03 Nov

Maschinelle Weichenerneuerung und Schotterreinigung

In Bern erneuert Sersa mit Gleisbaumaschinen von Matisa am aktuellen Wochenende einige Weichen. Nachdem in der Nacht Freitag/Samstag die alten Weichen mit einem Schienenkran ausgebaut wurden, wurde am Samstagvormittag unter laufendem Betrieb der alte Schotter ausgehoben.

Die Maschine W1+ holt mit dem seitlich stark schwenkbaren Schaufelradbagger den Aushub aus dem Gleisbett und bringt ihn über das schwarze Förderband auf das Rüttelsieb des Reinigungselements Reiner-1+. Dieses sortiert den Aushub: Die noch verwendbaren Schottersteine werden ausgesiebt und über das rote Förderband und durch den roten Trichter der W1+ wieder ins Gleisbett zurückbefördert. Die zu stark abgenutzten Schottersteine, welche im Gleisbau nicht mehr genutzt werden können, werden im Reiner-1+ zwischengelagert und später oder direkt über Förderbänder in Altmaterial-Verlade-Einheiten-Sersa (Aves; nicht auf den Bildern) gebracht.

W1+ und Reiner-1+ sind Zweiwegfahrzeuge, allerdings «umgekehrt» zur üblichen Bauart wie beim im Hintergrund sichtbaren Zweiwegbagger: Sie sind Schienenfahrzeuge, die für Bewegungen auf dem Schotterbett ohne Gleisrost mit angetriebenen Raupen ausgerüstet sind.

Fotos: Bern, 3.11.2018, Stephan Frei

02 Nov

“gepimpte” Militärfahrzeuge als Ladegut

Bereits seit den sechziger Jahren ist Roco mit seiner Minitanks-Serie auf dem Markt, die unzählige Militärfahrzeuge aller Epochen im Massstab 1:87 anbietet. Diese eignen sich hervorragend als Ladegut für Eisenbahnwagen und sind sowohl im Laden als auch auf Börsen relativ preiswert zu haben. Die Qualität der Modelle war für die Entstehungszeit hervorragend und kann sich auch heute noch sehen lassen. Da die Fahrzeuge gesteckt und nicht geklebt sind, können sie für Umbauten relativ leicht demontiert werden.

Für einen amerikanischen Zug aus der Zeit des 2. Weltkrieges wählte ich als Ladung Halbkettenfahrzeuge (White M3 Half Track). Da diese neu ab Werk geliefert werden, sollen sie neu aussehen und sind noch mit Planen zugedeckt. Alles bei solchen Fahrzeugen sonst übliche Zubehör wie Pickel, Schaufeln oder Benzinkanister ist noch nicht montiert. Bei den Roco-Fahrzeugen fehlt die Plane oder ist – wenn vorhanden – wenig naturgetreu dargestellt. Das bedeutet: selber machen!

Die Frage war, wie? Die Firma Artitec vertreibt ein extrem schön gelungenes Modell dieses Halbkettenfahrzeuges (das Sanitätsfahrzeug mit Plachenverdeck auf dem Bild) als Resin-Handarbeitsmodell mit entsprechend hohem Preis. Dieses diente mir als Vorbild – neben verschiedenen Fotos aus dem Internet – für die Gestaltung der Planen. Welches Material aber würde sich eignen, um daraus solche Planen zu formen? Ich schaute mir verschiedene Stoffe an, deren Gewebe aber für den Massstab zu grob war, und die sich auch nicht genügend verformen liessen. Als ich beim Sonntags-Frühstück die Alufolie einer Packung Frischkäse abzog, hatte ich mein Material gefunden: Diese Folie ist recht stabil und weist eine feine Prägung auf, die zwar nicht Stoff imitiert, aber am Modell genau den gewünschten Eindruck eines Gewebes erzeugt. Und die Folie lässt sich relativ leicht verformen.

Ich habe das Artitec-Fahrzeug als Urform genommen, mein Plachenmaterial darüber angedrückt und so eine (Fast-) Kopie der Artitec-Plane erhalten. Diese kann dann noch leicht variert werden, damit jedes Fahrzeug etwas anders aussieht. Anschliessend wird die Plane in Form geschnitten. Zu diesem Zeitpunkt ist die Plane noch ziemlich instabil und kann leicht zerdrückt werden. Deshalb bestreiche ich sie von der Innenseite (die man ja zum Schluss nicht mehr sieht) mit einem Leim, der relativ dick aushärtet und der Plane Stabilität verleiht. Ich nehme dazu, was grad zur Hand ist – es eignet sich jeder Leim, der sich mit Aluminium verbindet und recht dickflüssig ist, wie etwa 2K-Epoxy.

Farbe und passende Abziehbilder helfen, ein möglichst naturgetreues Modell zu schaffen. Im letzten Bild sind die Wagen zu sehen, die mit diesen Panzerfahrzeugen beladen werden sollen. Es sind alte Fleischmann-Modelle, die mit neuen Beschriftungen, Farbe und Zubehörteilen ebenfalls modellgetreu gepimpt werden. Dazu mehr in einem späteren Beitrag.

 

01 Nov

Bulgarien (3) – Die Rhodopenbahn

Zug der Rhodopenbahn in der Tsepinska-Schlucht

Von José Banaudo

Das eigentliche Ziel unsere Fahrt nach Bulgarien war die 760 mm-spurige Rhodopenbahn Septemvri – Dobrinishte. Sie verläuft durch das im Süden Bulgariens gelegene Rhodopengebirge, das bis nach Griechenland reicht, und ist die letzte Schmalspurbahn Bulgariens. Der Betrieb auf der 125 km langen Strecke wurde etappenweise zwischen 1926 und 1945 eröffnet. Mit Steigungen von bis zu 32 ‰, Kurven mit Minimalradius von 60 m, vier Spiral- und vielen hufeisenförmigen Wendetunnels steigt die noch immer von der Staatsbahn BDZ betriebene Bahn von 238 m auf 1267 m Höhe über Meer auf, um die Wasserscheide zwischen dem Schwarzen und dem Ägäischen Meer zu überwinden.

Mit vier täglichen Zugpaaren über die ganze Strecke und einem über eine Teilstrecke, ist die Rhodopenbahn ein wichtiger öffentlicher Dienst zur Erschliessung dieser Gebirgsregion. Sie hat aber auch eine grosse touristische Bedeutung, bedient sie doch Thermal- und Wintersportstationen sowie verschiedene  Ausgangspunkte für Gebirgswanderungen.

Von 11. – 13. September sind wir zahlreichen Zügen gefolgt und haben Hunderte von Fotos gemacht. Dies ist nicht allzu schwierig auf einer Strecke von 125 km, die mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von nur 26 km/h in rund 4 Std. 45 Minuten befahren wird. Schwieriger ist eine Auswahl aus dieser reichen Fotoausbeute zu treffen. Beginnen wir also unsere Entdeckungsreise auf der Rhodopenbahn!

Alle fünf täglichen Zugpaare tragen Namen, die einen Bezug zur regionalen Geographie haben: “Rodopi“ und „Rila“ sind Gebirge, „Vihren“ ist ein Berggipfel, „Mesta“ ein Fluss, und „Kleptuza“ ein See in der Umgebung von Velingrad.

Am Morgen des 12. September haben wir unerwartetes Glück: Ich bemerke eine Putzequipe beim Reinigen der Wagen der historischen Zugskomposition. So raffe ich alle meine bisher erworbenen slawischen Sprachkenntnisse zusammen und frage, ob dieser Zug heute fahre, wann und mit welcher Lokomotive? Die Antwort kommt prompt: Ein Dampf-Extrazug nach Velingrad ist für heute für eine Gruppe von Parlamentariern bestellt, Abfahrt 10:40. Die Lokomotive ist die 609.76, gebaut 1949 von Fablok in Chrzanów (Polen), die letzte betriebsfähige einer Serie von 15 Maschinen.

Zwischen Septemvri und Varvara verläuft die Strecke in der Flussebene der Tsepinska, einem Zufluss der Maritsa. Der Zug verlässt hier die Haltestelle Pamporovo, wo ein Heiligenbild der Heiligen Barbara dem Reisenden, der die Gemeinde Varvara verlässt, gute Fahrt wünscht. Varvara, Barbara ist die Schutzheilige aller Berufe die mit dem Feuer zu tun haben, Feuerwehrleute, Mineure, Artilleristen und… Dampflokheizer.

Der kleine Bahnhof Tsepina liegt einsam in der Schlucht des Flusses Tsepinska. Auch einige Autos mit bulgarischen Eisenbahnfreunden verfolgen den Zug, und man sagt uns, wir hätten grosses Glück! Dies sei der erste Dampfzug dieses Jahres, und es sei nicht sicher, wie lange die 609.76 noch in betriebsfähigem Zustand erhalten werde.

Nach einem längeren Halt im kleinen Bahnhof Dolene fährt der Zug wieder ab, um die starke Steigung bis der Talschwelle nach Kostandovo in Angriff zu nehmen.

Kreuzung in Kostandovo. Der Zug 16105 „Mesta“ Septemvri – Dobrinishte (rechts), gezogen von der Henschel-Lok 75.005 trifft auf Zug 16104 „Vihren“ (links) der Gegenrichtung mit Lok 77.002. Diese gehört zu einer Serie von 10 Maschinen, die 1988 in den rumänischen Lokwerken Uzinele 23 August (Faur) nach dem Vorbild der deutschen Henschel-Loks der Reihe 75  gebaut wurden. Weniger dauerhaft als ihr deutsches Vorbild, sind von der Reihe 77 in Bulgarien nur noch eine oder zwei Lokomotiven in Betrieb. Fünf wurden an die argentinische Minenbahn Rio-Turbio – Rio-Gallegos verkauft.(Reihe 75 von Henschel wird weiter unten beschrieben).

Hinter Kostandovo geht es ins Becken von Velingrad hinunter.

Nun hat der Dampfzug sein Ziel Velingrad erreicht, und die Parlamentarier erwartet ein Empfang mit Bankett. Bleibt zu hoffen, dass sie sich nun in Sofia für diese einzigartige Bahn einsetzen werden !

Auf der langen Steigung von Velingrad zum Kulminationspunktpunkt der Strecke haben wir keine Fotos gemacht. Denn nun folgen viele Kehrschlaufen, die in der Vegetation versteckt und schwer zugänglich sind. Wir erreichen die Bahn deshalb erst wieder in Avramovo, mit 1267 m über Meer höchstgelegener Bahnhof Bulgariens und des Balkans.

An dieser beschaulichen “Oase des Friedens” begegnen wir dem Zug 16103 «Rodopi» Septemvri -. Dobrinishte, gezogen von der Faur-Diesellok 77.002.

Die Diesellok 75.005 fährt mit dem Zug 16105 «Mesta» Septemvri – Dobrinishte bei der Moschee von Tcherna-Mesta vorbei. Es handelt sich um eine von drei Lokomotiven, die 1965-66 in einer Serie von 10 Maschinen von Henschel in Kassel entstanden, nach dem Vorbild der Lokomotiven für eine meterspurige Minenbahn in der spanischen Sierre Menera. Die Lokomotiven der Ferrocarril Minero de Sierra Menera gelangten nach deren Schliessung an die FEVE, später nach Argentinien, zu den Chemins de fer de la Provence in Frankreich und zur Brohltalbahn in Deutschland. Ähnliche Lokomotiven lieferte Henschel auch nach Thailand.

Der gleiche Zug 16105 «Mesta» Septemvri – Dobrinishte fährt am folgenden Tag mit  einer andern Zugskomposition in Tcherna-Mesta vorbei, nun mit der Henschel-Lok 75.006. Das Mesta-Tal verläuft Richtung griechische Grenze, wo der kleine Fluss zum Nestos wird, der ins Thrakische Meer mündet. Die meisten Dörfer hier haben eine Moschee; die Gegend ist von bulgarischen Bauern bewohnt, die zur Zeit des Osmanischen Reichs zum Islam konvertierten.

Zug 16105 „Mesta“ Septemvri – Dobrinishte mit 75.005 Henschel beim muslimischen Friedhof Yakoruda.

Der Zug 16108 „Mesta“ Dobrinishte – Septemvri mit der Henschel-Lok 75.005 oberhalb des Dorfes Dagonovo.

Die Henschel-Lok 75.005 mit dem Zug «Mesta» 16108 Dobrinihste – Septemvri im Bahnhof Belitsa. Der Güterverkehr auf der Rhodopenbahn endete 2003.

Zug 16106 „Rodopi“ Dobrinishte – Septemvri mit Faur-Diesellok 77.002 in Varvara. Die vielen, heute noch in einigen Bahnhöfen abgestellten Wagen lassen darauf schliessen, dass der Güterverkehr früher von einiger Bedeutung gewesen sein muss.

Einfahrt von Zug 16103 „Rodopi“ Septemvri – Dobrinishte mit Faur-Diesellok 77.002 in Yakoruda. Auch der Holztransport wird auf der Strasse abgewickelt.

Zug 16105 „Mesta“ Septemvri – Dobrinishte mit Henschel-Lok 75.006 verlässt Yakoruda.

Der Zug 16108 «Mesta » Dobrinihste – Septemvri verlässt Bansko hinter der Henschel-Lok 75.005. Obwohl dieser Bahnhof in der Ebene liegt, bedient er einen bekannten Wintersport-Kurort.

Im Depot von Bansko stehen auch noch der Ganz-Dieseltriebwagen 82.01 von 1952 und die Dampflok 504-76, gebaut 1927 bei ČKD, beide leider in schrottreifem Zustand.

Die Henschel-Lok 75.005 mit Zug «Mesta» 16108 nach Septemvri im Ausgangsbahnhof Dobrinihste.

In der Ebene des Flusses Mesta, etwa 60 km von der griechischen Grenze entfernt: Zug Zug 16106 «Rodopi» Dobrinishte – Septemvri hat hinter der Faur-Lokomotive 77.002 den Endbahnhof Dobrinishte verlassen.

Zum Schluss zwei abendliche Impressionen vom Bahnhof Avramovo.

Alle Fotos:J. Banaudo

Übersetzung: C. Ammann

 

 

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