halt in Clerval die Durchsage, dass der Zug hier voraussichtlich eine Stunde stehen bleibe, weil der vorausfahrende Zug steckengeblieben sei.
Ein paar Fahrgäste telefonierten, stiegen aus um zu rauchen oder wurden von Privaten abgeholt. Die andern warteten geduldig. Nun, der Zug erreichte Besançon Viotte dann schliesslich nach einem weiteren Problem um 15.12.
Die endliche Ankunft in Besançon Viotte.
Doch eigentlich ist Clerval ein Bahnhof voller Geschichte
Heute bestehen zwar nur noch zwei Durchgangsgleise, erinnerungsmässig nicht mal ein Spurwechsel. Doch zur Dampftraktion war Clerval eine Wasserstation für alle Züge, auch in Doppeltraktion, was in der Kurve durch das Stehen der Dampfloks verölte Schienen und immer schwierige Anfahrten mit viel Schleudern gab.
Es dauerte oft lange, bis die schweren Güterzüge aus dem Bahnhof herausgefahren waren. Daran erinnert sich Ambros Saladin, der hier in den 1960er-Jahren filmte und fotografierte. Er erinnert sich an die kohlengefeuerten 141 R (Mikados) des Depots Dole und die legendären 231 H und 231 K ex PLM vor den Directs Lyon–Strasbourg. Die Fotos zeigen das Wasserfassen und Güterzügen in Einzel- und Doppeltraktion mit 141 P und 141 R am 1. April 1967.
Noch viel weiter zurück, zur Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, hatte Clerval noch eine weitere Bedeutung:
Es existierte das Projekt einer direkten Strecke Clerval (oder Baume-les-Dames oder L’Isle-sur-le-Doubs)–Damvant oder Grandfontaine–Porrentruy und dann weiter nach Basel.
Die neue Hauptstrecke über Clerval sollte einen direkteren Weg von Mittelfrankreich und Besançon aus nach Basel schaffen, möglichst unter Umgehung des seit dem Krieg 1870/1871 bis zum 1. Weltkrieg deutschen Elsass-Lothringen. Doch Recherchen in diesem Aktenbündel sprengen bei weitem den Rahmen eines Blogs.
In Pont-de-Roide (Bild unten) wäre die heute ebenfalls längst vergessene Nebenstrecke von Voujaucourt nach St-Hyppolyte (Doubs) gekreuzt worden. Von Porrentruy aus bestand zudem um 1900 das Projekt einer Regionalbahn nach Damvant. 1901 war Porrentruy – Bonfol entstanden, 1910 verlängert über Pfetterhouse nach Dannemarie an der Ostbahn Mulhouse – Belfort.
Bahnhof Pont-de-Roide, Güterverkehr zum Peugeot-Werk, 26. 9. 1979. Der Personenverkehr war bereits 1938 eingestellt worden. Ab 2010 wurde der gesamte restliche Betrieb eingestellt.
Und noch ein paar Fotos vom 26. 9. 1979 von der Strecke nach St-Hippolyte.
Streckenende nach Pont-de-Roide mit Haltsignal, weit im Hintergrund ganz links ist der Prellbock erkennbar.
Tunnel vor St-Hippolyte, Grund der Schliessung des oberen Abschnitts für den Güterverkehr, 1969.
Endbahnhof St-Hippolyte (Doubs), rund 40 Jahre nach der Abfahrt des letzten Personenzugs, 10 Jahre nach der Einstellung des Güterverkehrs.
Alle Fotos mit Ausnahme der Dampfbilder in Clerval: Christian Ammann
Dampfbilder in Clerval: Ambros Saladin