Ukraine vor 8 Jahren …
Von Johannes Läubli, EMF St. Gallen
Gerne schliesse ich mich dem Blog von Christian Ammann an. Eine Gruppe von Eisenbahnfreunden folgte der Einladung von Migu Schneeberger (Verein Ostgleis, www.ostgleis.ch), vom 1. – 7.März 2014 durch Ungarn und den südwestlichen Teil der Ukraine zu reisen. Täglich wurden aber auch die Nachrichten über den Vorstoss der Russen auf die Krim und den Südosten verfolgt.
In Transkarpathien, also unmittelbar jenseits der ungarisch-ukrainischen Grenze, besuchten wir die Borzhatalbahn, ein einstmals ausgedehntes Netz in Schmalspur von 750 mm. Wir hatten das Vergnügen, an einem Markttag von Vynohradiv nach Chmilnyk mitzufahren.
Auf der Schmalspurseite dagegen das volle Marktleben- und über die Weiche im Vordergrund wird nach der Rückkehr umfahren !
Der bereitstehende Zug…
Für Hoffnung auf Obst und Beeren wurde ebenfalls gesorgt.
Beschauliche Dorfpassage in Shalanky. .. Übrigens: Die Wagen sind blau, das Schwärzliche ist aus der Lok „entflogenes“ Dieselöl.
Der Lokführer ist immerhin froh, dass seine Maschine läuft.
Und wir fahren vorne mit.
Umfahren in Chmilnyk.
Für die nachmittaglichen Marktrückkehrer braucht es eine dritten Wagen – einen ölfreien.
Auf dem Rückweg macht der Fahrplanzug für uns einen Fotohalt.
Verladen auf freier Strecke.
Im Güterbahnhof Berehove (noch immer russisch angeschrieben: Beregovo) gähnender Stillstand – ausser ein paar Bahnliebhabern.
Am nächsten Tag noch einmal ein Blick auf die Schmalspurbahn – ist aber nichts passiert …
Nächstes Ziel war Korolevo, wo der Baudienst im Einsatz war…
… aber auch das Triebwagendepot liegt – hier das Personalhaus.
Und hier das saubere Gleisfeld.
Ein Blick ins Innere des D1 769-3.
Dann führt man uns eine halbe Stunde durch die ganze Werkstätte – hier nur ein Bild.
Weiterfahrt nach Kolotschawa – abseits jeder Bahn, aber mit einem Freilichtmuseum mit einigen Metern Schmalspurgleis und der einzigen in Transkarpatien erhaltenen Dampflok auf 750 mm. (sh. NiK, EA 6/21)
Auch eine Sanitätsdraisine steht dort, vermutlich von einer Waldbahn.
Habe ich «Waldbahn» geschrieben ? Unsere Reise geht über die Karpaten nach Vyhoda, Dort steht nicht nur ein solides Denkmal mit Schmalspurlok PT4 274, sondern auch noch aktive Gefährte, unter anderen ein TU6P.
Mit diesem Gefährt befahren wir eine Strecke von 21 km, erst über Land, dann durch ein unwegsames Tal zu den Holzverladeplätzen…
…wo sich seltsame Rückefahrzeuge tummeln.
Einfahrt eines Leerzuges mit einer TU8 und einer Ladung neuer Schwellen, nicht imprägniert …
… und mit einem Caboose.
Vor der Talfahrt ergibt sich ein kompliziertes Wendemanöver über ein Gleisdreieck.
Diesen Bahnhof kennen unterdessen alle, allerdings jetzt voll mit flüchtenden Menschen: L’wiw.
Auf Gleis 1 ist der Zug 86 nach Simferopol auf der Krim angezeigt.
Hier ist der Zug – am 5. März 2014 – ob er sein Ziel noch erreicht hat ?
Unsere Gruppe hatte das Glück, dass wir uns der Sonderfahrt einer literaturbegeisterten Gruppe (wohl Studenten und Professoren) anschliessen konnten, die den 200. Geburtstag des ukrainischen Nationaldichters Taras Shevtchenko feierten.
Wir erlebten die ukrainische Liebe zur Literatur,
aber auch die Liebe zu alter Technik.
Die Lok L 3535 (Achsfolge 1E) zeigte sich von der besten Seite.
Unsere kleine Gruppe durfte anschliessend auf dem Tender bis ins Lokomotivdepot mitfahren und sich dort vom edlen Zugpferd verabschieden.
Eine Extra-Strassenbahn holte uns am Bahnhof ab.
… und brachte uns zum Depot, wo wir den wenige Monate alten Prototyp 1179 besichtigten, der von einem Hersteller in L’wiw (Elektrotrans, sh. auch EA 8/13) stammt.
Am gleichen Abend nahmen wir im Nachtzug nach Budapest Abschied von der Ukraine.
Text und Fotos: Johannes Läubli, EMF St. Gallen