16 Jan

Rumänien im September 2018 (8)

Von José Banaudo, Nizza

Nach unserem Abstecher nach Bulgarien (sh. frühere Blogs) verbringen wir den 15. und 16. September nochmals in Rumänien. Wir überqueren die „Brücke der Freundschaft“ zwischen Ruse und Giurgiu, dann geht’s nach Bukarest und Ploiești, und schon rückt das Ende der Reise näher.

Die Grenzstadt Giurgiu am Nordufer der Donau hat zwei Bahnhöfe : den alten Endbahnhof, nahe des Stadtzentrums und den weiter davon gelegenen Durchgangsbahnhof Giurgiu Nord, der 1954 nach dem Bau der “Brücke der Freundschaft” eröffnet wurde. In seiner Halle symbolisiert ein grosses Gemälde die Freundschaft zwischen dem rumänischen und dem bulgarischen Volk, auch wenn das in der Geschichte nicht immer der Fall war…

Bahnseitig wirkt der Bahnhof Giurgiu Nord an diesem Samstagnachmittag völlig verschlafen. Die dieselelektrische, ex-sowjetische 651.014 « Vlad Tepes» von DB Cargo, der wir schon in der 1. Folge schon in Caracal begegnet sich, wartet auf einen allenfalls eintreffenden Zug. Doch der Vorstand bestätigt uns, dass vor Einbruch der Nacht kein Güterzug ankommen wird. Der europäische Güterverkehrskorridor Nr. 7 ist noch nicht ausgelastet!

Nachdem wir die Hauptstadt Bukarest durchquert haben, sind wir nun inmitten des wichtigsten rumänischen Ölfelds. Im Bahnhof Ploiești Vest begegnen wir einem Inox-Zug von Regio Calatori Brașov–Bucuresti. Er wird von der Lokomotive 425.581, ex-BB 25581 der SNCF gezogen. Rechts sehen wir einen Zug von Transferoviar Calatori (TFC) Buzău–Bucuresti. Der Triebwagen 76.1464 gehört zur Serie 614 der DB, gebaut von 1972 bis 1975 von MAN und Uerdingen. Er wurde von Remarul in Cluj-Napoca als Typ ADH 11 modernisiert.

Eine attraktive Begegnung in Ploiești Sud: Die sechsachsige 410.431 von Electroputere in den rumänischen Nationalfarben an der Spitze eines Intercitys Bukarest–Suceava. Das Wappen mit dem Stierenkopf der Bukowina ziert das gelbe Feld. Suceava ist Hauptstadt dieser Provinz in Nordosten Rumäniens.

Am Morgen des 16. Septembers verlässt ein Triebwagen der Serie 78.3200 von Transferoviar Calatori den Bahnhof Ploiești Sud. 13 Doppeltriebwagen dieser Serie, gebaut 1981-82 durch Duewag und Uerdingen, waren 2011-12 in den Niederlanden bei den NS erworben worden, wo sie als Typ DH 2 mit dem Spitznamen « Wadloper » im Einsatz standen.

Hier wurde die „Caravelle“ 97.0529 Regio Calatori (ex-X 4721 SNCF) auf das entfernteste Gleis des Bahnhofs Ploiești Sud verbannt, überwachsen von Gras und Akazien. Sie steht bereit als Regionalzug nach Urziceni.

Bei dieser Gelegenheit muss ich noch etwas bezüglich der Nummerierung der „Caravelles“ berichtigen: Wenn einige „Caravelles“ heute in Rumänien eine Nummer tragen, die an ihre frühere SNCF-Nummer erinnert (z.B. 97.0699 RTC = X 4699 SNCF), so geschah dies keineswegs so systematisch wie ich annahm. Ganz im Gegenteil. Die meisten „Caravalles“ bekamen völlig andere Nummern, weshalb meine in den früheren Folgen abgeleiteten SNCF-Nummern meistens falsch sind!

Ein Ölzug im Bahnhof Ploiești Sud, nichts Ungewöhnliches in einer Stadt, die seit dem 19.Jahrhundert das Zentrum der rumänischen Erdölförderung war, auch wenn dieser natürliche Reichtum langsam auszutrocknen droht. Die sechsachsige 400.711 von Electroputere des Grup Feroviar roman (GFR) leistet Schiebedienst an einem langen Zisternenwagenzug, der von der 401.025 Richtung Ploiesti-Vest gezogen wird. Man beachte die Vorhänglein am Führerstand, ein typisches Detail in den osteuropäischen Ländern, wo es für die Lokführer eine Ehrensache ist, den Arbeitsplatz auf ihren Titularmaschinen persönlich zu gestalten.

Ein anderer Ölzug fährt in Ploiești Vest hinter der sechsachsigen Eletroputere 401.094 des Betreibers Tehnotrans Feroviar aus Constanța ein. Im Hintergrund erkennt man die drei Glockentürme der orthodoxen Kathedrale Sfînti Trei Ierarhi.

Kreuzung von zwei früher niederländischen Dieseltriebwagenzügen der Serie 78.3200 von Transferoviar Calatori in Plopeni Sat an der Linie Ploiești–Slănic. Diese einst in Cluj beheimatete Privatbahn betreibt heute Regionalstrecken in südöstlichen Teil Rumäniens.

Am Fuss des Predeal-Passes an der Hauptachse Brașov–Bukarest trifft man im Bahnhof Câmpina allmögliche Züge an. Hier bringt die sechsachsige Electroputere 400.316 von Astra Trans Carpatic aus Brașov einen Liegewagen nach Bukarest, bestimmt für den Nachtzug Arad–Bukarest– Constanța.

Ein Softronic-Triebzug „Hyperion“ der Gesellschaft Softrans kommt in Câmpina als Intercity Brașov–Bukarest–Craiova an. Die Werbefolien für die Chips Lay’s verkleben sogar die Wagenfenster!

In der nördlichen Ausfahrt von Câmpina überholt im Regen ein Regionalzug mit Doppelstockwagen Ploiești–Brașov, gezogen von der sechsachsigen Electroputere 400.734 in den Nationalfarben einen wartenden Güterzug mit der sechsachsigen „Transmontana“ 480.018 von DB Cargo. Diese Lok mit 6000 kW / 8160 PS wurde 2014 von Softronic in Craiova gebaut.

Alle Fotos: J. Banaudo

Übersetzung: C. Ammann