10 Jan

Rumänien im September 2018 (6)

Von José Banaudo, Nizza

Nach Timișoara folgt nun der Besuch von Arad, einer anderen grossen Stadt, die 1918 rumänisch wurde. Auch hier verkehrt interessantes Rollmaterial auf den sechs Bahnstrecken, welche das Umland von Arad durchqueren.

Am Morgen des 8. September 2018 wartet die sechsachsige 400.089 von Unicom Tranzit im Bahnhof Șagu an der einspurigen Strecke Timișoara–Arad auf den Gegenzug.

Die Tenderlokomotive 131.001 (Reșița 1939) steht als Denkmal vor dem Hauptbahnhof von Arad. Man beachte über dem Wasserkasten die Ölbehälter für die Ölzusatzufeuerung.

An diesem 8. September ist Grossempfang im Hauptbahnhof Arad: Politiker, Fernsehen und Journalisten sind hier, um die neue Zugverbindung Arad–Baia-Mare der Privatbahn Astra Trans Carpatic einzuweihen. Der fahrplanmässige Betrieb mit 3 der 15 aus Dänemark übernommenen Triebzüge wurde auf Dezember angekündigt. Es handelt sich um die AnsaldoBreda IC 2-Züge von 2012, von denen sich die DSB wegen mangelnder mangelnder Zuverlässigkeit trennte (sh. EA NiK 11/16 und 1/18). Bleibt zu hoffen, dass es bei Astra Trans Carpatic (Tochtergesellschaft von Astra Vagoane Călători) gelingt, die Triebzüge betriebsbereit zu halten.

Im Bahnhof Curtici an der ungarischen Grenze, etwa 20 km von Arad entfernt, treffen wir auf die 60.0455 und die 69.0052 der Privatbahn Cargo Trans Vagon, beide in vorzüglichem Zustand.

Die Strecke Arad–Curtici ist Teil des europäischen Güterverkehrskorridors 7. Gleise, Fahrleitung und Signalanlagen sind deshalb von Grund auf modernisiert worden. Hingegen bleibt der Regionalverkehr den Malaxa-Doppeltriebwagen der Serie 78.1000 anvertraut, gebaut zwischen 1939 und 1954. Der Zustand dieser ästhetisch ansprechenden Züge verrät aber, dass ihre lange Karriere bald zu Ende geht. Hier kommen die 78.1021 / 1031 an ihrem Endbahnhof Curtici an.

Nördlich von Arad verzweigen sich im Abzweigbahnhof Sântana die nicht elektrifizierten Strecken nach Oradea und Brad. Wir treffen hier auf die „Caravelle“ 97.0548 ex-X 4548 SNCF von Regio Calatori, unterwegs als Regionalzug Arad–Brad.

Der Malaxa-Doppeltriebwagen 78.1008 / 1009 als Regionalzug Chișineu-Criș–Arad im Bahnhof Sântana. Die letzten 4 Einheiten dieser eleganten, sechzig- bis siebzigjährigen Züge beenden nun ihre Karriere in Arad.

In Sântana begegnen wir auch diesem Regionalzug Arad–Oradea mit der dieselelektrischen 64.1357, einer modernisierten 060 DA / Reihe 60.

Im Abendlicht kommt uns im Bahnhof Aradul Nou die «Caravelle» 97.0510 ex-X 4510 SNCF von Regio Calatori als Regionalzug Valcani–Arad entgegen.

Einige Minuten später eilt der Nacht-Intercity Arad–Constanța der Privatbahn Astra Trans Carpatic mit der Rade Končar 430.069 durch den Bahnhof Arad Nou.

Am 9. September verlassen wir frühmorgens Arad Richtung Osten. Es ist Sonntag, und aufgrund der eingeholten Auskünfte rechnen wir damit, dass das touristische Tram Sibiu–Rășinari fahren wird. Doch grosse Enttäuschung: Am Beginn der Strecke steht nur das Genfer Tram Be 4/4 724 mit seiner Dekoration für die Theateraufführung « Ein Tram namens Popescu ».

Der Rest des Rollmaterials steht in Rășinari steht unter freiem Himmel, Wetter und Vandalismus ausgesetzt. Der Triebwagen Be 4/4 101 ex Aigle–Ollon–Monthey–Champéry (AOMC) kam erst Ende August nach Rășinari. Noch ist der Pantograph nicht montiert. (Die aktualisierte Geschichte ist im EA NiK 12/18 auf den Seiten 556/557 zu finden; der Triebwagen ist inzwischen in Betrieb).

Ebenfalls abgestellt sind der Genfer Tramanhänger B 306 und der ET 26.111 von Stern&Hafferl (Vöcklamarkt – Attersee) ex Birsigtalbahn Basel – Rodersdorf sowie der Genfer Be 4/4 721 (Bild unten).

Wegen der Theateraufführung fiel der sonntägliche Touristenbetrieb leider aus, und wir verliessen Sibiu nach diesem enttäuschenden Intermezzo wieder Richtung Arad, um das dortige, sehr faszinierende Tramnetz zu besuchen.

Alle Fotos: J. Banaudo

Übersetzung: C. Ammann