07 Okt

Das Appenzellerland tanzt Tango

Unter dem obigen Titel feierten die Appenzeller Bahnen am 5. und 6. Oktober 2018 die Wiedereröffnung der Strecke St. Gallen – Teufen durch den neuen Ruckhaldetunnel. Hier ein paar Impressionen,  die den Rahmen einer Meldung in „Neues in Kürze“ im EA-Heft sprengen würden.

Zum Einweihungsfest am Freitag, 5. Oktober versammelten sich die geladenen Gäste aus Politik, Tourismus, Verkehr und Wirtschaft im Riethüsli und begaben sich zur neuen Haltestelle am Südportal des Tunnels. Nach Ansprachen der Vertreter von Behörden und der AB fuhr um 16.25 Uhr der “Tango” 2 aus dem Tunnel in die Station Riethüsli, begrüsst von roten Ballonen und Tausenden roter Herzchen.

Neben einer Appenzellermusik sprayte der Graffitikünstler Primin Breu ein Bild des Alpaufzugs auf eine Wand von 198 „Kacheln“, in Wirklichkeit bestehend aus auf Holzrahmen aufgespannter Leinwand. Diese „Kacheln“ wurden am Schluss des Abends mit Zertifikat als Erinnerungsgeschenk an die Gäste verteilt.

Pirmin Breu hat bekanntlich den „längsten Alpaufzug“ im Ruckhaldetunnel geschaffen. In Fahrtrichtung links Richtung St. Gallen kann man ihn auf rund 700 m Länge mit v-max 40 km/h als wohltuende künstlerisch-humoristische Note im Alltag gut erkennen. Mit 60 km/h bergaufwärts wird es rasanter…

Als „Festbeseeler und Festbefröhlicher“ (in treffender Selbstcharakterisierung) wirkte an beiden Tagen Hannes vo Wald, auf Stelzen.

Nun folgten die Einweihung der neuen Strecke mit Durchschneidung des roten Bands vor der ersten Türe des “Tangos” Seite St. Gallen, die Segnung durch Bischof Markus Büchel und die Taufe des “Tango” 2 auf den Namen “Solitüde” (Aussichtspunkt über St. Gallen, früher mit Restaurant).

Hannes vo Wald verwandelt sich in einen feuerspeienden Drachen. Foto A. Wilhelmi.

Doch dann hiess es Einsteigen, erstmals mit dem AB-“Tango” durch den Ruckhaldetunnel fahren!

Um 17.05 Uhr startete der “Tango” 2 zur allerersten Fahrt mit Passgieren (nach vielen Dienst- und Probefahrten) durch den Ruckhaldetunnel, für jene, die bei der letzten Fahrt über die Zahnradstrecke am 2. April 2018 dabei waren, irgendwie persönlich ein denkwürdiger Moment.

Am Samstag, 6. Oktober 2018 luden die Appenzeller Bahnen die Bevölkerung zum grossen Eröffnungsfest zwischen St.Gallen und Teufen ein.

Rund 6’000 Gäste feierten mit. Von 9.40 bis 18.00 Uhr fuhren die “Tango”-Züge “2 „Solitüde“ und 3 im 20-Minutentakt zwischen St. Gallen und Teufen gratis fürs Publikum. Dabei wurde auf dem Gelände des Güterbahnhofs St. Gallen  auch die Extrahaltestelle “Lattich” bedient, benannt nach der Zwischennutzung des Geländes. In Riethüsli fanden Baustellenführungen statt, in St. Gallen konnten die Betriebszentrale der AB/FW und das „Outdoor ECC“ für St. Gallen AB besichtigt werden.

Haltestelle Lattich, links die alte, 1889 erbaute Remise. Sie wurde 1901 wegen der damals neuen Streckenführung der SGA „hinter der SBB-Güterverwaltung“ “umplatziert”.

Die Einstiegtreppen und die Rampe verlangten vom Fahrpersonal ein „zielgenaues” Anhalten!

Besucherfahrt (links) nach St. Gallen und fahrplanmässiger “Tango” 4 nach Appenzell begegnen sich im Bahnhof Teufen.

Der langersehnte Moment ist Wirklichkeit: 0 Tage bis zur grossen Eröffnung!

Weitere spektakuläre Bauvorhaben stehen an: Für die neue Doppelspur durch Teufen muss das Haus links verschoben werden.

Hannes vo Wald will noch nicht nach Trogen sondern plaudert mit dem Lokführer der Trogenerbahn…

Am Sonntag 7. Oktober wurde die neue Strecke fahrplanmässig in Betrieb genommen, womit der Bahnersatzbetrieb seit 3. April zwischen St. Gallen und Teufen endete. Mit der Inbetriebnahme der neuen Züge und der Neubaustrecke wird der Fahrplan wieder in die ursprüngliche Lage gebracht. Die „Durchmesserlinie“ wird aber erst mit dem Fahrplanwechsel vom 9. Dezember 2018 Realität. Ab dann verkehren die «Tango»-Züge durchgehend von Appenzell über St. Gallen nach Trogen.

Die Verdichtung zum Viertelstundentakt zwischen Teufen und St. Gallen sowie die Einführung eines zweiten Schnellzugpaares erfolgen per 18. März 2019, denn dieses Angebot bedingt, dass alle elf “Tango”-Züge im Einsatz sind.

Alle nicht anders bezeichneten Fotos: C. Ammann

 

 

 

02 Okt

Das Eröffnungsfest AB vom 6. Oktober 2018 rückt näher

Tango-Probefahrt am 2. 10. 2018 in der neuen Haltestelle Riethüsli

Am Samstag, 6. Oktober 2018 feiern die AB mit einem grossen Eröffnungsfest die Wiederinbetriebnahme der völlig erneuerten Strecke St. Gallen – Teufen mit dem neuen Ruckhaldetunnel. Zwischen dem AB-Bahnhof St. Gallen und dem Riethüsli laden verschiedene Schauplätze zum Besuch ein. Zwischen St. Gallen und Teufen gilt ein Sonderfahrplan im 20-Minutentakt, mit Extrahalt an der Haltestelle Lattich beim Güterbahnhof St. Gallen. Für die fahrplanmässigen Verbindungen fahren am 6. Oktober 2018 zwischen St. Gallen und Teufen letztmals die seit 3. April 2018 verkehrenden Bahnersatzbusse.

Die provisorische Haltestelle Lattich beim Güterbahnhof St. Gallen ist vorbereitet. Der Name stammt vom dortigen Zwischennutzungsprojekt lattich.ch

Weitere wichtige Infos und der interessante historische Rückblick „Von der Ruckhalde zum Riethüslitunnel“ sind im EA 10/2018, S. 440 – 446 in deutscher und französischer Sprache zu finden.

Alt und neu am 17. August 2018 in Gais.

Am Sonntag, 7. Oktober wird der fahrplanmässige Bahnbetrieb zwischen St. Gallen – Teufen (-Gais – Appenzell) wieder aufgenommen. Zwischen St. Gallen und Appenzell verkehren fortan nur noch die neuen Tango-Züge, weil die bisher eingesetzten Fahrzeuge nicht die neue 80 ‰-Rampe des Ruckhalde-Tunnels befahren können (EA 3/2018 S.108). Die Tangos gelangten schon ab 15. September sukzessive in den fahrplanmässigen Einsatz zwischen Teufen und Appenzell (EA 10/2018 S.452) und lösten somit mehrheitlich schon vor dem 7. Oktober das bisherige Rollmaterial ab.

Tango 6 am 28. 9. 2018 in Teufen. Foto: C. Ammann

Tango-Probefahrt im Riethüsli , 2. 10. 2018

Tango 5 auf Testfahrt am 3. 9. 2018 am Südportal des Ruckhaldetunnels (Riethüsli)

Inzwischen sind 7 Tangos abgeliefert und ab 7. Oktober stehen 6 Doppeltriebwagen im Einsatz. Zwischen St. Gallen und Trogen soll der erste Tango in der zweiten Oktoberwoche im Fahrplanbetrieb verkehren. Die bisherigen Gelenktriebwagen Be 4/8 31 – 35 werden bis zum Fahrplanwechsel völlig verschwinden. Sie gelangen nach Revision bei Stadler auf die Neuenburger Überlandtramstrecke nach Boudry (TransN , Linie 215, früher TN-Linie 5).

Nicht lange mehr fahren die bisherigen Triebwagen der  “Trogenerbahn” (hier der Be 4/8 34 am 28. 9. 2018) über den neu gestalteten Bahnhofplatz St. Gallen. Foto: C.  Ammann

Über die Infrastrukturarbeiten wurde im EA 9/2018 auf S. 398 berichtet.

Die völlig erneuerte Station Lustmühle mit Aussenperron und einseitigem Mittelperron.

Bis zum kommenden Fahrplanwechsel werden „Trogenerbahn“ und „Gaiserbahn“ noch weiterhin getrennt betrieben. Ab 9. Dezember 2018 wird die “Durchmesserlinie” mit durchgehenden Zügen Trogen – St. Gallen – Teufen – Gais – Appenzell Wirklichkeit.

Von der alten Station Riethüsli an der Teufenerstrasse, wo nachts am 2. April 2018 der letzte Zug nach Appenzell hielt, bleiben bald nur noch Erinnerungen übrig.

Alle Fotos (ausser zwei bezeichnete): A. Wilhelmi, EMF St. Gallen

Mit dem Klick auf Schlagwort Ruckhalde folgen auch die früheren Blogs zu diesem Thema gleich untereinander.

01 Okt

Extrazug an die InnoTrans 2018

Re 620 003 von Railadventure trifft am 10. 9. 2018 mit “Traverso 101” aus Erlen in Weinfelden ein.

Das deutsche EVU Railadventure (RADVE) hat Mitte August die beiden Prototypen Re 620 003 und 004 gekauft (EA 10/2018 NiK S. 451). Für die Überfuhr des SOB-Traverso 101 und des RBS-Worbla 02 an die InnoTrans 2018 kam es am 10. September zu  für Fotografen spektakulären Extrazügen Erlen/Bussnang – Weinfelden – Koblenz – Basel. Als EVU für die Schweiz fungierte Swiss Rail Traffic SRTAG. Ab Basel führte RADVE selber den Zug mit ihren 111 210 und 111 222 nach Berlin, wobei sich unterwegs auch noch ein Mälartåg Stadler KISS dazugesellte.

Anschliessend ging es als Lokzug zum Abholen des Worbla 02 nach Bussnang.

Vom Fotografen heiss ersehnt fuhr der Extrazug an die InnoTrans mit ca. 50 Minuten Verspätung in Frauenfeld durch Gleis 2.

SOB-Traverso 101

Wie im EA 10/2018 auf S. 458 erläutert, wird der RBS-Be 4/10 auf Loco-Buggies der zweiten Generation transportiert. Loco-Buggies hatte RADVE ursprünglich für die Überfuhr von breitspurigen Fahrzeugen entwickelt.

Fotos: C. Ammann, 10. 9. 2018
01 Okt

Neues von Weinfelden – Kreuzlingen

Bereits zweimal haben wir im Blog über die Ausbauarbeiten an der früheren Mittelthurgau-Bahn-Strecke Weinfelden – Berg – Kreuzlingen berichtet ( Stichwort Weinfelden-Kreuzlingen).  Hier ein paar Bilder von Mitte September 2018.

Blick vom Bahnhof Kehlhof Richtung Weinfelden. Das neu gebaute, alte Streckengleis (links) ist noch ohne Fahrleitung.

Die Verwandlung der alten MThB-Landstation Kehlhof in eine behindertengerechte Anlage mit zwei 120 m langen Perrons und einer grosszügigen Unterführung nimmt immer mehr Gestalt an.

Die neue, doppelspurige Brücke anstelle des alten Buchtobel-Viadukts ist fertig gestellt.

Auch in Lengwil schreiten die Bauarbeiten zügig voran.

Die Arbeiten für total 12 Mio Fr, umfassten hier den Abbruch der bestehenden Perrons 1 und 2, den Bau eines neuen, stufenfreies Perron mit 120 m Länge mit einem neuen Kundencenter, den Bau des neuen Gleis 1 sowie die Verbreiterung des Bahndamm und der Unterführung Industriestrasse.

In Lengwil kreuzen neu ab 9. Dezember 2018 die IR75 Züge zwischen Zürich und Konstanz mit den Regionalzügen, statt wie bisher in Siegershausen (Bild unten)

Alle Fotos: C: Ammann, 11. und 13. 9. 2018

24 Sep

Die Laaser Marmorbahn – ein Kleinod im Südtiroler Vintschgau

Inmitten des grossen Werkareals ist ein Transport der Talbahn mit einem mit Marmor beladenen Flachwagen angekommen. Mittels dem Kran wird der Marmorblock danach entladen.

In unseren Familienferien ist das Thema Eisenbahn und Hobby eigentlich meist  tabu. Da meine Frau und meine ältere Tochter mal einen “Badetag” für sich wollten, sagten sie zu mir, so, du kannst heute zum wandern gehen. Sofort dachte ich, wie kann ich nun wandern und das Hobby Bahn unter einen Hut bringen? Da fiel mir ein, dass es in Laas im Vintschgau die alte Marmorbahn gibt. Somit war das Ziel für meinen Wandertag entschieden.

Von Meran aus fuhr ich in einer guten Stunde mit der Vintschgerbahn nach Laas. Direkt hinter dem Bahnhof dominiert das Werk mit seinem grossem Marmorlager. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wird im Weisswasserbruch auf 1500 m. über dem Meer im Untertagebau Marmor abgebaut. Er wird weltweit exportiert. Die schweren Marmorblocks wurden Anfangs auf schiefen Ebenen über quer liegende Holzstämme zu Tal gebracht. Dabei gab es immer wieder tödliche Unfälle, wenn die Fracht nicht mehr zu bremsen war und durchging.

Als Italien am Ende des Ersten Weltkriegs Südtirol von Österreich annektierte, versuchte es, die eingenommene Provinz mehrheitlich italienisch zu besiedeln. Aus dem Süden Italiens wurden Arbeiter nach Südtirol umgesiedelt. Der Marmorbruch wurde dabei stark ausgeweitet. Zum effizienten Abtransport des weissen Goldes wurde 1929-30 die Marmorbahn geplant und gebaut.

An der Talstation des Schrägaufzuges kommen die mit Marmor beladenen Wagen an. Links wartet die Lok, um sie anzukuppeln und ins Werk zu fahren. 

Mit einem bis zu 18 Tonnen scheren Marmorblock wird der Zug alsbald die Talstation verlassen.

Vom Weisswasserbruch schweben die Blocks mit einer das Tal querenden Seilbahn auf die gegenüberliegende Bergseite. Dort beginnt die Bergsektion der in Meterspur erbauten Marmorbahn. Die Blocks werden direkt auf die Flachwagen verladen. Bis 2011 war die Bergsektion rund 2000 m. lang. Heute ist sie durch den Neubau der Seilbahn auf 500 m. verkürzt. In der Bergstation werden die Flachwagen auf den Schrägaufzug gefahren.  Über den Schrägaufzug geht es in 25 Minuten abwärts in das Tal. Dabei werden rund 500 Höhenmeter überwunden. Von der unteren Ebene aus fährt die zweite Lok die Wagen über eine 800 m lange Strecke direkt ins Werk.

Über die Talstrecke wird der Marmor ins Werk gefahren. Links im Berghang erkennt man den Schrägaufzug.

Ein Blick aus dem Führerstand der bald 90 jährigen Lok. Mit ca. 10 km/h geht es gemächlich durch die Talebene.

Die beiden vorhandenen Loks wurden 1930 von Brown Boveri in Mailand erbaut und sind seitdem in Laas stationiert. Anfangs wurden sie mit Akkus betrieben. 1937 wurde die Strecke mit Oberleitung elektrifiziert. 1993 wurde die Oberleitung wieder abgebrochen. Die Loks erhielten daraufhin einen Dieselmotor. Die Kraftübertragung ist seitdem dieselelektrisch.

 

Kurz vor der Einfahrt in das Werksgelände wird auf einer Stahlträgerbrücke der Fluss Etsch überquert.

Bei meinem Besuch Mitte September ging ich zuerst zur Talstation des Schrägaufzuges. Dort stand bereits ein mit Marmor beladener Zug. Der Lokführer sagte mir, dies sei heute sein einziger Transport. Normalerweise werden am Tag ca. 3 bis 4 Marmorblocks zu Tal gebracht. Nachmittags fährt er nochmals zur Talstation des Schrägaufzuges, um das Gras zwischen den Gleisen zu mähen. Seine Kollegen der Bergsektion sind mit Materialtransporten beschäftigt. Ich solle nach der Mittagspause mal oben vorbeischauen. Gegen 11 Uhr fuhr der Marmortransport ins Werk und der Führer ging danach in die wohlverdiente Mittagspause.

Ich machte mich daraufhin auf den Weg zur Bergstation. Heute wollte ich ja wandern. Von rund 830  ging es auf 1350 Höhenmeter. In gut einer Stunde schaffte ich diese Strecke über den neu angelegten Wanderweg, der westlich des Schrägaufzuges verläuft. Schweissgebadet kam ich an der Bergstation an. Nach Inaugenscheinnahme des Bergbahnhofes dachte ich, jetzt bin ich in den rumänischen Karpaten gelandet. Es sah aus wie auf einer alten Waldbahn. Überall hatte es Freileitungen, ein altes Trafohäuschen, ein Lokschuppen zum versorgen der Lok und diverse Materialschuppen. Das ganze Ensemble erinnerte mich an Waldbahn Covasna – Comandau, die ich genau vor 25 Jahren besuchte. Die Tal- und Bergstrecke war dort ebenfalls mit einem Schrägaufzug verbunden.

Blick vom Schrägaufzug ins Tal. Die Spurweite der Schrägbahn beträgt 2600 mm.

Zwischen Tannen versteckt befindet sich das Depot der Lok, wo sie täglich übernachtet.

Blick über die Gleisanlagen des Bergbahnhofes. Das linke Gleis führt direkt auf den Schrägaufzug. Auf dem rechten Gleis geht es zur Verladestelle für den Marmor.

In der Ferne hörte ich Geräusche eines Stromaggregates. Ich lief dem Streckengleis entlang. Nach einer Rechtskurve erblickte ich die Lok der Bergstrecke. Sie hatte einen Flachwagen angehängt. Zwei Bahnarbeiter waren damit beschäftigt, mit einer Flex die  Gittermaste der alten Fahrleitung zu durchtrennen und auf den Wagen zum Abtransport zu legen. Neugierig wie ich war, wollte ich natürlich wissen, wie es bis zum Streckenende weitergeht. Nach einer weiteren Kurve befindet sich die neue Ladestelle.

Vom gegenüberliegenden Weisswasserbruch schweben die Marmorblocks mit der Seilbahn direkt auf die Flachwagen.

Hinter der Ladestelle endet das Gleis im Sand. Bis 2011 ging die Strecke nochmals 1500 m weiter in das Tal hinein. Dort befand sich die alte Seilbahn. Sie steht noch als Denkmal, die aufgehobene Strecke ist mittlerweile durch die Naturgewalten zugeschüttet. Leider gab es an meinem Besuchstag keine weiteren Transporte, so dass ich dies leider nicht dokumentieren konnte.

Der Zug mit dem Materialtransport im Bergbahnhof.

Die Strecke der Bergsektion verläuft relativ flach durch einen weiten Tannenwald. Hier sind die Bähnler gerade beschäftigt, Reste der alten Fahrleitung in Einzelteile zu zersägen.

Nachdem ich alles ausgiebig fotografisch festgehalten hatte, machte ich mich wieder auf den Weg ins Tal. Dort war der Lokführer der Talsektion gerade mit der Rasenplege beschäftigt. Er sagte mir, dass die Gleise am Vormittag oft feucht seien und er viel sanden müsse, um einen beladenen Zug in Bewegung zu bringen. Grosse Revisionen werden an den Loks keine ausgeführt. Der Unterhalt beschränkt sich auf das Ölen des Getriebes und dem wechseln der Bremsklötze. Neben den beiden Loks sind drei vierachsige Flachwagen vorhanden. Die Strecke selbst ist in einem betagten Zustand. Grössere Marmorblocks mit über 18 T. Gewicht werden mit LKW´s über eine Bergstrasse zu Tal gebracht. Somit dürften die Tage der alten Marmorbahn irgendwann zu Ende sein.

Rechtzeitig kurz vor dem Feierabend fährt der letzte Zug der Talbahn über die Etschbrücke.

Als die letzte Fahrt ins Werk beendet war, war es mein Wandertag ebenfalls. Zufrieden ging ich mit meiner fotografischen Ausbeute zum Bahnhof Laas, um wieder zu meinen beiden Damen zu fahren. So hatten doch alle einen erlebnisreichen Tag. Bedanken möchte ich mich beim sehr freundlichen Bahnpersonal, das mir manches Foto ermöglichte und bereitwillig Auskunft gab.

Laas und das Marmorwerk liegen direkt an der Vintschgerbahn im oberen Vintschgau. Von Mals oder Bozen bzw. Meran ist es mit der Bahn erreichbar. Weitere Infos finden Interessierte auf www.marmorplus.it. Die Freunde der Marmorbahn, die sich seit 2007 um ihren Erhalt bemühen, haben ihre Dokumentation auf www.sagen.at zusammengestellt.

Für die Wanderung über den Schrägbahnsteig empfiehlt sich trittfestes Schuhwerk, etwas Kondition und ausreichend Flüssigkeit bzw. ein Vesper mitzunehmen.

 

Auch im EA wurde vor bald 20 Jahren ein Artikel zu diesem Thema publiziert: EA 12/96. Seiten 790-791: Die Marmorbahnen von Lasa/Laas, Autor Ruedi Wanner.

 

 

19 Sep

SNCF-Régiolis Z31500 auf Zulassungsfahrten in der Schweiz

Z 31503/31504 und Z 31501/31502 in Romanshorn am 13.9.2018. Foto: Bruno Flückiger

Coradia polyvalent ist eine Niederflur-Gliedertriebzug-Plattform von Alstom. Die SNCF hat mit Alstom einen Rahmenvertrag über mehr als 1000 Einheiten abgeschlossen, in unterschiedlicher technischer und kommerzieller Ausprägung:

  • Zweisystem, Zweisystem-Zweikraft oder Dreisystem
  • 3-, 4- oder 6-teilig
  • für den Einsatz im Vorortsverkehr, Regionalverkehr oder Fernverkehr

Die Triebzüge für den Vororts- und Regionalverkehr werden «Régiolis» genannt.

Die Region Auvergne-Rhône-Alpes hat für den Léman-Express 17 vierteilige Dreisystem-Régiolis Z 31500 für 1,5 kV =, 15 kV 16, 7 Hz und 25 kV 50 Hz bei Alstom bestellt. Léman-Express ist die S-Bahn im unteren Genferseebecken, welche mit der Inbetriebnahme der Ceva (Genève–La Praille–Eaux-Vives–Annemasse) zwischen Coppet, Bellegarde, Evian-les-Bains, Saint-Gervais-les-Bains-Le-Fayet und Annecy verkehren wird. Die SBB werden 23 Flirt Lex und France (von Stadler) stellen.

Da die motorisierten Endwagen der Régiolis eigene Nummern tragen, sind die Dreisystem-Régiolis 31501/31502–31533/31534 nummeriert.

Einige technische Angaben der Z 31500:

Radsatzfolge              Bo’ – 2′ – 2′ – 2′ – Bo’

Länge über Puffer      71,6 m

Radsatzlast                 bis 20 t

Leistung                       1700 kW

v max                           160 km/h

Sitzplätze                    rund 220

Vielfachsteuerung      kommerziell bis 3 Einheiten

Mittelwagen mit dem behindertengerechten WC des Z 31501/31502 in Romanshorn am 13.9.2018. “Alstom testet den neuen grenzüberschreitenden Zug Frankreich–Schweiz.” Foto: Bruno Flückiger

Die Einheit Z 31501/31502 weilte letztes Jahr in der Schweiz, soweit bekannt aber nicht in eigener Traktion. Anfang September haben nun die Zulassungsfahrten in eigener Kraft (u.a. Zugbeeinflussung ETCS L1LS, Stromabnehmer) in der Schweiz begonnen. Die Z 31501/31502 und Z 31503/31504 konnten einzeln und in Doppeltraktion beobachtet werden, u.a. Grenchen Süd–Solothurn, Bern–Langenthal, Sulgen–Romanshorn (mit Abstellen in Rorschach).

 

09 Sep

Granarolo fährt wieder, Trieste – Villa Opicina immer noch nicht…

Es gibt in Italien drei faszinierende städtische „Bergbähnchen“, die bei Schweizer Eisenbahnfreunden auch immer wieder für „lange Gesichter“ sorgen, dann wenn sie vorübergehend – kürzer oder länger – ausser Betrieb sind: Die Zahnradbahn Genova Piazza Principe – Granarolo, die Zahnradbahn Sassi – Superga in Torino und das „Seilbahntram“ von Trieste nach Villa Opicina.

Während Sassi – Superga (Bild oben, 14. 11. 2016) derzeit problemlos funktioniert (Achtung: Mittwoch ist wöchentlichen Ruhetag), so ist die Situation in Genua und Triest komplizierter:

In Triest steht der Betrieb auf der einzigartigen Tramlinie 2 nach Villa Opicina weiterhin still, obwohl die verunfallten Triebwagen längst repariert sind. (sh. auch Blog vom 13. Oktober 2017, Stichwort Trieste – Villa Opicina, und NiK EA 3/18).) Die für Sommer 2018 angesagte Wiedereröffnung wird immer weiter hinausgeschoben.

Früherer Seilbahntraktor (vor Automatisierung), zwischen zwei normalspurigen Wagen des früheren städtischen Trams am 5. 10. 2006 im Eisenbahnmuseum Trieste Campo Marzio. 

Zur Erinnerung: Auch die zweite Eisenbahn-Sehenswürdigkeit in Triest, das Eisenbahnmuseum im ehem. Bahnhof Trieste Campo Marzio (Triest Andrä) bleibt wegen dringendem Umbau bis 2020 geschlossen (EA 9/17).

 

Und in Genua? Nach fünfmonatiger Betriebsschliessung 2017 musste der Betrieb der Zahnradbahn Piazza Principe – Granarolo Anfang März 2018 erneut eingestellt werden (sh. EA 12/17, 2 und 6/18). Seit 13. August 2018 fährt die Bahn nun wieder, nicht nur zur Freude der Touristen, sondern auch der Bewohner des betroffenen Quartiers. Denn die Bahn ist wesentlich attraktiver und direkter als der Ersatzbus.

Alle Fotos: Ch. Ammann (Genova – Granarolo: August 2016 und Februar 2013 

 

 

08 Sep

Lambach – Haag am Hausruck (EA 9/18)

ET 21 103 und Gleichrichterwagen EGL 25 052 in Neukirchen bei Lambach

Im EA 9/2018 befindet sich auf S. 386 – 389 ein Nachruf auf die Lokalbahn Lambach – Haag am Hausruck.

Diese oberösterreichische Lokalbahn war auch für Schweizer Eisenbahnfreunde zur Zeit ihres Gleichrichterwagenbetriebs ein lohnenswertes Ziel, wobei sich der Besuch natürlich auch mit den übrigen St&H-Bahnen im Raum Gmunden, Attersee und Linz verbinden liess. Gleichrichterwagen EGL 25 052 im Abzweigbahnhof Neukirchen bei Lambach, links erkennbar die ÖBB-Hauptstrecke nach Salzburg.

Auch das Trammuseum Zürich besuchte die „Haager Lies“ am 16. April 1989. Zusätzlich zu den im EA 9/2018 publizierten Bildern hier noch vier Dias aus dem Nachlass des 2011 verstorbenen TMZ- und FEA-Mitglieds Fredy Schneider.

Fotohalt oberhalb Bachmanning und…

… das folgende Dia trägt auf dem Rähmchen den Vermerk: “Rasch einsteigen hiess es dauernd.”

Alle Fotos: Fredy Schneider,  16. April 1989, Smlg. FEA

07 Sep

Waldbahn Apscheronsk im Nordkaukasus

Um 3.45 Uhr ging die Fahrt in Otdaljonny los.  Ankunft um 7 Uhr in Tschernigovskoye. Die meisten Dörfer im Tal haben keine Strassenanbindung.

von Alexander Bless

Im August hatte ich die Gelegenheit, der Waldbahn Apscheronsk (750 mm Spurweite) im russischen Nordkaukasus zwei Tage lang einen Besuch abzustatten. Apscheronsk befindet sich etwa 120 km südöstlich von Krasnodar. Die beiden Reste des urspünglich 127 km langen, ypsilon-förmigen Netzes beginnen ca. 30 km südlich des Städtchens Apscheronsk. Der Erfolg der Reise war eher mässig; das Gesehene und Erlebte aber durchaus interessant!

Tschernigovskoye – Otdaljonny

Als eine der letzten Schmalspurbahnen in Russland verkehren über die Gesamtstrecke immer noch fahrplanmässige Personenzüge mit einer Tu8P. Dabei wird immer auch die Stichstrecke nach Kushinka bedient. Es fährt täglich ein Zugpaar, an drei Tagen pro Woche sogar ein zweites Zugpaar, welches aber grösstenteils nachts unterwegs ist. Dies wies der Fahrplan vor Ort aus, welcher über die Sommerferienzeit bis Anfang September gilt. Die Fahrtzeit beträgt über 3h für die 32 km lange Strecke.

Der Fahrplan

Holzzüge fuhren gemäss Eisenbahnern seit ein paar Tagen keine, offenbar wegen wirtschaftlichen Problemen der Firma oder einfach, weil Sommerferien waren. So genau konnte das vor Ort aber niemand sagen. Die Holzzüge fahren maximal ab Tubi runter ins Tal. Otdaljonny wird als einziges Dorf im Tal von einer Strasse bedient, und der Holztransport geschieht somit per LKW. Es scheint, dass die Personenzüge und die Holzzüge von unterschiedlichen Betreiberfirmen gefahren werden.

Vor dem Depot standen zwei scheinbar betriebsfähige PV51 Personenwagen sowie ein auf bestehendem Untergestell komplett neu aufgebauter Personenwagen. Scheinbar hat man mit der Bahn also doch noch irgendetwas vor? Vielleicht erkennt man, wie gross der Erfolg auf der Strecke Guamka – Mezmay ist und will daher auch einen touristischen Verkehr aufziehen?

Der Gleiszustand ist bedenklich. Die Tu8P führt immer Einrichtungen zum Wiedereingleisen mit, und so wie es aussah, werden diese Werkzeuge auch regelmässig gebraucht. Es existiere auch noch eine zweite Tu8P, welche aber nicht betriebsfähig sei. Für Gruppen mache man auch Extrafahrten. Es wurde von einem Tarif von rund 50€ pro Stunde gesprochen.

Guamka – Mezmay

Diese Zugskomposition mit einer gepflegten Tu8 scheint nur bei kaltem Wetter zum Einsatz zu kommen

Der Betriebsbahnhof in Guamka ist nicht mehr als ein Gleisdreieck, ohne Werkstatt und Unterstellmöglichkeiten für das Rollmaterial.

Es fahren ganzjährig täglich Touristenzüge von Guamka ab dem Eingang zur Schlucht bis zu einem kleinen Restaurant mitten in der Schlucht im 40-Minuten-Takt. Die dabei befahrene Strecke misst ca. 1.8 km. Die Gleise liegen aber neu wieder ab dem ehemaligen Bahnhof Guamka. Das Bahnhofgebäude selber ist aber eine Ruine. Wofür die Strecke zum alten Bahnhof genutzt werden soll, ist mir unklar. Open Railwaymaps verzeichnet noch ein Stück existierende Strecke in Richtung Apscheronsk. Dies ist jedoch nicht richtig. Die Gleise müssen schon sehr lange weg sein. In Richtung der Schlucht liegt mitten Im Dorf ein Gleisdreieck, welches als Betriebsmittelpunkt dient. Ein Depot oder eine Werkstätte gibt es aber nirgends.

Mittlerweile hat man sich eine zweite Zugskomposition mit einer weiteren Tu8 zugelegt.

Gab es früher nur eine Zugskomposition aus einer Tu8 mit 3 PV51 – Personenwagen und eine alte Draisine, gibt es heute einen zweiten Zug, ebenfalls mit Tu8 und vier auf bestehenden Untergestellen neu aufgebauten offenen Personenwagen.

Die Wagen wurden komplett neu aufgebaut.

Die alte Draisine ist verschwunden. Ausserdem wurden zwei Tu8 in offene Triebwagen umgebaut. Einer verkehrt ab Guamka, der zweite ab Mezmay. Der Triebwagen in Guamka wird wohl dann eingesetzt, wenn der Andrang nicht gross ist.

Wahrscheinlich auf Grundlage von Tu8 entstanden: einer der zwei „Sommer-Triebwagen“

Draisine für den Bahndienst in Guamka

Es existieren im Weiteren zwei Draisinen mit Anhänger für Baudienstzwecke sowie einige Güterwagen. Einer hat ein völlig neues Schneefräsaggregat angebaut bekommen. Der alte Schneepflug steht in bedauernswertem Zustand als Denkmal neben dem Streckengleis in Guamka.

Der Triebwagen unterwegs in der Schlucht

Alle Züge werden in die Schlucht geschoben. Die Schlucht sowie die Strecke dürfen als extrem spektakulär bezeichnet werden. Die Gleise weisen teils sehr enge Radien auf und befinden sich in sehr gutem Zustand.

Wacklige Brücken überqueren Seitentäler

Nach einer folgenschweren Entgleisung endete eine Tu8P im Fluss

Vom kleinen Restaurant führt die Strecke noch etwas mehr als einen Kilometer weiter durch die Schlucht. Fallweise scheinen auch hier Züge zu verkehren. Bei meinem Besuch war auf diesem Abschnitt aber nichts los. Das gesamte Trasse zwischen Guamka und Mezmay dient auch als Fussweg, was rege in Anspruch genommen wird.

In der Rutschgegend kam es zu massiven Geländesenkungen

Ab dem oberen Streckenende hat ein riesiger Erdrutsch etwa 700 m komplett, grösstenteils bis zur Unkenntlichkeit zerstört. Ein Wanderweg führt über die Rutschzone, bis das Gleis in Richtung Mezmay wieder beginnt. Dieser Streckenabschnitt wird Mittwoch bis Sonntag bedient.

Der Fahrplan des oberen Abschnittes von der Schlucht nach Mezmay

Hier stehen nur der neue, offene Triebwagen, eine Draisine sowie ein Flachwagen im Einsatz. Bei meinem Besuch fuhren keine Personenzüge. Dafür wurde kräftig gebaut. Der Triebwagen pendelte mit Steinen auf dem Flachwagen zu einer abschüssigen Stelle, welche aufgefüllt wurde. Die Gleisanlagen im Bahnhof Mezmay werden derzeit um ein Umfahrgleis ergänzt. Das recht grosse Bahnhofgebäude hier ist ebenfalls nur noch eine Ruine.

Der Sommertriebwagen auf dem oberen Abschnitt wird an diesem Tag für den Baudienst eingesetzt

Es ist interessant, wie stark in diese Bahn investiert wird und wie gut alles im Schuss ist. Ich bin gespannt, ob man sich auch noch daran macht, das zerstörte 700 m lange Mittelstück wieder herzustellen. Der Aufwand dafür dürfte immens sein.

Im oberen Abschnitt Richtung Mezmay wird in die Gleise investiert

 Eine schöne Brücke kurz vor Mezmay. Leider ohne Zug…

Text und alle Fotos: Alexander Bless, Verein AG2

07 Sep

Delle – Belfort

Seit dem Blog vom 31. März 2018 *) sind die Bauarbeiten an der Strecke Delle – Belfort weitgehend abgeschlossen. Am 25. Mai wurde die Fahrleitung der 22 km langen Strecke eingeschaltet und mit ersten Probefahrten die Gleis-, Fahrleitungs- und Sicherungsanlagen getestet. (EA 7/18, S. 314). Nach 6 Wochen Sperrung wegen umfangreicher Bauarbeiten auf der Strecke nach Delémont wurde am 20. August der Bahnbetrieb von der Schweiz aus nach Delle wieder aufgenommen.

Beidseits der Grenzen hat der erste Fahrplan ab 9. Dezember 2018 zu gewissen Enttäuschungen und Misstönen geführt. Denn die 10 RE-Züge aus Biel/Bienne werden von Delle nur bis Méroux, zum TGV-Bahnhof Belfort-Montbéliard, verlängert. Wir haben im EA 1/17 S. 15, über die entsprechende Vereinbarung des Angebots zwischen dem BAV, dem Kanton Jura und der Region Franche Comté berichtet. Grundlage ist das „Abkommen zwischen dem Schweizerischen Bundesrat und der Regierung der Französischen Republik betreffend die Wiedereröffnung der Bahnlinie zwischen Belfort und Delle und die diesbezügliche Mitfinanzierung durch die Schweiz sowie den Betrieb der Bahnlinie zwischen Belfort, Delle und Delsberg“, abgeschlossen am 11. August 2014 und in Kraft getreten durch Notenaustausch am 1. Juni 2017

Fahrplanlink: https://www.myaireurbaine.info/l-aire-urbaine/1184-ligne-belfort-delle,-les-horaires-d%C3%A9voil%C3%A9s-%20.html

Dass die Schweizer Züge nur bis zum TGV-Bahnhof und nicht bis zum Bahnhof Belfort Ville (an der einstigen, bis 2007 vom TEE resp. EC Arbalète befahrenen Ostbahnstrecke Basel – Belfort – Chaumont -Paris Est) verkehren, löste nun allmögliche Reaktionen und Spekulationen aus:

So ist in der französischen Eisenbahnfreundezeitschrift der FACS zu lesen, dass die Schweiz als wichtigster Finanzierungspartner nur am Anschluss ans Hochgeschwindigkeitsnetz im TGV-Bahnhof Belfort-Montbéliard interessiert sei.

Alstom und Siemens-Präsenz in Belfort Ville: Mit den SNCB-Lokomotiven 1807 und 1862 fanden im Juli 2018 Probefahrten Belfort – Mulhouse statt,  im Hinblick auf ihre künftige Zulassung Paris – Namur.

Demgegenüber beargwöhnt man bei Schweizer Eisenbahnfreunden, dass Frankreich und die SNCF wohl keine Schweizer Züge in der Alstom-Hochburg Belfort sehen wollten. In der neusten Ausgabe des Info-Forum 3/18 von Pro Bahn wird gemäss einem Informanten der französischen Schwesterorganisation FNAUT noch ein anderer Verdacht geäussert: Die SNCF befürchte, dass die Schweizer Kundschaft in Belfort Ville auf die billigeren (aber auch langsameren und selteneren) Züge auf der Ostbahn nach Paris Est abwandern könnte? Zusätzliche Unzufriedenheit löste der gestrichene Halt der Schweizer Züge in Morvillars aus, der aber gemäss Pro Bahn nach Invervention dieser Gemeinde noch nicht definitiv ist.

Schön, aber öfters leer: Belfort Ville, einst Etappenhalt des “Arbalète”. Hier wurden einst auch die Kurswagen aus der Schweiz via Delle den Schnellzügen nach Frankreich beigestellt, oder es bestand zumindest ein Anschluss.

Auch das Stadtparlament Belfort hat am 31. Mai 2018  eine Erklärung gegenüber der Region und der SNCF abgegeben. Mit grosser Mehrheit wird gefordert, dass 2019 auch die Schweizer Züge bis und ab Belfort-Ville verkehren dürfen, zumal die jetzige, unverständliche Situation einzig politische und administrative Gründe habe, und nicht den Bedürfnissen der Bevölkerung entspreche, nach dem 110 Mio. Euro teuren Wiederaufbau dieser Bahnverbindung. Ein einziger Abgeordneter stimmte dagegen und verlangte  tatsächlich…-, dass nur Alstom-Züge nach Belfort-Ville fahren sollten. Dies veranlasste den Stadtpräsidenten von Belfort zur Antwort, man könne doch auf der Autobahn A 36 auch nicht verlangen, dass nur Peugeot-Autos zugelassen seien!

Das charakteristische Bahnhofgebäude Belfort Ville von 1934, vor dem Hauptportal fährt die Buslinie 3 zum TGV-Bahnhof. Bis 1952 fuhr hier auch das städtische Tram.

Auch beim heutigen Busverkehr von Optymo besteht kein durchgehender Betrieb zwischen Delle und Belfort. Die Linie 3 verkehrt zwischen Belfort und dem TGV-Bahnhof, die Linie 25 zwischen dem TGV-Bahnhof Belfort-Montbéliard und Delle. Die Tageskarte von 3.60 Euros (sh. Blog vom 31. März) ist sehr attraktiv; die Busfahrt mit richtigem Umsteigen für Ortsunkundige aber etwas anspruchsvoller:

Der Linienbus 3 fährt vor dem Bahnhof Belfort Ville ab. Obwohl er den TGV-Bahnhof als Endstation angibt, empfiehlt es sich, dann an der zweitletzten Haltestelle TGV-Bahnhof (150 m von diesem entfernt) auszusteigen. Denn die Endhaltestelle “1ère RA” mit Wendeplatz liegt weitab im Grünen. Unmittelbar und prominent vor dem TGV-Bahnhof fahren nur die Busse nach Montbéliard.

Die Haltestelle der Buslinie 25 nach Delle in Belfort-Montbéliard TGV, im Hintergrund die RN1019.

Die Linie 25 von und nach Delle fährt ebenfalls nicht vor dem TGV-Bahnhof, sondern auch 150 m davon entfernt. Seine Haltestelle ist aber nicht die gleiche wie jene der Linie 3, sondern befindet sich ein paar Schritte davon an einer Querstrasse (wo der Bus wendet und nach Delle zurückfährt). “Spannend” ist auch die Fahrt nach Delle: Hier fuhr „mein“ Bus erst ins Zentrum, dann machte er eine Tour durch die Stadt, ins Grüne, fand dann aber wieder zurück in die Altstadt… und endlich zur Endhaltestelle in einer Seitenstrasse beim Bahnhof Delle.

Haltestelle Delle gare, im rechten Winkel zur Bahnlinie.

*) Die früheren Beiträge sind beim Klicken rechts auf das Schlagwort Delle – Belfort zu finden.

Alle Fotos: C. Ammann, 19. und 20. 8. 2018

1 4 5 6 7 8 16