04 Dez

Impressionen Dollertal und Cité du Train Mulhouse

Von José Banaudo, G.E.C.P. , Nizza

Anfangs November war ich am Kongress der Touristenbahnen UNECTO http://www.unecto.fr/fr/content/unectocarte in Mulhouse und im Dollertal, organisiert vom Train Thur Doller Alsace (TTDA). Am Samstagmorgen, 3. November machte ich einen Ausflug auf die internationale Strecke Mulhouse – Müllheim, die den Rhein zwischen Chalampé und Neuenburg überquert. Diese 1980 für den Personenverkehr geschlossene Verbindung zwischen dem Oberelsass und Baden-Württemberg war ab 2006 an einigen Wochenenden erneut von Personenzügen befahren worden. Dann fand 2012 die Wiedereröffnung mit 7 Zugpaaren von Montag bis Freitag und 5 Zugpaaren am Wochende und an Feiertagen statt. Trotzdem kennt der TER-Billettautomat in Mulhouse den Zielbahnhof Müllheim nicht. Der DB-Billettautomaten in Müllheim hat es bezüglich Mulhouse genau so…

Abstecher über den Rhein: Im Bahnhof Müllheim (Baden) stellte der SNCF-Triebwagen X 73917 den Anschluss her an einen DB-Regionalzug Freiburg – Basel mit der 146 112.

Am Samstagnachmittag stand eine Dampffahrt Cernay – Burnhaupt auf der TTDA-Museumsbahn statt (ehemalige Strecke Cernay – Sewen).

Nach unserer Ankunft in Burnhaupt manöverierte der frühere Schienentraktor des Kernkraftwerks Fessenheim (CEM Fauvet-Girel, 1957) die Wagen. Die beiden dreiachsigen, ehemals deutschen Abteilwagen sind vom „Train des Mouettes“ (Saujon -La Tremblade, Charente Maritime) an den TTDA ausgeliehen; der „Train des Mouettes“ hatte sie vom „Train à Vapeur de Touraine“ (Chinon – Richelieu, aufgehoben 2007) erhalten.

In Burnhaupt bereiten sich die Darsteller der „Son et Lumière“-Darbietung „le train de la paix“ vor dem Tigerli Nr. 3 (SLM 1916, ex Alusuisse) auf ihren Auftritt vor. Das Tigerli gehört der Touristenbahn Conifer in Les Hôpitaux-Neufs (Doubs). Aus finanziellen und administrativen Gründen musste man darauf verzichten, einen „richtigen“ deutschen Zug nach Burnhaupt zu bringen und so behalf sich mit dem schönen Tigerli.

Auch die Mallet Nr. 2 (Henschel 1911), die einst auf dem Chemin de fer Avricourt – Blâmont – Cirey bis 1918 entlang der damaligen deutsch-französischen Grenze fuhr, stand in Burnhaupt unter Dampf.

Die Nacht bricht ein und der Spektakel beginnt. Er ist an historische Fakten inspiriert, denn im Ersten Weltkrieg zerschnitt die Front tatsächlich das Dollertal in Burnhaupt in einen oberen, französischen und einen unteren, deutschen Teil. Der „französische Zug”  besteht aus der Tenderlok Nr. 51 (Meuse 1913) ex-Chemin de fer Guë – Menaucourt und den charakteristischen „Palavas“-Wagen der einstigen Chemins de fer d’intérêt local de l’Hérault..

An der Spitze des „deutschen Zugs“ befindet sich das Tigerli Nr. 5 des Conifer. Die imaginäre Szene spielt in der Nacht vom 10. auf den 11. November 1918 und endet mit der Verbrüderung der Soldaten beider Lager.

Am Sonntagabend fand ein „Galadîner“ im Eisenbahnmuseum  Cité du Train in Mulhouse statt. Ich kannte nur die einstige Ausstellung in der Rotonde von Mulhouse Nord 1972 (!) , und so war für mich die Cité du Train eine Entdeckung. Bedauerlicherweise „fährt“ zwar kein einziges Fahrzeug. Mit interessanten Effekten wird aber die Stimmung des Bahnbetriebs von damals nachgebildet, und die Ausstellungsobjekte sind einzigartig. Hier die Dreikupplerlok Nr. 1423 der PLM (Cail 1854), eine jener berühmten „Bourbonnais“, die auf dem gesamten Netz im Südosten Frankreichs eingesetzt waren.

Eine sehr schöne „Micheline“ der Compagnie de l’Est. Zusammen mit der meterspurigen „Micheline“ aus Madagaskar im Michelin-Museum in Clermont-Ferrand, ist sie die einzige erhaltene „Micheline“ (auf Pneus) in Frankreich.

Eine Reise damals in der 2.Klasse. Noch häufiger waren solche Familien natürlich auch auf den Holzbänken der 3. Klasse unterwegs.

Das Museum ist den meisten bekannt, und die Fahrzeuge sind wegen der Beleuchtung oder aus Platzgründen oft nur schwer zu fotografieren. Deshalb nur noch zwei Bilder: Hier der Prototyp Nr. 3.1102 der Nordbahn, 1911 gebaut in den Werkstätten von Paris-La Chapelle. Sie steht mittlerweile länger als „aufgeschnittene Demonstrationslok“ denn als Schnellzugslok im Einsatz. Ihr Erfinder, Ing. Gaston du Bousquet, verstarb noch vor ihrer Fertigstellung.

Schliessen wir mit einem Blick auf die „moderne Bahn”, auf den Trans Europ Express mit der CC 40101 und der CC 6572, welche eigentlich die CC 6565 ist (warum diese Schwindlerei?)

Alle Fotos: J. Banaudo, Übersetzung: C. Ammann